Experten-Kolumne |
21.11.2014 10:46:25
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Pensionskassen: wie viel Rendite liegt drin?
Kolumne
In Zeiten tiefer Zinsen und hoher Marktschwankungen ist diese doch so wichtige Frage erstaunlicherweise immer mehr in den Hintergrund getreten. Risikoüberlegungen stehen...
...im Rampenlicht und manchmal erscheint es fast, als sei die Rendite zu einem fast zufälligen Nebenresultat aller Anstrengungen verkümmert.
Da zudem der technische Zinssatz immer mehr historisch legitimiert wird und damit immer weniger zum Indikator für die Zukunft taugt, sind wohl zusätzliche Überlegungen notwendig. Es erscheint jedoch nach wie vor sinnvoll, den technischen Zinssatz an der erwarteten Rendite auszurichten.
So schwierig es auch ist, eine Rendite für das nächste Jahr vorherzusagen, so lässt sich eine Schätzung der durchschnittlichen Rendite für die nächsten fünf Jahre mit sehr viel höherer Glaubwürdigkeit durchführen. Dies liegt daran, dass ungewöhnliche Ereignisse sich in einem längeren Zeitraum relativieren. Darin besteht die gewählte Herausforderung.
Natürlich gibt es niemals Sicherheit in Fragen, die die Zukunft betreffen. Doch soll in dieser Kolumne als Basis für die erwartete Rendite ein Ausblick auf ein Hauptszenario für die wirtschaftliche Zukunft gewagt werden. Am Beispiel der drei wichtigsten Aktivklassen Aktien, Immobilien und Obligationen soll anschliessend erläutert werden, wie die Pensionskassen rentieren werden.
Der Schlüssel für die Qualität eines Hauptszenarios liegt wohl in der Beurteilung der scheinbaren Unvereinbarkeit von gesunden Unternehmen mit hohen Resultaten sowie hochverschuldeten und defizitären Staaten. Generell wird übersehen, dass Unternehmen heute mit nur geringen Finanzierungskosten wirtschaften können und durch das eher bescheidene Wachstum auch nur geringe Investitionen -und damit Abschreibungen -erfolgen.
Dagegen haben es die Staaten nicht geschafft, die Ein- und Ausgaben aufeinander abzustimmen. Der im Verhältnis zu den hohen Schulden nur geringe Zinsaufwand ermöglicht erst die Fortführung der grosszügigen Fiskalpolitik.
Meines Erachtens spricht vieles dafür, dass diese Situation noch Jahre andauern wird, da demokratische Systeme nur begrenzt geeignet sind, um notwendige Reformen und Einsparungen schnell zu erreichen. So bleibt der Politik als Königsweg, mit möglichst tiefen Zinsen, eine langsame Entschuldung zu verfolgen. Eine Beschleunigung der Sanierung der Staatsfinanzen könnte durch Inflation erfolgen, doch ist diese in weite Ferne gerückt, da eine einfache Geldmengenverknappung hierfür wohl kaum ausreichen wird.
Für Renditen in Schweizer Franken soll vor diesem Hintergrund eine Schätzung für die drei bedeutendsten Aktivklassen gewagt werden.
Die Erträge für Obligationen werden weiterhin auf niedrigem Niveau verharren und es erscheint schwer vorstellbar, dass Renditen von mehr als 1% für Anlagen im Investmentgradebereich erreicht werden können. Aktien sollten weiterhin mindestens 5% ermöglichen, davon wird oft schon ein hoher Anteil durch die Dividenden erbracht. Am schwierigsten sind für mich die Immobilien einzuschätzen, da die Entwicklung der Einwanderung unklar ist. Jedoch sollten sich auch hier längerfristig zumindest 3.5% Nettorendite erwirtschaften lassen, sofern in Wohnimmobilien in Ballungsräumen investiert wird.
Nachfolgend zwei Beispiele, die gewissermassen die mögliche Bandbreite für die Mehrheit der Pensionskassen aufzeigen.
Die Pensionskasse A repräsentiert die Mehrheit der Kassen und ist in der Rendite auf etwa 2.5% limitiert. Die Anlage ist durch einen hohen Anteil in Obligationen geprägt. Höhere Renditen liessen sich nur durch einen höheren Anteil von Aktien und Immobilien realisieren.
Die Pensionskasse B repräsentiert den realwertorientierten Ansatz und dürfte Renditen von etwa 4% generieren. Dies ist dadurch möglich, dass die nur sehr gering rentierenden substituiert werden.
Als Fazit lässt sich formulieren, dass durch die Verringerung der Zinsen eine Überprüfung der Asset Allocation unabdingbar geworden ist. Es gilt, die versprochenen Renditen (technischer Zins) nachvollziehbar mit erwarteten Renditen zu legitimieren. Sicherlich müssen Überlegungen zum Risiko und zur Risikofähigkeit der Pensionskasse die Anlagestrategie komplettieren, jedoch gilt es auch den Mut zu haben, ineffiziente Aktivklassen zu eliminieren.
So existieren in den verschiedenen Pensionskassen unterschiedlichste Erwartungen. Es ist im Interesse des Destinatärs, dass diese explizit formuliert werden und dass die langfristige Rendite weiterhin im Zentrum der Überlegungen steht.
Olaf Meyer: Stiftungsratspräsident Profond Vorsorgeeinrichtung
Der obige Text spiegelt die Meinung des jeweiligen Kolumnisten wider. Die finanzen.net GmbH übernimmt für dessen Richtigkeit keine Verantwortung und schliesst jegliche Regressansprüche aus.
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