Einfuhrzölle |
26.11.2024 23:20:00
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Trumps Zollpläne: Diese Länder und Schweizer Unternehmen könnten am stärksten betroffen sein
Donald Trump plant drastische Zollerhöhungen auf Importe, die besonders Handelspartner wie Mexiko, China und die EU hart treffen könnten. Auch für die Schweiz und deren Unternehmen könnte Trumps protektionistische Handelspolitik Folgen haben - von Umsatzverlusten bis hin zu Kursrückgängen an der Börse.
• Trump-Risk-Index klärt über am stärksten betroffene Länder auf
• Auch zahlreiche Schweizer Unternehmen könnten betroffen sein
Trump will höhere Einfuhrzölle einführen
Der designierte US-Präsident Donald Trump kündigte im Wahlkampf an, die Einfuhrzölle auf Waren aus China auf bis zu 60 Prozent und auf Produkte aus anderen Ländern auf bis zu 20 Prozent anheben zu wollen.
Trumps Zollpläne stossen bei vielen seiner Wirtschaftsberater auf Zustimmung, die darin ein wirksames Mittel sehen, um das Ungleichgewicht in der importabhängigen US-Wirtschaft zu korrigieren, wie Foreign Policy berichtet. Wirtschaftswissenschaftler hingegen warnen vor den negativen Folgen: Sie fürchten inflationäre Effekte durch höhere Kosten für Verbraucher und Unternehmen sowie eine bewusste Wachstumsverlangsamung, die mit steigenden Preisen einhergeht. Andere Länder reagieren ebenfalls mit Unsicherheit.
Trump-Risk-Index: Diese Länder könnten von US-Zöllen am stärksten betroffen sein
Eine Studie zeigt nun, welche Länder sich wirtschaftlich besonders vor Trump fürchten müssen.
Die Economist Intelligence Unit (EIU), die Forschungs- und Analyseabteilung der Economist Group, hat einen Index entwickelt, um die potenzielle Gefährdung einzelner Länder durch eine Trump-Präsidentschaft zu bewerten. Der sogenannte "Trump-Risiko-Index" (TRI) analysiert mithilfe quantitativer Indikatoren das Gesamtrisiko für die 70 grössten Handelspartner der USA.
Die Risikobewertung basiert auf der Anfälligkeit in drei Schlüsselbereichen - Handel, Einwanderung und Sicherheit - in denen unter Trump wesentliche politische Veränderungen erwartet werden. Der Bereich Handel wird mit 40-prozentiger Gewichtung im Index klar als wichtig eingestuft. Hier stehen vor allem Zölle und Handelsbeschränkungen im Fokus.
Mexiko, der grösste Exporteur in die USA, steht aufgrund seines Handelsüberschusses von 152 Milliarden US-Dollar an der Spitze der potenziell am stärksten betroffenen Länder, falls sich die USA weiter abschotten sollten.
Hinter Mexiko belegt China im "Economist"-Ranking den zweiten Platz. Trotz zahlreicher Massnahmen der letzten beiden US-Regierungen beläuft sich Chinas Handelsüberschuss mit den USA auf 420 Milliarden US-Dollar.
Auch Kanada wäre erheblich betroffen. Vietnam, das wie Mexiko von der schrittweisen Abkehr von China profitieren konnte, rangiert auf Platz vier und könnte nun ebenfalls für diese Entwicklung in Form von Strafmassnahmen zur Rechenschaft gezogen werden. Platz fünf unter den am stärksten betroffenen Ländern wäre laut EIU Deutschland.
Doch wie steht es um die Schweiz? Im "Trump Trade Risk Index" rangiert die Schweiz nicht auf den vorderen Positionen. Dennoch sind die USA, noch vor Deutschland, der wichtigste Exportmarkt für die Schweiz. Im Jahr 2023 exportierte die Schweiz Waren im Wert von 56,7 Milliarden Franken in die USA, während die Importe aus den Vereinigten Staaten 29,7 Milliarden US-Dollar betrugen, berichtet "Blick".
Der daraus resultierende Handelsüberschuss von rund 27 Milliarden US-Dollar könnte die Schweiz deshalb ebenfalls ins Visier der neuen US-Regierung rücken. Laut der KOF Konjunkturforschungsstelle der ETH Zürich würden Trumps Zollmassnahmen 0,2 Prozent des Schweizer Bruttoinlandsprodukts (BIP) kosten - das entspricht etwa 200 Franken pro Person. Sollte Trump mit seinen Zöllen einen globalen Handelskrieg auslösen, könnte dies das BIP der Schweiz sogar um ein Prozent reduzieren.
Schweizer Large-Caps im Blick
Zudem stellt sich hierzulande auch die Frage, welche Unternehmen besonders von den Handelszöllen betroffen wären.
Die Börse reagierte prompt auf die schlechten Nachrichten um bevorstehende Zölle, und zahlreiche Schweizer Unternehmen verzeichneten seit der Verkündung des Wahlergebnisses klare Kursverluste. Im Swiss Market Index (SMI) traf es seit der US-Präsidentschaftswahl insbesondere Richemont, Swatch, Logitech, Kühne+Nagel und Sonova. Laut einer Analyse der Zürcher Kantonalbank liegt die besondere Betroffenheit dieser Unternehmen an ihrem hohen Umsatz- und Fertigungsanteil im US-Markt, wie "cash" berichtet.
Luxusgüterunternehmen wie Richemont und Swatch spüren die Auswirkungen besonders, da sie stark auf Exporte in die USA angewiesen sind. Richemont generiert etwa 19 Prozent seines Umsatzes in den USA, während bei der Swatch Group rund 11 Prozent auf den US-Markt entfallen.
Auch Kühne+Nagel, einer der grössten Logistikanbieter, steht unter Druck: Höhere Zölle könnten den Welthandel erheblich beeinträchtigen. Im Medizintechniksektor zeigt sich Sonova besonders verwundbar. Das Unternehmen erzielt rund 30 Prozent seines Umsatzes in den USA, verfügt jedoch über keine lokalen Produktionskapazitäten.
Im Technologiebereich ist Logitech stark exponiert. Mit einem Produktionsanteil von 40 bis 50 Prozent in China und einem Umsatzanteil von 36 Prozent in den USA könnte das Unternehmen von Zollerhöhungen sogar gleich doppelt getroffen werden.
Auch Mid-Caps betroffen
Die Analysten der Zürcher Kantonalbank (ZKB) sehen jedoch auch bei mittelgrossen Schweizer Unternehmen teils erhebliche Risiken durch mögliche Zollerhöhungen der USA. Montana Aerospace zeigt mit einem Umsatzanteil von 26 Prozent und einer geringen Kostenbasis im US-Markt eine hohe Sensitivität. Meyer Burger könnte ebenfalls betroffen sein, falls das Unternehmen seine aktuelle Krise übersteht und zukünftig einen hohen Umsatzanteil in den USA realisiert.
Im Industriesektor ist Accelleron mit 18 Prozent Umsatzanteil aus den USA und fehlenden lokalen Produktionsstätten besonders exponiert.
BELIMO steht mit einem Umsatzanteil von 40 Prozent in den USA und einer Kostenbasis von 25-30 Prozent besser da, da das Unternehmen seinen Kostenanteil in den USA kontinuierlich ausbaut und weniger von chinesischen Zulieferern abhängig ist. BACHEM weist mit 40 Prozent Umsatzanteil in den USA und einem niedrigen lokalen Kostenanteil ein höheres Risiko auf, ähnlich wie Ypsomed (25 Prozent Umsatzanteil in den USA, keine lokale Produktion). Im Chemiesektor zeigt sich bei Clariant eine vergleichbare Situation mit 16 Prozent Umsatzanteil in den USA und einem geringen Kostenanteil.
Auch der Genfer Warenprüfungskonzern SGS könnte indirekt betroffen sein. Laut ZKB-Experte Omar Brem könnte eine Verlangsamung der Exporte von Asien in die USA SGS treffen, da 33 Prozent des Umsatzes in der Region Asien-Pazifik und 16 Prozent in China generiert werden, wovon die Hälfte aus Exportgeschäften stammt.
Geringe Auswirkungen dürften hingegen Unternehmen wie Nestlé und Lindt & Sprüngli spüren, die mit einem hohen lokalen Produktionsanteil in den USA gut abgesichert sind. Auch Holcim, das auf eine stärkere Eigenständigkeit des US-Geschäfts setzt, könnte von der "America First"-Politik profitieren.
Redaktion finanzen.ch
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