Inflation, hohe Zinsen und Rezessionssorgen: Auf diese Schweizer Aktien setzen Fondsmanager derzeit

• Aktienmärkte erholen sich nach Bankenbeben
• Marktumfeld bleibt aufgrund hoher Inflation, Zinsen und Rezessionssorgen schwierig
• Diese Schweizer Titel bevorzugen Fondsmanager aktuell

Der Zusammenbruch von Silvergate Capital, SVB und der Signature Bank hat die Aktienmärkte im März unter Druck gesetzt. Einige Marktteilnehmer warnten vor dem Risiko einer Bankenkrise, die auch nach Europa überschwappen könnte. Die Entwicklungen bei den US-Banken trafen die heimische Grossbank Credit Suisse, bei der es schon seit geraumer Zeit kriselte, in einem ungünstigsten Moment. Inzwischen ist es rund einen Monat her, dass die Übernahme der Credit Suisse durch die UBS beschlossen wurde. Die Aktienmärkte konnten sich wieder etwas von den Turbulenzen erholen - so auch der heimische Aktienmarkt. Doch auch wenn die Credit Suisse nun gerettet ist, bleibt das Umfeld für Aktien aufgrund hoher Inflation und Zinsen und der Sorge vor einer Rezession weiter schwierig.

Auf diese Schweizer Titel setzen Fondsmanager laut einer Umfrage von cash.ch im aktuellen Umfeld.

Marc Possa von der VV Vermögensverwaltung

Marc Possa, Fondsmanager des Aktienfonds "SaraSelect" bei der VV Vermögensverwaltung, erachtet die aktuelle Lage laut cash.ch als "fragil". Seiner Meinung nach müsse die US-Notenbank Fed stärker bremsen, "um die Inflation nachhaltig runter zu bringen". Eine so lange Niedrigzinspolitik verzerre vieles und so werde bei vielen schlecht geführten Unternehmen wie Zur Rose oder Dufry der echte Stresstest erst noch kommen, so Possa gegenüber cash.ch. "Erst bei der Normalisierung sieht man, wer gut positioniert ist. Analog dem Sprichwort von Warren Buffett: "Wenn der Seespiegel sinkt, sieht man, wer Badehosen anhat".

Zugekauft hat Possa laut cash.ch bei Forbo und SKAN. Hier hätten sich Gelegenheiten geboten, da die Forbo-Aktien regelrecht ausverkauft worden seien, Possa das Unternehmen jedoch für hervorragend geführt halte und da bei SKAN das Management nach den starken Zahlen endlich auch habe verkaufen dürfen. Possas Favorit bleibe aber weiterhin BACHEM. "Der Peptidspezialist ist 50 Jahre nach der Gründung der klare Marktführer in einem Bereich, der strukturell immer stärker wächst", so Possa.

Marc Hänni von Vontobel

Laut Marc Hänni, Fondsmanager des "Swiss Mid And Small Cap Equity Fund" bei Vontobel, stehen aktuell vor allem "Sorgen bezüglich Stabilität des Finanzsystems sowie eine mögliche Abschwächung der Konjunktur" im Fokus der Anleger, berichtet cash.ch. Während die Aussichten für die USA und Europa eher trüb seien, gebe es aber Hoffnung für eine Erholung der chinesischen Wirtschaft, die speziell für die schweizerische Wirtschaft einen positiven Effekt habe. Erst kürzlich vermeldete China, dass sich seine Konjunktur erholt habe: Im ersten Quartal wuchs sie um 4,5 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum.

Hänni hat laut cash.ch zuletzt bei Alcon, SPS Swiss Prime Site und DKSH zugekauft. "Für ein SMI Unternehmen erachten wir das Gewinnwachstumspotenzial als aussergewöhnlich und die momentane Bewertung als günstig", so Hänni zu seinem Investment in Alcon. DKSH dürfte derweil von Chinas Öffnung profitieren und verfüge seiner Meinung nach über genug Feuerkraft, um weiter über Akquisitionen zu wachsen. Hännis fünf Favoriten seien derzeit jedoch Swiss Life, Lindt & Sprüngli, Richemont, Flughafen Zürich und VAT. Hier überzeuge Swiss Life mit der höchsten Dividendenwachstumsrate im Sektor, bei Flughafen Zürich werde eine starke Erholung erwartet und im VAT-Aktienkurs sei schon viel Negatives eingepreist.

Patrik Jäger von IFS

Patrik Jäger, Fondsmanager des "IFS Swiss Small & Mid Cap Equity Fund", glaubt, wie cash.ch berichtet, dass die Inflationsraten weiterhin nur langsam sinken dürften und dass die Leitzinsen in den USA nicht "so schnell sinken werden, wie es der Markt aktuell impliziert".

Jäger habe zuletzt bei Bâloise und bei Swissquote zugekauft. Die Online-Bank dürfte laut dem Fondsmanager von den Turbulenzen um die Credit Suisse profitieren. "Auch die gut geführte Baloise wurde zu stark abgestraft, zumal höhere Zinsen ja grundsätzlich gut sind für Versicherer", so Jäger gegenüber cash.ch. Sein Favorit im Portfolio sei jedoch ALSO. Besonders die Attraktivität des Cloud-Service-Geschäfts werde laut Jäger vom Markt immer noch missverstanden und das Geschäftsmodell sei kaum kapitalintensiv und könne dank dem B2B-Ansatz schnell global ausgerollt werden.

Martin Lehmann von 3V Invest

Laut Martin Lehmann, Fondsmanager des "Swiss Small + Mid Cap Fonds" bei 3V Invest, habe die Aussicht auf einen Rückgang der Inflation und ein absehbares Ende des Zinserhöhungszyklus besonders die Wachstumswerte im ersten Jahresviertel befeuert. Dennoch betrachte er das Marktsegment nach wie vor als negativ. "Das erste Halbjahr dürfte aufgrund des Basiseffektes aus dem Vorjahr für viele Unternehmungen anspruchsvoll werden", warnt Lehmann gegenüber cash.ch, während die zweite Jahreshälfte vielversprechender werden dürfte. "Sinkende Rohstoffpreise - eine Ausnahme sind die Lohnkosten - sollten primär Unternehmungen mit Preissetzungsmacht", wie Sika, VAT und EMS-CHEMIE, helfen, so Lehmann. Der Konflikt zwischen China und den USA helfe ausserdem Unternehmen wie INTERROLL, die von einer Verlagerung der wirtschaftlichen Aktivitäten profitieren würden.

Lehmann hat laut cash.ch zuletzt bei BACHEM, Temenos und Tecan zugekauft. Bei BACHEM überzeuge das Marktpotenzial und die Technologieführerschaft, lediglich die Produktionskapazitäten, um die Nachfrage zu befriedigen würden fehlen. "Bei der Softwareschmiede Temenos führt der angekündigte Management-Wechsel zu mehr Investorenvertrauen und erhöht die Wahrscheinlichkeit für eine Übernahme deutlich", so Lehman. Derweil überzeuge Tecan durch positive Zahlen und die Integration von Paramit.

Urs Beck von EFG AM

Urs Beck, Fondsmanager des "New Capital Swiss Select Equity Fund" bei EFG AM, erachtet die Zinsentwicklung als "der bestimmende Faktor für die Stimmung an den Märkten und die wichtigste Variable in den Annahmen der Wirtschaftsaussichten", berichtet cash.ch. Da die Belastung für Konsumenten derzeit höher als in den Vorperioden sei, versuche Beck das Portfolio gegen eine Rezession abzusichern.

So habe Beck begonnen Stadler Rail-Aktien zu kaufen, nachdem die Cash-Flow-Rendite ein starkes Niveau erreicht habe. Daneben setze der Fondsmanager derzeit auf ALSO, Holcim, ARYZTA, Yposmed und Valiant. "Valiant hat nicht nur ein sehr einfaches Business Model mit klarem Fokus auf dem klassischen Zinsdifferenzgeschäft, in dem der Schweizer Kundschaft Hypotheken, Sparen und Anlagen angeboten werden, sondern auch eine technologisch moderne und schlanke Struktur", so Beck gegenüber cash.ch. Daneben verweise Beck auf den seit Jahren stetig steigenden Buchwert pro Aktie. Dieser zeige, dass die Bank beständig und langfristig Wert schaffe.

Diese Aktien meiden die Fondsmanager

Vontobel-Fondsmanager Marc Hänni hält sich laut cash.ch aktuell von Unternehmen fern, die sich in einer Restrukturierungsphase befinden, deren Bilanzqualitäten nicht die Anforderungen erfüllen oder die im laufenden Jahr durch eine höhere Kostenbasis leiden könnten.

Patrik Jäger von IFS erklärt: "Aufgrund der höheren Zinsen meiden wir Firmen mit hoher Verschuldung und wenig profitablen Geschäftsmodellen". Dazu zählten zum Beispiel manche Automobilzulieferer wie Autoneum und Unternehmen mit weiterem Kapitalbedarf wie Idorsia.

EFG AM-Fondsmanager Urs Beck zeige sich derweil bei Bauzulieferern mit grossem Europa-"Exposure" zurückhaltend, "von der grossen Geberit, zu den kleineren Forbo, Arbonia und sogar Zehnder, welche strukturell das interessanteste Produktportfolio anbietet", zitiert ihn cash.ch. Für diese Unternehmen sehe er reichlich Gegenwind, unter anderem durch Währungsverluste auf dem Auftragsbuch, Kunden mit Finanzierungsproblemen, Lohnkosten und kollabierende Baubewilligungsanträge.

Redaktion finanzen.ch

Dieser Text dient ausschliesslich zu Informationszwecken und stellt keine Anlageempfehlung dar. Die finanzen.net GmbH schliesst jegliche Regressansprüche aus.