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Virtuelle Parzellen 01.09.2022 22:02:00

Grundstückskauf im Metaverse: Raiffeisen Schweiz positioniert sich erstmals zu virtuellen Immobilien

Grundstückskauf im Metaverse: Raiffeisen Schweiz positioniert sich erstmals zu virtuellen Immobilien

In den virtuellen Welten von Metaverse-Anbietern können Nutzer nicht nur Kleidungsstücke für ihre Charaktere kaufen, sondern auch ganze Grundstücke. Der heftige Preisverfall der digitalen Immobilien in den letzten Monaten veranlasste nun die Raiffeisen Schweiz dazu, sich zum Trend zu positionieren.

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Metaverse-Nutzer können In-Game-Objekte wie Kleidung, Einrichtungsgegenstände und Grundstücke kaufen

Auch wenn der anfängliche Hype um das Metaverse, der auch durch die Umbenennung des Facebook-Konzerns in Meta Platforms vorangetrieben wurde, in den letzten Monaten wieder abgeflacht ist, dürfte der Trend um die virtuellen Welten dem Marktforschungsunternehmen Gartner zufolge doch langfristig anhalten. In einer Studie gestand das Unternehmen kürzlich zwar ein, dass die Online-Welten derzeit noch am Anfang ihrer Entwicklung stehen, in zehn Jahren könnte das Konzept jedoch marktreif sein. Schon jetzt gibt es - neben Metas Äquivalent Horizon Worlds - zahlreiche Anbieter, darunter The Sandbox, Decentraland, Otherside und Axie Infinity. Nicht nur können Nutzer in diesen digitalen Welten miteinander interagieren, auch der Kauf von verschiedenen In-Game-Objekten ist möglich. Neben Kleidung und Einrichtungsgegenständen stehen auch Grundstücke und Immobilien in den Metaverse-Varianten zum Verkauf.

Einteilung in Parzellen

Die Entwickler der Plattformen teilen das Land innerhalb der digitalen Welt in verschiedene Parzellen ein, wie "Bitcoin2Go" berichtet. Der Besitz dieser Grundstücke, die häufig mit spezifischen Kryptowährungen für das jeweilige Metaverse bezahlt werden, wird demnach mit NFTs nachgewiesen. Darüber hinaus wird virtuelles Land dem Portal zufolge aber nicht nur vom jeweiligen Projekt verkauft, auch ein Weiterverkauf auf NFT-Marktplätzen wie OpeanSea ist damit möglich. Prominente Beispiele für Grundstückbesitzer im Metaverse sind der Rapper Snoop Dogg, der in The Sandbox eine eigene Wohngegend aufbauen und diese mit Events am Leben halten will, sowie der Sportartikelhersteller adidas, der dort ebenfalls Grundstücke für den Aufbau des "adiVerse" erstanden hat. Bitcoin2Go zufolge hat sich ein Nutzer der Plattform ein an das von Snoop Dogg angrenzendes Grundstück für 450'000 US-Dollar gekauft. Damit gestalte es sich also als schwierig, einen genauen Wert für die Meta-Immobilien festzustellen. Denkbar sei jedoch, dass stark besiedelte Parzellen für einen höheren Preis verkauft werden als etwa Grundstücke in Gegenden, in denen wenig Interaktion stattfindet.

Raiffeisen-Experten: Blasenbildung bei Metaverse-Grundstücken

Der Trend zeigt also, dass nicht nur Privatleute, sondern auch Unternehmen frühzeitig in den Metaverse-Markt eintreten wollen. Auch die Schweizer Raiffeisenbanken haben die Nachfrage nach virtuellen Grundstücken bereits erkannt und erstmals in ihrem Immobilienbericht für das dritte Quartal 2022 erwähnt. "Digitale Vermögenswerte sind seit dem Kryptowährungsboom in aller Munde", heisst es in dem Report. "Der neuste Schrei in dieser sich dynamisch entwickelnden Domäne sind Immobilieninvestitionen in einem der unzähligen Metaversen." So erkläre die Raiffeisen-Experten, dass mit virtuellen Grundstücke in den letzten Monaten zwar starke Gewinne eingefahren werden konnten, der Markt aber - wie das gesamte Kryptoumfeld - sehr volatil sei. "Anfang Januar 2021 wurde beispielsweise in ‚The Sandbox‘ die durchschnittliche Landparzelle noch für unter USD 150 verkauft. Nach einem längeren, stetigen Preisanstieg wurde der virtuelle Boden Ende Oktober für rund USD 2'500 gehandelt, was bereits einem Preisanstieg von etwa 1'550% entspricht", schreiben die Immobilienexperten. "Die Ankündigung einer ersten, öffentlich zugänglichen Alphaversion des Spieles katapultierte die gehandelten Preise im damals herrschenden NFT-Wahn auf über USD 16'000. Wer also im Januar 2021 zum Durchschnittspreis eingestiegen war, konnte sich innerhalb von nicht einmal einem Jahr über eine Wertsteigerung von fast 11'000% erfreuen." Mittlerweile seien die Preise für die Sandbox-Grundstücke aber wieder auf unter 2'500 US-Dollar abgestürzt - eine Entwicklung, die sich auch bei anderen digitalen Vermögenswerten beobachten liess.

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"Spielfeld von risikofreudigen Spekulanten"

Diese Blasenbildung sei auch ein Symptom des frühen Entwicklungsstands, den diese Netzwerke derzeit noch geniessen, heisst es in dem Bericht weiter. So locken die Entwickler mit spannenden Zukunftsversprechen, den Experten der Raiffeisen Schweiz stehe aber die Möglichkeit im Raum, dass hier eher der Verkauf der Grundstücke im Vordergrund stehe und nicht der Aufbau einer Community. "Dass grosse Unternehmen wie Meta (Facebook) ihr Interesse an der Entwicklung eigener Metaverseprojekte geäussert haben, könnte ein Hinweis sein, dass sich in Zukunft tatsächlich rege genutzte, digitale Parallelwelten etablieren werden. Heute abzuschätzen, welche dies sind, ist aber schlicht unmöglich", so die Autoren der Studie. So können Anleger zwar deutlich von Projekten profitieren, die sich im Endeffekt durchsetzen werden, diese heute schon zu benennen sei aber Glückssache. Viel wahrscheinlicher sei es, dass man in ein Projekt investiere, das keine Zukunft hat. Damit handle es sich beim Immobiliensektor im Metaverse derzeit um ein "Spielfeld von risikofreudigen Spekulanten", in dem Totalverluste nicht unwahrscheinlich seien.

Schweizer Immobilienaktien und Immobilienfonds empfohlen

Im Vergleich zu tatsächlichen Immobilieninvestments wirke der Metaverse-Trend sicherlich deutlich aufregender, für den Grossteil der Investoren habe sich der traditionelle Sektor der Raiffeisen Schweiz zufolge aber bewährt. "In den letzten 10 Jahren lag der Total Return von Schweizer Immobilienaktien und Immobilienfonds zwar 'nur' bei rund 150% bzw. 85% […]. Dafür haben sich aber auch die Wertschwankungs- und Ausfallrisiken in deutlich engeren Grenzen bewegt. Auf bewährte Konzepte mit soliden zugrundeliegenden Basiswerten zu setzten, ist in der längeren Perspektive für die meisten Anleger sicherlich der vernünftigere Entscheid." Darüber hinaus unterscheiden sich die beiden Konzepte durch die Verknappung des realen Grundstückmarkts, während virtuelle Welten ohne grossen Aufwand weitere Parzellen schaffen könnten.

Auch Schweizer Unternehmen wollen sich im Metaverse platzieren

Dennoch scheint das Metaverse auch bei Unternehmen nach wie vor in Mode zu sein. So kündigte etwa der Schweizer Ableger des Radiosenders Energy (NRJ) jüngst an, neben Studios in Bern, Basel, Luzern, St. Gallen und Zürich nun auch über eine Niederlassung in Decentraland zu verfügen. "Das Energy Metaverse Studio ist rund um die Uhr geöffnet", kündigte der Sender an. "Am meisten Spass macht es aber, wenn du nicht alleine im Studio bist, sondern dich z.B. mit Freunden verabredest und ihr euch dort trefft." Auch seien hin und wieder Energy-Moderatoren auf der Parzelle anzutreffen. Bis zum 4. September erhalten Besucher der Standorts in Decentraland ausserdem einen SHOAP-Token geschenkt, der anschliessend für die Verlosung von Tickets für das Open Air-Festival Energy Air in Thun am 10. September eingelöst werden kann.

Redaktion finanzen.ch

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Bildquelle: PopTika / Shutterstock.com
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