Steuern im Blick |
13.11.2021 03:59:30
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Elon Musk trennt sich von Tesla-Aktien: Deshalb hätte der Tesla-Chef die Anteilschein ohnehin verkaufen müssen
Der reichste Mensch der Welt trennt sich von Aktien, um besteuert zu werden. Doch dieser Grund für den geplanten Verkauf von Tesla-Aktien durch Firmenchef Elon Musk scheint nur das offizielle Narrativ zu sein.
• Steuerschuld hätte Aktienverkauf wohl ohnehin notwendig gemacht
• Beleihung von Aktien als einzige andere Option
23 Prozent der Tesla-Aktien sind in der Hand von Konzernchef Elon Musk. Zehn Prozent seiner Beteiligung wollte er nun auf den Markt werfen - auf Wunsch seiner Twitter-Follower. Die hatte der Milliardär auf der Plattform nämlich befragt, ob er sich von Tesla-Anteilen trennen soll, da er zwar auf dem Papier der reichste Mensch der Welt ist, erst durch den Verkauf der Papiere aber tatsächlich steuerpflichtig wird, denn ein Gehalt bezieht er als Tesla-Chef nicht. Das Ergebnis war deutlich: Von den 3,5 Millionen Umfrageteilnehmern entschied sich deutlich mehr als die Hälfte dafür, dass Musk Tesla-Aktien verkaufen soll:
Much is made lately of unrealized gains being a means of tax avoidance, so I propose selling 10% of my Tesla stock.
- Elon Musk (@elonmusk) November 6, 2021
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An dieses Votum werde er sich halten, versprach der Unternehmenslenker. Und tatsächlich hielt Musk Wort: Zwischen Montag und Mittwoch in dieser Woche löste Musks bei seinem erstem Aktienverkauf seit 2016 Treuhandgesellschaft fast 3,6 Millionen Anteilsscheine im Wert von rund vier Milliarden Dollar ein, wie aus einer Pflichtmitteilung an die US-Börsenaufsicht hervorging. Zudem verkaufte er weitere 934'000 Aktien für 1,1 Milliarden Dolla. Die 4,5 Millionen Aktien entsprechen etwa drei Prozent seiner Anteile an dem Elektrofahrzeughersteller.
Doch ein genauer Blick auf die Umstände zeigt: Elon Musk hätte sich wohl ohnehin von einem grossen Aktienpaket trennen müssen - durch die Umfrage auf Twitter holte er sich lediglich die Legitimation der Community. Aus der SEC-Mitteilung geht hervor, dass zumindest der aktuelle Verkauf bereits über zwei Monate vor dem Votum geplant war.
15 Milliarden US-Dollar Steuerschuld fällig
Denn bereits im September hatte Musk anklingen lassen, dass ein Verkauf von Tesla-Aktien nötig sei, da er mit den Einnahmen Steuern auf fällig werdende Aktienoptionen begleichen wolle. Im Rahmen der "Code Conference" hatte er erklärt: "Ich habe eine Menge Optionen, die zu Beginn des nächsten Jahres auslaufen werden. Also werde ich einen grossen Teil meiner Optionen im vierten Quartal verkaufen müssen, weil sie ansonsten verfallen".
Tatsächlich hat der Tesla-Chef in den kommenden Monaten eine Steuerrechnung in Höhe von 15 Milliarden US-Dollar vor der Brust, wie CNBC vorrechnet. Eine mit dem Elektroautobauer getroffene Vereinbarung aus dem Jahre 2012 sieht vor, dass Musk in Aktien und Optionen bezahlt wird, aber kein Gehalt für seine Tätigkeit an der Konzernspitze erhält. Insgesamt 22,8 Millionen Aktien kann Musk zu einem Preis von 6,24 US-Dollar je Aktie erwerben - derzeit kostet eine Tesla-Aktie weit über 1'000 US-Dollar. Um einen Teil der Optionen einlösen zu können, werden Steuern auf die erzielten Gewinne fällig, die CNBC auf 54 Prozent, insgesamt rund 15 Milliarden US-Dollar, beziffert.
Musk beim Aktienverkauf an bestimmte Zeitfenster gebunden
Bereits in der Vergangenheit hatte sich Elon Musk von Tesla-Aktien getrennt, um Steuern zu begleichen, der Schritt hat Beobachter vor diesem Hintergrund nicht überrascht. Interessant war unterdessen das Timing, denn Elon Musk hat nur fest vorgegebene Zeitfenster, in denen er sich von Tesla-Aktien trennen kann. Da die ersten Optionen zum Start des Jahres 2022 auslaufen, war bereits damit zu rechnen, dass ein Teil der Musk'schen Tesla-Aktien im vierten Quartal auf den Markt kommen. Dass sich Musk von dem kompletten 10-Prozent-Paket auf einmal trennt, war unterdessen nicht zu erwarten, da dies die Tesla-Aktie zu massiv belastet hätte.
Musk hat nur eine Alternative zum Aktienverkauf
Um die Aktienoptionen ausüben und zeitgleich seine Steuerschuld zu begleichen, hat Elon Musk nur eine andere Option zum Aktienverkauf: Er könnte durch die Beleihung von Aktien zusätzliche Schulden aufnehmen. Das hat er in der Vergangenheit bereits diverse Male getan, Presseangaben zufolge soll der Tesla-Chef 92 Millionen Aktien beliehen haben. Auf diesem Weg konnte er Barmittel aufnehmen, ohne sich von Tesla-Anteilen trennen zu müssen.
Problematisch wird dies aber dann, wenn die Tesla-Aktie den Rückwärtsgang einlegt und an Wert verliert. Darauf hatte Musk selbst im Rahmen der "Code Conference" hingewiesen: "Aktien steigen nicht immer, sie fallen auch". Ein Aktienverkauf auf derzeit hohem Kursniveau wäre vor diesem Hintergrund die für Musk lohnenswertere Alternative, denn so umgeht er mögliche Kursschwankungen in der Zukunft.
Dass Musk sich von Tesla-Aktien trennt, um Aktienoptionen ausüben und die dabei anfallenden Gewinne versteuern zu können, dürfte in der Zukunft noch häufiger ein Thema sein. Denn 2018 hatte Musk seinen Vertrag als Tesla-CEO um 10 Jahre verlängert und dabei erneut auf ein Gehalt verzichtet und vereinbart, abhängig von der Erreichung bestimmter Konzernziele, in Aktienoptionen bezahlt zu werden.
Redaktion finanzen.ch / Reuters
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