Scharfe Kritik |
06.01.2024 23:28:00
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Tesla-Chef Elon Musk unter Beschuss: John Oliver wirft 'Messias-Komplex' und 'Rightwing-Troll' vor
In einem Beitrag von Last Week Tonight setzt sich der US-Moderator John Oliver mit einigen kritischen Punkten rund um Tesla-Chef Elon Musk auseinander.
• Oliver äussert ernsthafte und harte Kritik
• Musk ging bisher nicht auf konkrete Kritikpunkte ein
US-Moderator teilt gegen Tesla-Chef aus
Am 17. Dezember teilte der Last Week Tonight-Moderator John Oliver in einem rund 30-minütigen Beitrag gegen Tausendsassa Elon Musk aus. Dabei verglich der US-Moderator den Tesla-Chef zum Beispiel wegen seiner Outfits mit verschiedenen Film-Bösewichten. Von Lex Luthor, über einen Bondbösewicht bis hin zu Billy Zanes Antagonisten-Figur aus Titanic ist alles dabei: "Ein Mann, der so ziemlich jeden Bösewicht-im-Film-Look hinbekommt. […] Wahrlich, der Mann hat eine grosse Bandbreite", so Oliver. Doch nicht nur wegen seines "Bösewicht-Looks" zieht der Moderator Musk auf. Auch wegen diverser Schlagzeilen wird Musk von Oliver durch den Kakao gezogen. Dabei geht es unter anderem um die Rückrufaktion von zwei Millionen Autos aus Sicherheitsgründen sowie darum, Mark Zuckerberg zu einem Käfigkampf herauszufordern. "Und dann ist da natürlich noch Twitter. Er nennt es jetzt ‚X‘, aber der Rest von uns nennt es immer noch ‚Twitter‘. Er hat es vor 12 Monaten offiziell übernommen, und seither gab es ein Fiasko nach dem anderen", teilt Oliver aus. Teslas Liebling, den Cybertruck, vergleicht Oliver etwas später im Beitrag zudem optisch mit dem ersten Versuch "eines jeden Kindes, ein Auto zu zeichnen".
Doch trotz der diversen Spitzen gegen Musk, werden auch einige seiner Erfolge hervorgehoben. Immerhin habe Musk die Raumfahrt revolutioniert und die Elektroautos "cool gemacht".
Ernste Kritikpunkte
Ausser den Scherzen die auf Musks Konto gehen werden jedoch auch einige ernste Kritikpunkte zum Thema. "Kürzlich sagte er über Tesla: ‚Ich habe mehr für die Umwelt getan als jeder andere Mensch auf der Erde‘, was eine ziemlich starke messianische Ader zeigt", erklärt Oliver. Sam Altman, der CEO von Open AI erklärte laut Oliver ausserdem vor einiger Zeit, dass Musk unbedingt wolle, dass die Erde gerettet werde, aber nur wenn er derjenige sei, der sie auch rettet. Im Laufe des Beitrags wird die Frage in den Raum gestellt, ob Musk ein "Nettogewinn" für die Gesellschaft sei. "Ich denke, das EV-Rennen ist eine grossartige Sache. Die Erforschung des Weltraums ist wirklich hoffnungsvoll und irgendwie auch inspirierend. Das Problem ist das Wort ‚netto‘, und damit, dass wir, sobald wir entscheiden, dass eine Person oder ein Unternehmen ein Nettogewinn für die Gesellschaft ist, weder ihn noch das Unternehmen für irgendetwas zur Verantwortung ziehen wollen", erklärt ein Kritiker in einem eingespielten Video.
Im weiteren Verlauf des Beitrags wird Musk zum Beispiel für seinen Umgang mit seinen Mitarbeitern kritisiert: "Und das nicht nur bei Twitter, wo er die meisten Mitarbeiter entliess und den Rest anordnete, im "Extrem-Hardcore"-Modus zu arbeiten. Er war in jedem Unternehmen so". "Es war nicht ungewöhnlich, um 3 Uhr morgens einen Anruf von ihm auf dem Handy zu bekommen, das man besser neben dem Bett liegen haben sollte, um ihn zu antworten. Er hat mich einfach angeschrien und mir gesagt, ich sei dumm und wüsste nicht, wovon ich rede, und ich habe gesehen, wie er das bei anderen sehr intelligenten Menschen gemacht hat. Er wird also definitiv deine Schwäche in deiner Persönlichkeit, in deinem Charakter, in deinem Geist finden, und ich würde nicht sagen, dass er sie ausnutzt, aber du wirst definitiv zusammenbrechen.", erklärt ein ehemaliger Mitarbeiter von SpaceX.
Und die negativen Auswirkungen sollen sich nicht nur auf emotionale Aspekte beschränken. Mitarbeiter in Elons Fabriken sollen von enormem Druck und unrealistischen Zeitvorgaben berichten. In einem Bericht über die Tesla-Fabrik in Fremont, Kalifornien, äusserten Mitarbeiter ihre Bedenken, dass dort Stil und Geschwindigkeit über Sicherheit gestellt werden, so Oliver. Es wurde berichtet, dass Arbeiter von Maschinen verletzt, von Gabelstaplern gequetscht, bei elektrischen Explosionen verbrannt und mit geschmolzenem Metall bespritzt wurden. Eine Mitarbeiterin behauptete sogar, dass ihr gesagt wurde, Elon wolle keine Schilder oder etwas Gelbes wie Warnbänder in der Fabrik haben.
Auch Musks öffentlicher Auftritt wird von Oliver in der Sendung kritisch beäugt: "Elons Tweets waren noch nie so toll. […] Aber in den letzten Jahren haben sie eine Wendung ins Böse und Verschwörerische genommen und geraten zunehmend in das Reich rechter Trolle." Ein Wendepunkt soll hier der Lockdown während der Pandemie gewesen sein. Immer wieder twitterte Musk Aussagen wie "Befreie Amerika jetzt - Geben Sie den Menschen ihre Freiheit zurück! - Die Krankenhäuser in Kalifornien waren die ganze Zeit halb leer - Geben Sie den Menschen jetzt ihre Freiheit zurück". Seitdem gab der Tesla-Chef laut Oliver sowohl antisemitischen sowie transphoben und anderen kritischen Beiträgen eine Plattform.
Ebenfalls als bedenklich werde in dem Beitrag Musks "globale Macht" eingestuft. Beispielsweise habe Musk mit SpaceX und Starlink inzwischen 4'500 Satelliten in die Erdumlaufbahn geschafft, was damit mittlerweile über die Hälfte aller aktiven Satelliten ausmacht.
Als Russland in die Ukraine einmarschierte, gehörte zu den ersten Massnahmen die Sperrung des Internetzugangs des Landes. Elon Musk verdient Anerkennung dafür, dass er zugestimmt hat, der Ukraine Zugang zu seinem Starlink-Netzwerk zu gewähren und Hardware zu spenden, die es ermöglicht hat, über Satellit auf das Internet zuzugreifen. Die Ukraine zeigte sich dankbar für diese Unterstützung. Allerdings änderte sich im Laufe der Zeit Musks Haltung, und er erwog sogar die Einstellung des Starlink-Dienstes, wobei er sich über die hohen Kosten beklagte. Gleichzeitig wirkte er zunehmend russlandfreundlich, so Oliver. An einer Stelle äusserte er sogar die Meinung, Russland solle die Annexion von ukrainischem Land erlaubt werden, und twitterte einen vorgeschlagenen Friedensplan, der im Wesentlichen Russland alles gewähren würde.
Sogar Musks eigener Biograf hat sein Unbehagen darüber zum Ausdruck gebracht, wie wichtig er geworden ist: "Er liebt das Drama. Er liebt es, der epische Held zu sein. Ich denke, es ist ein bisschen gefährlich, weil er es zu sehr liebt." Ob es einem nun gefalle oder nicht: In Zukunft werde eine grosse Anzahl sehr wichtiger Dinge davon abhängen, wie es Elon geht, erklärt Oliver. "Es ist erschreckend, so etwas über jemanden zu sagen, aber besonders über diesen Mann."
Abschliessend erklärt der US-Moderator, dass sich sein Bild von Musk im Laufe der Erstellung des Beitrages verändert habe: "Wahrscheinlich bin ich jetzt mehr beeindruckt von dem, was er tut, aber noch mehr beunruhigt mich die Tatsache, dass er derjenige ist, der es getan hat. Denn er pflegt das Bild, er sei einfach zu visionär, zu originell, um nach den Regeln anderer zu spielen, und er winkt den Schaden, den er anrichtet, als Kosten der Innovation und der Rettung der Menschheit ab."
Musks Reaktion auf den Seitenhieb
Musk reagierte via X auf der Beitrag aus der Sendung. "Oliver war vor einigen Jahren grossartig, hörte aber auf, lustig zu sein, als er seine Seele an die wokeness verkaufte, wo Humor grundsätzlich illegal ist", schreibt er in einem Kommentar.
????
- Elon Musk (@elonmusk) December 18, 2023
Oliver was great several years ago, but stopped being funny when he sold his soul to wokeness where humor is basically illegal.
Auf die Kritikpunkte aus dem Beitrag geht er jedoch nicht ein. Ob sich Musk in Zukunft noch zu der ausführlichen Kritik äussern wird, bleibt abzuwarten.
Redaktion finanzen.ch
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