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Auch nach Skandaljahr 21.02.2022 23:02:00

Darum bleibt die Credit Suisse das Sorgenkind unter den Schweizer Banken

Darum bleibt die Credit Suisse das Sorgenkind unter den Schweizer Banken

Mit ihrer Bilanzvorlage hat die Grossbank Credit Suisse die ohnehin schon tiefen Erwartungen noch einmal unterboten. Und auch in naher Zukunft ist wohl keine Besserung in Sicht, denn die Bank hat neben und "dank" den Skandalen aus 2021 weitere Baustellen, die sie angehen muss.

Credit Suisse
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• Credit Suisse schloss Skandaljahr 2021 mit roten Zahlen ab
• Nach "Schreckensjahr" folgt "Übergangsjahr"
• Schwindendes Kundenvertrauen und abkühlende Finanzmärkte machen Probleme

Skandale, Pannen und Fehler haben der Credit Suisse im Geschäftsjahr 2021 einen Reinverlust in Höhe von 1,57 Milliarden Franken beschert. Nur in zwei der vier Quartale konnte die Grossbank schwarze Zahlen schreiben, die anderen beiden endeten tiefrot. Im ersten Quartal entstanden Milliardenverluste durch den Zusammenbruch des US-Hedgefonds Archegos. Zudem musste die Grossbank die Liquidation der "Greensill"-Fonds und potenzielle Ausfälle in Milliardenhöhe für die Investoren vermelden - ein Skandal, dessen Auswirkungen die Credit Suisse bis heute beschäftigen. Im vierten Quartal sorgten eine 1,6 Milliarden Franken schwere Wertberichtigung für die vor mehr als 20 Jahren gekaufte US-Investmentbank Donaldson, Lufkin & Jenrette sowie Rückstellungen für Rechtsstreitigkeiten in Höhe von 436 Millionen Franken für ein massives Minus vor Steuern von 1,59 Milliarden Franken. Rechne man diese Sondereffekte aus dem Quartalsergebnis heraus, erhalte man zwar laut der ZKB eine schwarze Null - allerdings nur wegen Gewinnen, die mit Immobilienverkäufen erzielt wurden. Laut "NZZ" habe die CS "unter Ausklammerung aller unschönen Sondereffekte [...] im vierten Quartal nur 328 Millionen Franken verdient", was deutlich zu wenig sei und zeige, dass das Kerngeschäft der Bank nicht rund laufe.

Credit Suisse bleibt hinter Konkurrenz zurück

Tatsächlich haben hingegen die heimischen Konkurrenten im Jahr 2021 stark abgeschnitten. So konnte etwa die UBS das beste Jahresergebnis seit 15 Jahren einfahren und die Erwartungen schlagen. Julius Bär konnte sogar einen neuen Rekord beim Jahresgewinn erzielen, denn das Umfeld war für die Branche eigentlich freundlich. Dass die Credit Suisse so enttäuschend abschnitt, liegt daher vor allem an den selbstverschuldeten Problemen - und das dürfte ein Nachspiel haben. Denn während die Konkurrenz sich 2021 ein Polster aufbauen und Investitionen tätigen konnte, um den nun allmählich abkühlenden Finanzmärkten zu begegnen, fehlt dies der CS.

Die Abkühlung der Finanzmärkte, die die ganze Branche betrifft, zeigte sich bei der Credit Suisse im letzten Jahresviertel auch durch eine Verlangsamung bei den Erträgen, da ihre Kunden deutlich weniger handelten. Auch die Neugeldzuflüsse liessen zu wünschen übrig: Im vierten Quartal flossen der Bank nur Neugelder in Höhe von 1,6 Milliarden Franken zu. Zum Vergleich: Bei der UBS waren es 26,9 Milliarden Dollar (umgerechnet knapp 25 Milliarden Franken). Zwar ist die UBS deutlich grösser als die CS, allerdings bei weitem nicht so gross, dass diese Differenz verhältnismässig wäre. Vor allem das asiatische Geschäft macht bei der Credit Suisse Probleme - obwohl dort im vergangenen Jahr das Wachstum durch 80 neue Kundenberater forciert werden sollte. Tatsächlich kam es in Asien letztlich aber sogar zu Abflüssen bei den Kundengeldern.

CS hat durch Skandale Vertrauen verspielt

Die angesprochenen Entwicklungen zeigen, dass die Credit Suisse ein Ertrags- und womöglich auch ein Vertrauensproblem hat, wenn die reichen Kunden ihre Gelder abziehen oder der Bank kein neues Kapital anvertrauen wollen. Denn ausser wegen Archegos und Greensill geriet die CS jüngst auch wegen einem Korruptionsskandal in Mosambik, dem Quarantäne-Verstoss des damaligen Verwaltungsratspräsidenten Antonio Horta-Osório und einem Geldwäscherei-Prozess in die Schlagzeilen. Ebenso dürfte es wenig zur Rückgewinnung von Vertrauen beitragen, dass das Institut ihren fertigen Greensill-Bericht nun nicht veröffentlichen will, da dies zu rechtlichen Problemen führen könnte. Wie die "NZZ" schreibt, sei das zwar stichhaltig, aber die Credit Suisse hätte "zumindest die wichtigsten Befunde und Lehren zusammenfassen und sie mit der Aussenwelt teilen sollen".

"Finanz und Wirtschaft" sieht gar die Unzuverlässigkeit als ein Kernproblem der Grossbank, wohingegen andere Institute lediglich ein Kostenproblem hätten. "Aus Investorensicht fällt bei Credit Suisse die lange Liste von Skandalen und Problemen auf", sagt auch Stefan Sauerschell, Renten-Fondsmanager bei Union Investment, laut der Nachrichtenagentur "Reuters. "Man hat immer wieder gedacht, dass die Managementprozesse verbessert wurden, und dann kam der nächste Tiefschlag. Credit Suisse ist eine grosse Baustelle" - und dürfte es wohl auch noch ein Weilchen bleiben. Selbst CEO Thomas Gottstein sprach bei der jüngsten Zahlenvorlage davon, dass es keine schnelle Lösung für die Probleme der Grossbank gebe und bezeichnete 2022 als "Übergangsjahr" im Zeichen des Umbaus.

Analysten erwarten bei Credit Suisse keine schnelle Besserung

Die laufende Restrukturierung dürfte nach Einschätzung von UBS-Analysten dann auch in den nächsten ein bis zwei Jahren zu einer Ergebnisbelastung führen. In einer Analyse von HSBC heisst es, die schwache Entwicklung in der Vermögensverwaltung und im Investmentbanking mache im laufenden Jahr eine Ergebniserholung unwahrscheinlich. Analysten der RBC sprechen ebenfalls davon, dass es schwierig sei einzuschätzen, wann sich die Ertragslage der CS wieder normalisieren werde. Die aktuelle Reduzierung von Risiken dürfte zwar langfristig helfen, jedoch kurzfristig auf dem Gewinn lasten. Bei der Schweizer Grossbank gehe es derzeit um die Erhaltung des Kapitals und die Erfüllung regulatorischer Anforderungen - und nicht um das Ziel, Rendite für die Aktionäre zu erwirtschaften, formulierten es die Experten von JPMorgan etwas positiver.

Von Seiten der Credit Suisse selbst heisst es, positive Auswirkungen der neuen Unternehmensstrategie dürften zum grossen Teil wohl erst ab 2023 zum Tragen kommen. Das hängt wohl aber auch davon ab, wie viel Vertrauen die Grossbank bei den Kunden noch besitzt oder in den nächsten Monaten zurückgewinnen kann und ob es ihr gelingt, ihre Top-Banker zu halten, die womöglich mit einem Auge auf andere Arbeitgeber schielen. Denn andere Schweizer Banken schütten nach ihren starken Ergebnissen hohe Boni aus, während die CS den Bonuspool für Angestellte um rund ein Drittel verkleinert hat und die Boni zudem zurückverlangen will, wenn Mitarbeitende das Unternehmen innert drei Jahren verlassen.

Womöglich kommt es aber auch ganz anders, denn der "Tagesanzeiger" sieht die Credit Suisse bereits als eine Übernahmekandidatin an, die "kaum mehr Chancen [hat], selbstständig in die Zukunft zu schreiten". An der Börse ist die Credit Suisse momentan noch rund 21,6 Milliarden Franken wert (Stand: 18.02.2022). Das ist beispielsweise nur rund die Hälfte des Gewinns der US-Bank JPMorgan, der im Jahr 2021 bei 48,3 Milliarden US-Dollar (umgerechnet 44,5 Milliarden Franken) lag. Ob allerdings ein Konkurrent zuschlagen und sich die Altlasten in Form von Skandalen und laufenden Prozessen aufhalsen will, wird sich erst noch zeigen müssen.

Redaktion finanzen.ch

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Bildquelle: Keystone,Pincasso / Shutterstock.com

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