Strategiewechsel |
10.02.2021 21:07:00
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Keine Leerverkäufe mehr - Short-Seller Jom Chanos ändert seinen Ansatz gegenüber Tesla
Die Tesla-Aktie kannte in den letzten Monaten kein Halten mehr - sehr zum Leidwesen der Leerverkäufer, die auf einen Kursverfall bei der Aktie des E-Autobauers um Elon Musk setzten. Mit Jim Chanos zieht nun einer der bekanntesten Shortseller die Reissleine. Zum Tesla-Fan wird er aber dennoch nicht.
• Jim Chanos wettet nicht mehr mit Short-Positionen gegen Tesla
• Chanos weiter bearish für Musk-Konzern: Put-Optionen auf Tesla-Aktie
Die Tesla-Aktie hat im vergangenen Jahr einen sagenhaften Kurssprung von mehr als 740 Prozent hingelegt und damit einige Anleger zu Millionären gemacht. Auch im neuen Jahr kennt das Papier offenbar kein Halten und bewegt sich weiter nach oben. Doch des einen Freud ist des anderen Leid. Denn während Tesla-Aktionäre jubeln, geraten Shortseller durch den steigenden Aktienkurs in Bedrängnis. Der berühmte Leerverkäufer Jim Chanos hat nun reagiert und seine Strategie in Hinblick auf die Tesla-Aktie angepasst.
Chanos lag mit Short-Wette gegen Tesla bislang daneben
Eigentlich hat Jim Chanos mit seinem Hedgefonds Kyniko Associates ein glückliches Händchen bei Leerverkäufen: Er verdiente 2001 kräftig an der Pleite des Energiekonzerns Enron und auch in jüngster Vergangenheit erwiesen sich seine Wetten gegen Wirecard oder den Autovermieter Hertz als lukrativ. Doch mit seiner Short-Wette gegen Tesla, die Chanos laut "Markets Insider" bereits 2016 eröffnete, blieb er bislang erfolglos. Bereits Ende 2020 zog der berühmte Leerverkäufer daraus erste Konsequenzen und reduzierte seine Shortposition bei Tesla. "Wir sind nicht mehr maximal short, aber immer noch short", sagte Chanos damals gegenüber "Bloomberg". Nun ist der Hedgefondsmanager noch einen Schritt weitergegangen und wettet überhaupt nicht mehr mit Short-Positionen gegen den Elektroautokonzern.
Wechsel von Short-Position zu Put-Optionen
"Wir haben unsere Aktienpositionen in Put-Positionen umgewandelt", so Chanos laut "Markets Insider" Mitte Januar in einem Fernseh-Interview. Damit setzt der Investor zwar immer noch auf sinkende Kurse bei der Tesla-Aktie, sichert sich jedoch auch gleichzeitig besser gegen einen möglichen weiteren Kursanstieg des Papiers ab. Denn während das Verlustrisiko bei Leerverkäufen quasi unbegrenzt ist, wird bei einer Put-Option im schlimmsten Fall nur die Optionsprämie verloren, also das Geld, das für den Kauf der Option aufgewendet wurde. Allerdings fallen auch die möglichen Profite bei einer Put-Option kleiner aus als bei einem echten Leerverkauf.
Konkret werden bei einem Leerverkauf Aktien von einem anderen Investor geliehen und dann zum aktuellen Preis verkauft. Zum Ende der vereinbarten Leihfrist müssen die Aktien jedoch zurückgegeben werden. Der Leerverkäufer muss sie also am Markt zurückkaufen - egal zu welchem Preis. Geht die Wette auf und der Aktienkurs ist in der Zwischenzeit gesunken, erhält der Shortseller die Aktien günstiger zurück, als er sie verkauft hat und kann somit die Differenz als Gewinn für sich einstreichen. Ist das Papier inzwischen jedoch gestiegen, muss er es teurer zurückkaufen und die Differenz zum ursprünglichen Verkaufspreis dabei selbst aufbringen. Er macht also einen Verlust. Dieses Verlustrisiko ist im Prinzip unlimitiert, da ein Aktienkurs unbegrenzt steigen kann. Bei starken Kursanstiegen einer geshorteten Aktie, wie zum Beispiel Tesla, ist es für die Leerverkäufer daher nahezu unmöglich, in ihren Positionen zu bleiben - zumal sie auch entsprechend hohe Sicherheiten hinterlegen müssen.
Eine Put-Option, auch Verkaufsoption genannt, verbrieft hingegen lediglich das Recht, eine Aktie innerhalb eines bestimmten Zeitraums zu einem festgelegten Preis verkaufen zu können. So könnte ein Investor zum Beispiel mit einer Put-Option das Recht kaufen, die Tesla-Aktie zum aktuellen Preis zu verkaufen. Falls die Tesla-Aktie fällt, könnte er sie am Markt günstig kaufen und durch Ausübung seiner Put-Option teurer weiterverkaufen. Falls die Tesla-Aktie hingegen weiter steigt, muss der Investor die Put-Option nicht ausüben - da er das Papier sonst teurer einkaufen müsste als er es verkaufen kann - und verliert somit nur den Preis, den er für die Put-Option - also sein Verkaufsrecht - bezahlt hat. Er geht also ein deutlich kleineres Risiko ein. Dies scheint nun auch für Jim Chanos im Hinblick auf Tesla die bessere Möglichkeit zu sein.
Chanos bleibt gegenüber Tesla kritisch
Der Wechsel von Leerverkäufen hin zu Put-Optionen auf die Tesla-Aktie bedeutet also nicht, dass Jim Chanos den E-Autobauer nun positiver sieht. Stattdessen bleibt er für den Konzern von Elon Musk bearish - vor allem mit Blick auf dessen Bewertung und die erwarteten Gewinne. Wie Chanos laut "Markets Insider" sagte, seien die Anfang 2019 abgegebenen Schätzungen für Teslas EPS in den Geschäftsjahren 2022 und 2023 damals höher gewesen als sie es jetzt sind. Anders gesagt: 2019 hatte man Tesla beim EPS für die Jahre 2022 und 2023 mehr zugetraut als heute - und das obwohl der E-Autobauer inzwischen deutlich gewachsen ist, neue Fabriken eröffnet hat und der Aktienkurs kräftig gestiegen ist. Der bekannte Shortseller kritisiert daher vor allem die stark gestiegene und auch weiter steigende Bewertung von Tesla an der Börse. Denn es handle sich dabei um ein Unternehmen, dass "in den Augen von Analysten immer noch nur so viel oder weniger verdient als sie vor zwei Jahren dachten, dass es verdienen würde", so Chanos. Und das sei "irgendwie unglaublich" - und zwar nicht im positiven Sinn.
Redaktion finanzen.ch
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