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KI-Kritik 10.05.2023 21:37:00

Nach Abgang bei Google: KI-Pionier Geoffrey Hinton wird zum vehementen Kritiker von Künstlicher Intelligenz

Nach Abgang bei Google: KI-Pionier Geoffrey Hinton wird zum vehementen Kritiker von Künstlicher Intelligenz

Als renommierter Entwickler bei Google hat Geoffrey Hinton den KI-Bereich des US-Konzerns entscheidend mitgeprägt. Doch nach seiner Kündigung bei Google spricht der Experte eine explizite Warnung aus.

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• KI-Pionier wird zum Kritiker
• Gefahr für die Menschheit
• Google sieht sich verantwortungsbewusst

Rund zehn Jahre lang war Geoffrey Hinton für Google tätig. Gearbeitet hat er als Pionier auf dem Gebiet der Künstlichen Intelligenz unter anderem an Algorithmen für maschinelles Lernen. Zudem forschte er im Segment neuronale Netze und erzielte dem US-Unternehmen zufolge "grosse Durchbrüche im Deep Learning, die die Spracherkennung und Objektklassifizierung revolutioniert haben".

Doch inzwischen hat der heute 75-Jährige seinen Job bei dem Internetgiganten an den Nagel gehängt. Sein Ruf als "Godfather of KI" hat ihn aber offenbar dazu veranlasst, in einem Interview mahnende Worte zum Kern seiner jahrelangen Forschungen zu finden. Und dass, obwohl die mit seiner Mitwirkung 2012 erschaffene Technologie als Grundlage für KI-Systeme gilt: Gemeinsam mit zwei Studenten hat er ein neuronales Netzwerk entwickelt, das Tausende von Fotos analysieren und sich selbst beibringen konnte, Objekte zu identifizieren und in Kategorien einzuteilen.

KI-Experte warnt vor Künstlicher Intelligenz

In der New York Times meldete sich Hinton nach seinem Abgang bei Google zu Wort und zeigte sich angesichts seiner jahrelangen Tätigkeit für Googles KI-Segment reumütig. Er habe seine Position bei Google aufgegeben, um sich frei über die Risiken von KI äussern zu können, so der Experte gegenüber dem Blatt.

Dass er der Künstlichen Intelligenz mit seiner Technologie möglicherweise zum Durchbruch verholfen hat, sieht er heute kritisch, tröste sich aber "mit der üblichen Entschuldigung: Wenn ich es nicht getan hätte, hätte es jemand anderes getan", so Hinton.

Besonders besorgt zeigte sich der KI-Experte gegenüber der New York Times darüber, dass Künstliche Intelligenz das Internet mit gefälschten Fotos, Videos und Texten überfluten könnte, so dass Menschen nicht mehr einschätzen könnten, "was wahr ist". Die inzwischen entwickelten selbst lernenden Systeme könnten derart grosse Datenmengen verarbeiten, dass sie die menschliche Intelligenz in mancher Hinsicht in den Schatten stellen könnten.

Drohender Jobverlust und Gefahr für die Menschheit

Darüber hinaus warnte Hinton auch davor, dass KI-Systeme zahlreiche Jobs übernehmen könnten. Chatbots wie ChatGPT würden heute menschliche Arbeiter noch unterstützen, bald schon aber könnten sie Rechtsassistenten, persönliche Assistenten, Übersetzer und andere ersetzen, die Routineaufgaben erledigen.

Zudem sei er der Ansicht, dass KI künftig eine Bedrohung für die Menschheit werde könnte, da sie aus den riesigen Datenmengen, die sie analysiert, unerwartete Verhaltensweisen lerne. Dies werde zu einem Problem, sagte er, da Individuen und Unternehmen KI-Systeme erlauben, nicht nur ihren eigenen Computercode zu generieren, sondern diesen Code tatsächlich selbst auszuführen. Er fürchte den Tag, an dem wirklich autonome Waffen - diese Killerroboter - Wirklichkeit werden, so Hinton weiter.

Google hält sich für verantwortungsbewusst

Hintons ehemaliger Vorgesetzter bei Google, Jeff Dean, hat sich unterdessen bei seinem Ex-Angestellten für dessen Verdienste bedankt, betonte im Rahmen einer Medienmitteilung aber, dass Google eines der ersten Unternehmen gewesen sei, dass Leitlinien für die Anwendung von Künstlicher Intelligenz veröffentlicht habe. Sein Unternehmen sehe sich zudem weiterhin "zu einem verantwortungsvollen Umgang mit KI verpflichtet". Man lerne kontinuierlich mehr über die Risiken von KI, werde aber Neuerungen in diesem Bereich weiter angehen.

Auch Hinton selbst will seine Kritik an Künstlicher Intelligenz nicht als Kritik an seinem ehemaligen Arbeitgeber verstanden wissen. Er habe das Unternehmen verlassen, um über die Gefahren von KI sprechen zu können, ohne sich Gedanken darüber machen zu müssen, welche Folgen dies für Google habe. Google habe verantwortungsvoll gehandelt, so Hinton weiter.

Schar der KI-Kritiker wird grösser

In jüngerer Vergangenheit haben sich zahlreiche Menschen kritisch zu den aktuellen Entwicklungen im Bereich Künstliche Intelligenz geäussert. Milliardär Elon Musk, der Mitgründer von OpenAI, jenem Unternehmen, das mit der Entwicklung des Chatbots ChatGPT der Massenadaption von KI Vorschub geleistet hat, hatte gemeinsam mit anderen Experten eine Pause bei der KI-Entwicklung vorgeschlagen und in einem offenen Brief> die Schaffung eines genauen Regelwerks für die KI-Branche gefordert.

Auch Google-Chef Sundar Pichai beurteilt KI kritisch - nicht wegen der Anwendungen selbst, wohl aber, da die Gesellschaft darauf noch nicht vorbereitetsei, betonte er kürzlich.

Redaktion finanzen.ch

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