Zurück geht es hier Grüezi! Sie wurden auf finanzen.ch, unser Portal für Schweizer Anleger, weitergeleitet.  Zurück geht es hier.
Komplexe Renditejagd 22.04.2015 16:10:48

Tiefes Zinsniveau erschwert Kapitalschutz-Zertifikate

Das Zinstief erschwert Emittenten die Ausgabe von attraktiven Kapitalschutz-Zertifikaten. Nun ist Kreativität gefordert. Die Struki-Branche setzt immer öfter auf Zertifikate mit Referenzanleihe.

Von Wolfgang Hagl

Auf der Jagd nach Rendite sind die Anbieter von strukturierten Produkten stets kreativ. Doch gerade im Bemühen, der Kundschaft kapitalgarantierte Investments mit obligationenähnlichem Auszahlungsprofil anzubieten, hilft selbst der stärkste Erfindergeist immer weniger. Schuld daran ist vor allem das stetig geschrumpfte Zinsniveau. Bekanntlich bewegt sich die Rendite zehnjähriger Eidgenossen mittlerweile im negativen Terrain. "Vor diesem Hintergrund sind Zertifikate mit 100 Prozent Kapitalschutz selbst bei einer längeren Laufzeit nicht mehr darstellbar", erklärt Manuel Dürr, Head Public Distribution, Leonteq Securities.

Zertifikate mit Referenzanleihe

Im Kampf gegen dieses Dilemma setzt die Struki-Branche immer öfter auf Zertifikate mit Referenzanleihe. Bei diesen Papieren nimmt der Anleger neben dem Emittentenrisiko die Ausfallgefahr eines weiteren Schuldners in Kauf. Im Gegenzug können die Banken attraktivere Konditionen als bei einer klassischen Bauweise zeigen. Sie investieren dazu direkt in die Referenzanleihe oder greifen auf Credit Default Swaps (CDS) zurück. Der Wert dieser Kreditausfallversicherungen steht für die Gefahr, dass es bei einem Schuldner zur Zahlungsunfähigkeit kommt. Dabei gilt: Je höher der CDS notiert, desto mehr Zusatzrendite kann das Referenzpapier zu einem strukturierten Produkt besteuern.

Aktuell sind an der SIX rund 450 Drittschuldner-Zertifikate kotiert. Allein in den vergangenen zwölf Monaten nahm das Angebot damit um gut ein Fünftel zu. "Die Nachfrage nach dieser Struktur ist ungebrochen", meint Eric Blattmann, Head of Public Distribution, Vontobel. Er macht allerdings keinen Hehl daraus, dass die Rally am Rentenmarkt auch diese Praxis an ihre Grenzen führt. "Vielfach bewegen sich die CDS auf einem Allzeittief", sagt der Derivateexperte. Daher müssen die Emittenten immer häufiger zu Referenzschuldnern mit einer vergleichsweise geringen Bonität greifen. Sowohl für die Bank Vontobel als auch bei Leonteq kommen dabei im öffentlichen Vertrieb nur Unternehmen aus dem Investmengrade-Bereich in Frage.

Langfristiges SMI-Investment

Leonteq zieht bei einem jüngst lancierten Kapitalschutz-Zertifikat eine Obligation der Citigroup heran. Dank der von Standard & Poor's mit "A-" benoteten Grossbank kann die Emittentin zum Ende der zehnjährigen Laufzeit eine Tilgung zu mindestens 106 Prozent garantieren. "Gleichzeitig partizipiert das Produkt vollumfänglich an einer positiven Entwicklung des SMI", sagt Dürr. Dieses Auszahlungsprofil gilt, solange weder Leonteq Securities noch Citigroup in Schieflage geraten. Sollte es beim Referenzschuldner zu einem Kreditereignis kommen, endet die Laufzeit abrupt. Die Rückzahlung wäre in diesem Fall an den Restwert der betroffenen Anleihe gekoppelt. Hohe Verluste wären die Folge.

Basket-Lösung

Vontobel hat kürzlich damit begonnen, mehrere Referenzanleihen in ein Zertifikat zu packen. Damit reagiert die Privatbank einerseits auf die widrigen Umstände am Obligationenmarkt. "Gleichzeitig ermöglichen diese Strukturen die Diversifikation des Schuldnerrisikos in einem Produkt", erklärt Eric Blattmann. Bis zum 29. April steht ein sogenannter Floored Floater zum Emissionspreis von 1000 Franken in der Zeichnung. Dieser Betrag ist per 5. Mai 2020 vollständig geschützt. Alle drei Monate schüttet Vontobel den Coupon in Höhe von mindestens 1,5 Prozent pro Jahr aus. Kommt es während der Laufzeit zur Zinswende, ist mehr drin. Sobald der Dreimonats-Franken-Libor den Floor übertrifft, steigt die Ausschüttung mit. Basis ist ein Korb aus fünf von Rohstoffunternehmen ausgegebenen Referenzanleihen. Zum Schuldner-Quintett zählen unter anderem Barrick Gold sowie Freeport-McMoRan.

Aufgrund der Basket-Lösung bedeutet der Ausfall eines Unternehmens nicht zwangsläufig die Abwicklung des Zertifikats. Vielmehr wäre ein Fünftel von Nominal und Coupon für den Anleger passé. Das abgemilderte Risiko kann nicht über die besondere Komplexität dieser Struktur hinwegtäuschen. Schliesslich müssen sich Anleger vor einem Investment nicht nur mit den Auszahlungsmodalitäten des Zertifikats auseinandersetzen. Es gilt auch, die Qualität der Referenzschuldner unter die Lupe zu nehmen. Unabhängig von der Zahl der involvierten Gläubiger dürfte diese Analyse stets zu einer zentralen Erkenntnis führen: Am Kapitalmarkt stehen jeder Chance adäquate Risiken gegenüber.

(Handelszeitung)

Weitere Links:

Optimismus bei Strukturierten Produkten in der Schweiz mit Georg von Wattenwyl | BX Swiss TV

finanzen.net News

Datum Titel
{{ARTIKEL.NEWS.HEAD.DATUM | date : "HH:mm" }}
{{ARTIKEL.NEWS.BODY.TITEL}}

Nachrichten

  • Nachrichten zu Strukturierte Produkte
  • Alle Nachrichten