04.02.2025 15:51:37
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Kion setzt trotz übertroffener Erwartungen Rotstift an - Kurssprung
(neu: weitere Details und Analystenstimmen)
FRANKFURT (awp international) - Der Gabelstapler-Hersteller Kion steigt auf die Kostenbremse. Der Vorstand habe ein Effizienzprogramm beschlossen, teilte das Unternehmen am Dienstag überraschend in Frankfurt mit. Organisationsstrukturen sollen angepasst, Arbeitsprozesse effizienter und Personal voraussichtlich abgebaut werden, um die Wettbewerbs- und Investitionsfähigkeit zu erhalten. Das kostet allerdings zunächst einmal Geld, weshalb der Vorstand die Ergebnisse im laufenden Jahr unter den Schätzungen von Analysten erwartet. 2024 übertraf der Konzern vorläufigen Zahlen zufolge derweil die Markterwartungen.
Das im MDax notierte Papier legte zuletzt über 12 Prozent zu und notierte dabei auf dem höchsten Niveau seit Ende Juli. Dies verlieh auch der Aktie des ebenfalls im Mittelwertesegment notierten Konkurrenten Jungheinrich Schwung.
Die Kursverluste der Kion-Aktie der vergangenen zwölf Monate wurden dank des Kurssprungs auf rund 9 Prozent verringert. Der längerfristige Trend dürfte Anlegern allerdings besonders missfallen: In den vergangenen drei Jahren hat sich das Papier immer noch mehr als halbiert.
Kion und seine Mitstreiter belastet die schwache Konjunktur - vor allem in Europa. Die Kunden halten sich etwa beim Bau neuer Logistikzentren und Lager zurück. Ausserdem drängen chinesische Wettbewerber mit ihren deutlich günstigeren Fahrzeugen in den europäischen Markt und bauen ihre Position aus. Europa fasst Kion mit Afrika und dem Mittleren Osten zur Region EMEA zusammen, in der die Frankfurter rund 80 Prozent ihres Staplergeschäfts machen.
Den Hinweis auf die Konkurrenz aus China wertete Jefferies-Analyst Lucas Ferhani negativ. Die Zahlen lobte er. Beide Unternehmensbereiche hätten stark abgeschnitten. Kion bietet neben der angestammten Produktion von Staplern und Lagertechnik auch Automationstechnik und -software an, beispielsweise Sortiersysteme und solche zum Bestücken von Paletten.
Im vergangenen Jahr sank der Auftragseingang von Kion vorläufigen Zahlen zufolge um fast fünf Prozent auf 10,3 Milliarden Euro. Analysten hatten hier sowie bei weiteren Kennziffern allerdings noch weniger auf dem Zettel. Der Umsatz stieg im Berichtszeitraum verglichen mit 2023 leicht auf 11,5 Milliarden Euro. Davon blieben bereinigt um Sondereffekte sowie vor Zinsen und Steuern (bereinigtes Ebit) mit 917 Millionen Euro rund 16 Prozent mehr hängen als im Vorjahr. Die endgültigen Zahlen sowie die Prognose für das laufende Jahr will Kion am 27. Februar vorlegen.
Die angestrebten Kostenmassnahmen wollen die Frankfurter entsprechend der Geschäftsentwicklung vor allem in Europa umsetzen. Zur Grösse des Personalabbaus wollte ein Unternehmenssprecher auf Nachfrage keine Angaben machen. Die dafür erforderlichen Gespräche mit der Arbeitnehmerseite sollen nun beginnen. Der Konzern beschäftigt aktuell mehr als 42.000 Menschen.
JPMorgan-Analyst Akash Gupta hatte nach eigener Aussage nicht mit einem Effizienzprogramm gerechnet. Sollten die Massnahmen aber erfolgreich umgesetzt werden, dürften sie seiner Meinung nach einen wichtigen Impuls setzen, damit Kion sein mittelfristiges Ziel erreiche, bis Ende 2027 eine operative Marge von mehr als 10 Prozent zu schaffen. Die Einsparungen dürften Raum für neue Investitionen schaffen, schrieb Gupta weiter.
Die aus den Massnahmen resultierenden Kürzungen beziffert Kion auf jährlich 140 bis 160 Millionen Euro, vollumfänglich ab 2026. Zunächst werden aber Einmalaufwendungen von 240 bis 260 Millionen Euro im laufenden Jahr fällig. Infolgedessen erwartet Kion, dass der freie Barmittelzufluss und das auf die Aktionäre entfallende Ergebnis 2025 hinter den Markterwartungen zurückbleiben. Analysten hatten im Schnitt bislang 413 Millionen Euro Gewinn und einen Barmittelfluss in Höhe von 666 Millionen Euro erwartet.
2024 belief sich dieser Barmittelfluss den vorläufigen Zahlen zufolge auf 702 Millionen Euro, womit er leicht unter dem Niveau von 2023 lag. Jefferies-Analyst Ferhani nannte den Wert dennoch "herausragend". Kion habe nach der Pandemie viel Arbeit in Bezug auf das Betriebskapital gesteckt, erkannte er an. Seinerzeit hatten die hohen Energiekosten und fehlende Einzelteile dafür gesorgt, dass tausende Stapler bei den Frankfurtern nicht vom Hof kamen./lew/tav/he
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