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Börsengang auf der Kippe 22.03.2017 16:48:05

Credit Suisse: Zu früh zu optimistisch?

Credit Suisse: Zu früh zu optimistisch?

Die Credit Suisse (CS) will womöglich den Börsengang ihres Schweiz-Geschäfts absagen. Doch das könnte sich noch als grosser Fehler herausstellen.

JPMorgan Chase
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Eigentlich wollte die Bank mit dem Verkauf von 20 bis 30 Prozent der profitablen Schweiz-Tochter ihre Kapitaldecke um bis zu vier Milliarden Franken stärken. Mitte Februar stellte Konzern-Chef Tidjane Thiam den für das zweite Halbjahr 2017 geplanten Börsengang jedoch auf den Prüfstand. Er verwies darauf, dass sich das Kernkapital seit der Ankündigung der IPO-Pläne im Herbst 2015 verbessert habe. Diese Einstellung ist unter Experten aber umstritten.

Großaktionär gegen CS-Börsengang

Mit David Herro, Investment-Chef der amerikanischen Finanzinvestorin Harris Associates, hat sich bereits einer der größten Aktionäre des Mutterkonzern Credit Suisse gegen einen Börsengang des Schweiz-Geschäfts ausgesprochen: "Aus heutiger Sicht meine ich, dass die CS den Gang an die Börse überdenken sollte. Der Verwaltungsrat muss sich fragen, wie man auf mittlere bis lange Sicht am meisten Wert schaffen kann".

Dabei hat Herro durchaus Gründe für seine ablehnende Haltung. Zum einen hat sich das Interesse der Investoren seit der Wahl von Donald Trump zum neuen US-Präsidenten wieder mehr in Richtung Banking verschoben. Den schon kurz nach seinem Amtsantritt hat der Republikaner das Herzstück der Vorgängerregierung auf den Prüfstand gestellt: die Regulierung des Finanzsektors. Dazu hat er mehrere Dekrete unterzeichnet, um das Wall-Street-Reformpaket zumindest teilweise rückgängig zu machen. Hiervon profitieren Investmentbanken wie Goldman Sachs oder J.P. Morgan, wogegen eine grundsolide Schweizer Bank wie Credit Suisse an Attraktivität verliert.

Auch weltweit drohen den Regulierungsbemühungen Rückschläge. So hat die Bankenlobby bereits erreicht, dass weitere, unter Basel IV bekannte Verschärfungen für die Branche zunächst nicht vorankommen.

Zum anderen macht sich David Herro um die Kapitalbasis von Credit Suisse, die durch den IPO verbessert werden soll, kaum Sorgen: "In allen Punkten macht die CS große Fortschritte. Das werden wir bald in Resultaten sehen, die nicht mehr durch Sondereffekte verzerrt sind", lobt der Investment-Chef von Harris Associates die Kapitalausstattung der Bank.

Hat die Credit Suisse wirklich genügend Luft?

Vielen Marktbeobachtern erscheint dieser Optimismus jedoch verfrüht. Sie haben nicht vergessen, dass CEO Thiam noch im Jahr 2015 die Aktionäre um frisches Kapital in Höhe von 6 Milliarden Franken bitten musste.

"Die Investoren wollen das Schaf CS ganz offensichtlich bis hinunter auf die Haut scheren", äußerte ein Investmentbanker seine Zweifel gegenüber dem Schweizer Finanzportal "finews.ch". Und weiter: "Ich kann nur hoffen, dass der CS-Verwaltungsrat eine langfristigere Sichtweise einnimmt".

Dass diese Sorgen berechtigt sind, ist schon daraus ersichtlich, dass die Kernkapital-Quote (CET 1) zum Jahresende 2016 auf 11,6 Prozent geschrumpft ist, nach 12 Prozent im dritten Quartal. Seit 2015 - damals belief sich die CET 1-Quote auf 11,4 Prozent - hat sich die Kapitalisierung der Schweizerischen Bank somit kaum verbessert.

Es hat den Anschein, als würde sich der Optimismus bei Credit Suisse weniger auf die tatsächliche Kapitalentwicklung als vielmehr auf die Hoffnung hinsichtlich einer weniger strengen Regulierung stützen. Dies könnte sich in Zukunft jedoch als gefährliches Spiel herausstellen.

Redaktion finazen.ch

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