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Krypto-Engagement wächst 17.04.2022 22:16:00

Russland setzt auf Krypto: Etablierung von Bitcoin als Zahlungsmittel für befreundete Staaten geplant

Russland setzt auf Krypto: Etablierung von Bitcoin als Zahlungsmittel für befreundete Staaten geplant

Russland hat kürzlich seinen verbündeten Staaten erlaubt, ihre Gasrechnungen mit Bitcoin zu begleichen. Schon lange gilt Moskau als Paradies für Krypto-Geldwäsche. Nun gibt es einige Anzeichen dafür, dass Russland vermehrt Bitcoins schürft. Wird Russland immer mehr zu einem Krypto-Staat?

• Russland will für befreundete Staaten Bitcoin als Zahlungsmittel etablieren
• Moskau gilt schon lange als globales Zentrum für Krypto-Geldwäsche
• Mögliches Ziel Russlands: Mining von Bitcoin im eigenen Land erhöhen

Lange galt Putin als Kritiker von Bitcoin, Ether und Co. Doch seit Anfang dieses Jahres zeigt er sich immer krypto-freundlicher. Mögliche Motive: Einerseits die Schädigung der ihm unliebsamen Weltleitwährung US-Dollar und andererseits die Abmilderung der westlichen Sanktionen gegen Russland, wofür der Kreml die Position der digitalen Währungen als dezentrale Alternative stärken will. Doch was genau hat es mit Russlands Krypto-Engagement auf sich?

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Kreml erlaubt den verbündeten Staaten wohl Gaszahlungen in Bitcoin

Am 24. März kündigte der Vorsitzende des russischen Energieausschusses Pavel Zavalny an, dass Russland künftig für die Zahlungen von "freundlichen" Staaten neben Rubel und den lokalen Währungen ebenfalls Bitcoin akzeptieren werde: "Wir schlagen China schon seit langem vor, Rubel und Yuan in den Landeswährungen abzurechnen. Mit der Türkei werden es Lira und Rubel sein. Die Währungen können unterschiedlich sein, das ist eine gängige Praxis. Sie können auch mit Bitcoins handeln", zitiert die "BBC" Zavalny.

Der Kreml beabsichtigt scheinbar, die digitalen Währungen rasch in den russischen Zahlungsverkehr zu integrieren, wohl auch um die Hartwährungen US-Dollar und Euro zu schwächen. Doch David Broadstock, Analyst beim Energy Studies Institute in Singapur, hält die russische Erlaubnis, Gasrechnungen mit den äusserst volatilen Kryptowährungen zu bezahlen, für sehr gewagt: "Bitcoin als Zahlmittel zu akzeptieren wird - verglichen mit den traditionellen Währungen - deutlich mehr Risiko in den Handel von Erdgas einbringen." Ebenfalls problematisch: China hat im vergangenen Jahr sämtliche Kryptotransaktionen für illegal deklariert; auch in der Türkei, einem weiteren "freundlichen" Staat Russlands, gibt es ein Verbot von Kryptowährungen. Kann Russland also mithilfe der Bitcoins tatsächlich die Auswirkungen der westlichen Sanktionen lindern? Was ist dran an der Vermutung, Russland werde zu einem Krypto-Staat?

Kein direkter Beweis - aber viele Anzeichen für Russlands Krypto-Aktivitäten

Der grosse Datendienstleister "Chainanalysis" konnte bislang noch keine stichhaltigen Beweise dafür sammeln, dass reiche Putin-Profiteure beziehungsweise der russische Staat mithilfe von grossen Kryptowährungspaketen die Sanktionen umgehen. Und dennoch: Vieles deutet darauf hin, dass Russland sein Krypto-Engagement seit dem verhängnisvollen Einmarsch in die Ukraine am 24. Februar verstärkt hat. Die Marktkapitalisierung von sogenannten "Privacy Coins", bei denen die Identität der Besitzer nicht überprüft werden kann, hat laut Informationen von "BTC Echo" zugenommen. Dies sind beispielsweise die Kryptowährungen Monero, ZCash und Mina. Jedoch weisen diese eine zu geringe Marktkapitalisierung auf, um Russlands Krypto-Aktivitäten abzudecken. Zudem konnte "Chainanalysis" punktuelle Aktivitäten von russischen Krypto-Accounts nachweisen - so insbesondere direkt nach der Invasion, als die Rubel-Zahlungen in Kryptowährungen kurzzeitig um bis zu 900 Prozent nach oben schossen. Zwar sieht "Chainanalysis" dahinter hauptsächlich Kleininvestoren, die sich gegen den Kursverfall des Rubels absichern wollen. Doch "BTC Echo" will ebenfalls eine Vermögensverschiebung von 62 Millionen US-Dollar auf "dubiosen Kryptobörsen" durch russische "Whales", das heisst grosse Krypto-Investoren, festgestellt haben.

Moskau gilt schon lange als Paradies für Cyberkriminelle

Russland ist zudem offenbar ein internationales Zentrum für Krypto-Geldwäsche. Seit Jahren gilt Moskau, genauer gesagt der Wolkenkratzer Federation Tower (russisch: Federazija) im Finanzdistrikt der russischen Hauptstadt, als ein bedeutsamer Umschlagplatz von Bitcoin-Geldwäsche. Cyberkriminelle können dort Finanzvermögen, die durch illegale Aktivitäten verdient wurden, rein waschen und somit deren Herkunft kaschieren. Es überrascht folglich nicht, dass Deutschland bei der erfolgreichen Abschaltung des russischen Darknets "Hydra Market" 543 Bitcoins im Wert von mehr als 25 Millionen US-Dollar konfiszierte. Das Problem beim Krypto-Geldwaschen: Nur in kleinen Tranchen ist dies verdeckt möglich, grössere Transkationen würden direkt auffallen. "Je grösser die Beträge werden, desto weniger möglich sind anonyme Transaktionen. Das ist ein gewünschtes Ergebnis der Regulierung der letzten Jahre", erklärt Philipp Sandner, Chef des Blockchain-Centers an der Frankfurt School of Finance, gegenüber der "Tagesschau". Laut "BTC Echo" könne Russland aus diesem Grund lediglich 30 Millionen US-Dollar pro Tag reinwaschen - ein verschwindend geringer Anteil des russischen BIP, das 2019 bei etwa 1,48 Billionen US-Dollar lag.

Russland wohl zunehmend im Mining von Bitcoin engagiert

Deutlich wichtiger für Russland wird somit wohl das eigene Mining von Bitcoins sein. Als zweifelhaftes Vorbild dürfte hierbei der Iran dienen, der mittels Bitcoin-Erzeugung westliche Sanktionen umgeht. Laut Daten des "Cambridge Bitcoin Electricity Consumption Index" liegt die Hashrate in Russland weltweit bereits an dritter Stelle. Nur in den USA und Kasachstan werden noch mehr Bitcoins generiert. Doch Russland scheint seinen Anteil zu erhöhen: Russische Dienste erhielten laut "BTC Echo" seit Anfang 2022 wesentlich mehr Kryptowährungen von Mining-Pools. Es kann also vermutet werden, dass der russische Staat das Schürfen von Bitcoins bereits fördert beziehungsweise eine solche Förderung demnächst vollziehen wird. Dann würden die kriminellen Machenschaften rund um den oft als "Schurkenwährung" angeprangerten Bitcoin eine neue Dimension erreichen. Ob Putin damit das Ziel einer Schwächung des US-Dollars erreichen wird, darf bezweifelt werden. Eines ist aber sicher: Eine solche Entwicklung würde den bereits stark angeschlagenen Rubel weiter schwächen.

Redaktion finanzen.ch

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