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Trotz Rekordumsatz 29.10.2024 17:55:36

Lufthansa-Aktie in Rot: Lufthansa verzeichnet Gewinnrückgang - Kernmarke wird zusammengestrichen

Lufthansa-Aktie in Rot: Lufthansa verzeichnet Gewinnrückgang - Kernmarke wird zusammengestrichen

Die Lufthansa hat im Sommer trotz starker Ticketnachfrage und Rekordumsatz weniger verdient als ein Jahr zuvor.

Auch deshalb greift Vorstandschef Carsten Spohr bei der Kernmarke Lufthansa Airlines durch: Ein Sparprogramm soll den operativen Gewinn (bereinigtes Ebit) des Bereichs bis 2026 um brutto 1,5 Milliarden Euro verbessern. Das ist etwa so viel, wie der gesamte Konzern im laufenden Jahr erwirtschaften will. An der Börse kamen die Neuigkeiten schlecht an.

Im XETRA-Handel gab die Lufthansa-Aktie schlussendlich 5,19 Prozent auf 6,51 Euro ab und gehörte zu den schwächsten Titeln im MDAX, dem Index der mittelgrossen Werte. Im Vergleich zum Jahreswechsel hat das Papier damit fast 19 Prozent verloren.

Lufthansa-Passagiere müssen künftig auf Kurz- und Mittelstreckenflügen häufiger damit rechnen, mit unbekannteren Konzerngesellschaften oder in angemieteten Flugzeugen unterwegs zu sein. Zusätzliche Jets will Spohr bei der lettischen Air Baltic anmieten, die bereits im laufenden Jahr auch mit Crews ausgeholfen hat. Zudem soll der Aufbau der neu gegründeten Flugbetriebe Discover und City Airlines weitergehen, die Zubringerflüge zu den Drehkreuzen wie auch Fernflüge künftig kostengünstiger anbieten sollen.

Global wachse die Nachfrage nach Flugreisen so stark, dass die Branche immer häufiger an der Grenze der Kapazität arbeiten müsse, sagte Spohr. Grundsätzlich seien die Menschen bereit, einen höheren Anteil ihres Einkommens fürs Reisen auszugeben. Bei anhaltend hoher Nachfrage und knappem Angebot rechne er mit stabilen bis leicht steigenden Ticketpreisen. Diese verteuerten sich in Deutschland noch durch die hohen staatlich regulierten Steuern und Gebühren. Inzwischen erziele der Konzern nur noch rund ein Viertel seiner Erlöse am deutschen Markt.

Im starken dritten Quartal haben die Konzern-Airlines wie Lufthansa, Swiss, Austrian, Brussels, Eurowings und Discover gut 40 Millionen Passagiere befördert und damit sechs Prozent mehr als ein Jahr zuvor. Die Auslastung der Maschinen kletterte im August auf die Rekordmarke von 88 Prozent. Der Umsatz legte im dritten Quartal um fünf Prozent auf 10,7 Milliarden Euro zu - und war damit so hoch wie noch nie in einem Jahresviertel in der Unternehmensgeschichte.

Allerdings zehrten zunächst rückläufige Ticketpreise, teure Erstattungen, gestiegene Personalkosten und Gebühren am Ergebnis: Der bereinigte operative Gewinn (Ebit) im Sommerquartal ging um neun Prozent auf 1,3 Milliarden Euro zurück. Mit den Ergebnissen aus dem ersten Halbjahr ergibt sich nach neun Monaten unter dem Strich ein nahezu halbierter bereinigter operativer Gewinn von 830 Millionen Euro (2023: 1,6 Mrd Euro).

Vor allem in Richtung Asien standen die Preise unter Druck. Nach Streichung der Verbindung zwischen Frankfurt und Peking sollen keine weiteren China-Flüge aus dem Programm genommen werden. Besonders starke Rückgänge muss die Kernmarke Lufthansa verkraften: Im dritten Quartal verdiente die Kranich-Linie im Tagesgeschäft 37 Prozent weniger als ein Jahr zuvor. Nach neun Monaten steht daher ein bereinigter operativer Verlust von 20 Millionen Euro zu Buche - auch wegen mehrerer Streiks im ersten Quartal.

Die Lieferengpässe der Flugzeugbauer Boeing und Airbus zwingen die Lufthansa, ältere und spritdurstigere Maschinen länger zu betreiben als ursprünglich geplant. Laut Spohr fehlen derzeit allein 41 Boeing-Langstreckenjets, die längst ihren Dienst tun sollten. In der Not hat der Konzern gerade den sechsten von acht Riesenjets vom Typ Airbus A380 in den Betrieb zurückgeholt, nachdem er das Modell eigentlich schon in Rente geschickt hatte.

Letztlich hat die Lufthansa-Gruppe ihr Flugangebot im Sommer aber nicht so stark ausgebaut wie zuletzt geplant. Das Niveau aus der Zeit vor der Corona-Pandemie ist nach wie vor nicht erreicht. So lag die angebotene Kapazität im dritten Quartal bei 94 Prozent des Jahres 2019. Im Juli hatte der Vorstand noch 96 Prozent angepeilt. Im Gesamtjahr sollen es statt 92 Prozent jetzt nur noch 91 Prozent werden.

Mit Blick auf die Gewinnentwicklung hat Spohr die Erwartungen bereits im Sommer eingedampft - zum zweiten Mal in diesem Jahr. Jetzt hält er an dieser gesenkten Prognose fest: Er rechnet für 2024 konzernweit weiterhin mit einem bereinigten operativen Gewinn von 1,4 bis 1,8 Milliarden Euro. Zum Vergleich: Im Jahr 2023 hatte die Lufthansa im Tagesgeschäft fast 2,7 Milliarden Euro verdient.

Swiss mit Ergebnisrückgang nach neun Monaten

Die Swiss kann im laufenden Jahr mit dem Ergebnis nicht an das Rekordjahr 2023 anknüpfen. Während die gute Nachfrage nach Flugreisen gepaart mit einem grösseren Angebot den Umsatz in die Höhe treibt, hat die Lufthansa-Tochter in den ersten neun Monaten einen tieferen Betriebsgewinn eingeflogen. Fallende Ticketpreise und steigende Kosten sind Gründe dafür.

Von Januar bis September sank der Betriebsgewinn der Swiss um 18 Prozent auf 505,0 Millionen Franken, wie es am Dienstag in einer Mitteilung hiess. Immerhin hat sich die Ergebniseinbusse damit weiter abgeschwächt. Im ersten Halbjahr war der operative Gewinn noch um gut ein Fünftel zurückgefallen. In dem aufgrund der Sommerferien reiseintensiven dritten Quartal allein sank er um 13 Prozent auf 240,8 Millionen Franken.

Die weltweit steigenden Flugkapazitäten und der damit verbundene Druck auf die Preise schlagen auch bei der Swiss auf die Ergebnisseite durch, insbesondere auf den Langstrecken. Zudem hätten höhere Lohnzahlungen sowie höhere Aufwendungen für Gebühren und Wartung die Rechnung belastet, schrieb die Swiss zum Gewinnrückgang.

Mehr Passagiere

Die Nachfrage nach Flugreisen bleibt aber trotz Kriegen und Konjunktursorgen gross. "In den Sommermonaten haben wir weiterhin von einer grossen Nachfrage nach touristischen Zielen sowie Privatreisen profitiert", wird Finanzchef Dennis Weber in der Mitteilung zitiert. Die Airline transportierte in den ersten neun Monaten 13,7 Millionen Fluggäste. Das waren 11 Prozent mehr als vor einem Jahr.

Dabei hat die Swiss das Angebot weiter ausgebaut. Die Airline führte von Januar bis September über 108'000 Flüge durch nach gut 97'000 in der Vorjahresperiode und bot auf dem weltweiten Streckennetz 12 Prozent mehr Sitzkilometer an. Die Maschinen waren mit einem Sitzladefaktor von durchschnittlich 84,5 Prozent gut ausgelastet. Vor einem Jahr lag dieser Wert nur leicht höher.

Als Folge der steigenden Passagierzahlen nahmen die operativen Erträge der Swiss um 5,7 Prozent auf 4,2 Milliarden Franken zu. Im dritten Quartal allein kletterte der Umsatz um 5,9 Prozent auf 1,6 Milliarden Franken. Auch die Passagierzahl nahm um rund 6 Prozent auf 5,2 Millionen zu. Dabei sei im dritten Quartal insgesamt 98 Prozent der Flugkapazität des Vor-Coronajahres 2019 angeboten worden, hiess es.

Auch das Frachtgeschäft hat laut der Swiss einen wichtigen Beitrag zum Gesamtergebnis geleistet. Im dritten Quartal sei da das Asiengeschäft, unterstützt von einem weiterhin starken E-Commerce-Sektor und Engpässen in der Seefracht, ein entscheidender Treiber gewesen.

Jahresergebnis unter Vorjahr erwartet

Trotz rückläufiger Durchschnittserlöse und Kostendruck rechnet die Swiss mit einem guten Finanzjahr 2024. In den Herbstferien von Ende September bis Mitte Oktober sei die Nachfrage nach touristischen Reisen ans Mittelmeer hoch gewesen. Und mit Weihnachten werde das Geschäft zum Jahresende hin nochmals belebt. Das Rekordergebnis aus dem Vorjahr werde man aber voraussichtlich nicht erreichen, hiess es.

/stw/stk

FRANKFURT (awp international)

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Bildquelle: Jorg Hackemann / Shutterstock.com,Christopher Parypa / Shutterstock.com,Vytautas Kielaitis / Shutterstock.com
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