Corona-Rückenwind |
28.04.2021 13:34:43
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Delivery Hero-Aktie sehr stark: Delivery Hero wächst und setzt sich ambitionierte Ziele - Im Plan bei Verkauf der Tochter Yogiyo
Eine ungebremste Nachfrage infolge der Corona-Pandemie lässt den Lieferdienstes Delivery Hero hoffnungsvoll in das laufende Jahr blicken.
Der Konzern mit Sitz in Berlin und ohne eigenes Deutschland-Geschäft profitiert weiter davon, dass Menschen aus Bequemlichkeit und Angst vor Ansteckungen mit dem Coronavirus verstärkt Essen und Waren nach Hause bestellen. Auch die weltweiten Corona-Ausgehbeschränkungen, die etwa das Abendessen im Restaurant kaum möglich machen, spielen Delivery Hero dabei in die Hände.
Das Management rund um Konzernchef Östberg sieht daher gute Chancen dafür, den Jahresumsatz verglichen mit dem Vorjahr auf 6,1 bis 6,6 Milliarden Euro mehr als zu verdoppeln, wie Unternehmen am Mittwoch in Berlin mitteilte. Dabei hilft auch die Anfang März abgeschlossenen Übernahme des südkoreanischen Lieferdienstes Woowa. Auf vergleichbarer Basis rechnet der Konzern mit einem Umsatzplus von bis zu knapp 90 Prozent.
Der Bruttowarenwert (GMV) soll mit 31 bis 34 Milliarden Euro mehr als doppelt so gross ausfallen als noch vor einem Jahr. Auf vergleichbarer Basis - also inklusive des übernommenen südkoreanischen Unternehmens - hatte der Bruttowarenwert im vergangenen Jahr bei knapp 22 Milliarden Euro gelegen. Damit liegen die eigenen Ziele des Unternehmens deutlich über denen der Analysten.
Das defizitäre Unternehmen rechnet beim operativen Verlust mit einer Besserung - zumindest gemessen an der Marge. In absoluten Zahlen könnte der operative Verlust steigen. Die Marge auf Basis des bereinigten Ergebnisses vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) gemessen am Bruttowarenwert soll auf minus zwei bis minus 1,5 Prozent zurückgehen. 2020 hatte dieser Wert bei knapp minus fünf Prozent gelegen. Bisher hatte das Unternehmen die Margenprognose auf Basis des Umsatz angegeben.
Umgerechnet in absolute Werte ergibt die Prognose einen bereinigten Verlust vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen zwischen zirka 465 Millionen Euro und 680 Millionen Euro - nach knapp 570 Millionen Euro im Vorjahr. Von Bloomberg befragte Experten hatten bisher im Schnitt am unteren Ende dieser Spanne auf dem Zettel.
An der Börse sorgte dies nur kurz für Verstimmung. Nach einem anfänglichen Minus legt das Papier nun aktuell 9,25 Prozent auf 139,90 Euro zu. Die Aktie zog bereits in den vergangenen Wochen wieder deutlich an, nachdem es Anfang Februar bis auf die Marke von 100 Euro zurückgefallen war. Mit dem derzeitigen Kursniveau nähert sie sich wieder dem Anfang des Jahres erreichten Rekordhoch von 145 Euro.
Hoffnung legt Finanzvorstand Emmanuel Thomassin in den so genannten Q-Commerce (Quick Commerce), bei denen Kuriere Lebensmittel und Waren des täglichen Gebrauchs aus Geschäften vor Ort binnen einer Stunde zum Kunden bringen sollen. Q-Commerce gewinne immer mehr an Fahrt, da Delivery Hero auf konkrete Kundenbedürfnisse eingehe, sagte er laut Mitteilung.
Es gebe ein "erhebliches Potenzial für eine weitere Expansion", da Angebote auf die Kundenbedürfnisse abgestimmt werden könnten. Im ersten Quartal habe sich die Zahl der Bestellungen im Vergleich zum Vorjahresquartal verfünffacht, eine konkrete Zahl nannte das Unternehmen aber nicht.
Insgesamt profitierte Delivery Hero in den ersten drei Monaten des Jahres weiter von einer starken Nachfrage. So stieg die Zahl der Bestellungen auf vergleichbarer Basis um 88 Prozent auf 663 Millionen, der Bruttowarenwert legte verglichen mit dem Vorjahr ähnlich stark zu auf 7,8 Milliarden Euro. Der Konzernumsatz war mit knapp 1,4 Milliarden Euro doppelt so hoch als noch vor einem Jahr.
Zahlen zum Quartals-Nettoergebnis nannte das Unternehmen nicht. Diesen Wert gab es aber jetzt für das vergangene Jahr - und der ist nicht überraschend tiefrot, da Delivery Hero operativ ohnehin defizitär ist und wegen der Übernahme in Südkorea bereits eine hohe Abschreibung angekündigt hatte. Diese geht auf den gestiegenen Kurs der eigenen Aktie zurück, da die Berliner den Zukauf zum Teil in eigenen Anteilen bezahlt haben.
Alles in allem lag das Minus 2020 bei 1,4 Milliarden Euro. Zum Vergleich: 2019 lag der Verlust bereinigt um den Verkauf des Deutschland-Geschäfts (Lieferando) noch bei knapp 700 Millionen Euro. Inklusive des Verkaufs von Lieferando erzielte Delivery Hero einen Gewinn von rund 200 Millionen Euro.
Delivery-Hero-CFO: Im Plan bei Verkauf der Tochter Yogiyo
Delivery Hero ist CFO Emmanuel Thomassin zufolge im Plan beim Verkauf der südkoreanischen Tochter Yogiyo. "Wir sind komplett auf Kurs mit dem Verkaufsprozess", sagte Thomassin im Interview mit Dow Jones Newswires. Der Prozess laufe, die Bank sei engagiert, und man habe bereits "eine Menge Interaktion mit sehr solidem Interesse" von potenziellen Investoren in Yogiyo. Zu diesem Zeitpunkt könne man aber nicht sehr viele Details geben.
Die südkoreanische Kartellbehörde hat Delivery Hero die Akquisition von Woowa, dem Betreiber von Südkoreas größtem Online-Essenslieferservice mit Aktivitäten in Vietnam und Japan, nur unter Auflagen genehmigt. Unter anderem muss Yogiyo innerhalb von sechs Monaten verkauft werden.
Thomassin zufolge startete die Frist im Februar mit Erhalt der schriftlichen Genehmigung von der Kartellbehörde für den Kauf von Woowa. Delivery Hero hat also mit dem Verkauf bis etwa August Zeit, kann aber beantragen, die Frist um weitere sechs Monate zu verlängern. Delivery Hero beabsichtigt Thomassin zufolge allerdings, den Verkauf innerhalb der sechs Monate in trockene Tücher zu bringen.
Thomassin betonte, dass Delivery Hero nicht ausschließlich auf Wachstum und Investitionen ausgerichtet sei. "Ja, wir konzentrieren uns auf Wachstum, aber gleichzeitig schauen wir auf die Rentabilität, und wenn man sich die einzelnen Segmente anschaut, verbessert sich die Rentabilität, und das ist sehr wichtig für uns", sagte Thomassin. Gleichzeitig investiere man weiter - in das Geschäft und neue Märkte - "weil es da draußen diese Möglichkeiten gibt".
Mehrere Investoren hatten am Morgen geäußert, dass Delivery Hero und Woowa zusammen klar auf Wachstum setzen und dass Delivery Hero 2020 aufgrund zusätzlicher Investitionen einen höheren operativen Verlust in Kauf genommen habe.
BERLIN (awp international) / (Dow Jones)
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