Tiefer Ölpreis |
28.05.2015 15:17:18
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Düstere Aussichten für Transocean
Der weltgrösste Vermieter von Bohrinseln leidet unter dem Ölpreisverfall. Die Aktie fiel innert Jahresfrist um die Hälfte. Analysten erwarten weiteres Ungemach.
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Jetzt informierenVon Marc Iseli
Als Transocean den Gang auf das Schweizer Parkett wagte, wurde der Blue Chip mit offenen Armen der Anleger empfangen. Der texanische Tiefsee-Ölbohrkonzern, der seinen Hauptsitz 2008 von den Cayman Islands nach Zug verlegte, erlangte an der SIX vor fünf Jahren eine Erstkotierung von knapp 100 Franken. Die Marktkapitalisierung belief sich auf fast 33 Milliarden Dollar.
Doch die damalige Euphorie ist längst der Ernüchterung gewichen. Die Aktie ist seit 2010 im Sinkflug, der Marktwert liegt nur noch bei wenig mehr als 7 Milliarden Dollar. Die Börsianer verschmähen den weltgrössten Vermieter von Bohrinseln. Daten der Finanzagentur Bloomberg sprechen eine deutliche Sprache: 23 Analysten empfehlen den Titel zum Verkauf, gerade einmal zwei sprechen eine Kaufempfehlung aus. Im Schnitt gehen die Experten davon aus, dass die Transocean-Papiere auf Jahressicht um ein Drittel auf knapp 12 Franken je Aktie absacken werden. Dem Unternehmen droht die Verbannung aus dem Schweizer Leitindex SMI.
Umsatz wird sich halbieren
Der tiefe Fall hat einen handfesten Grund: Es steht schlecht um die Finanzen von Transocean. Der Umsatz sank im letzten Jahr um 1 Prozent auf 9,17 Milliarden Dollar. Für das laufende Jahr gehen Analysten davon aus, dass Transocean nicht einmal mehr die 7-Milliarden-Dollar-Marke knacken wird. 2016 soll nochmals ein Minus resultieren. Die Experten sehen den Umsatz bis Ende 2016 auf 5,46 Milliarden Dollar zurückgehen. Kommt es so, wie die Analysten prognostizieren, würde sich der Umsatz innert zwei Jahren fast halbieren.
Ebenso pessimistisch sind die Analysten für die Ertragskraft der Firma. Für 2015 und 2016 erwarten sie Verluste. Und auch die Prognosen für den Free Cash Flow sind düster: Ende 2016 sollen die erarbeiteten Geldmittel ins Milliardenminus rutschen. Mit anderen Worten: 2016 wird die Summe der Mittel, die dem Unternehmen nach allen Ausgaben neu zur Verfügung stehen, negativ sein. Zum Vergleich: Bei der wertvollsten Firma der Welt - Apple - betrug das Plus 2014 über 50 Milliarden Dollar.
Ölpreis zerschlägt Aktienkurs
Transocean leidet vor allem unter dem serbelnden Ölpreis. So wie sich der Preis für ein Fass Rohöl innert Monaten mehr als halbierte, verlor auch der Konzern aus Zug an Wert. Im Juni 2014 lag die Aktie bei über 41 Franken, heute kostet sie noch 18 Franken. Das ist ein Minus von 56 Prozent.
Die jüngste Ölmarktprognose der Investmentbank Goldman Sachs macht denn auch wenig Mut. Der Wert des schwarzen Goldes soll noch lange tief bleiben: Selbst in fünf Jahren soll ein Fass Rohöl gerade einmal 55 Dollar kosten. Die Verfügbarkeit von billigem Geld lasse nachhaltig niedrige Ölpreise notwendig erscheinen, um die US-Produzenten davon abzuhalten, ihre Förderung zu erhöhen, meint das Finanzinstitut.
Kontroverse Meinung
"Das ist hoch spekulativ", sagt Vontobel-Analyst Fabian Häcki zur Prognose von Goldman Sachs. Tatsächlich neigt das US-Institut zu extremen Szenarien. Im Sommer 2008 prophezeite die amerikanische Investmentbank, dass der Ölpreis auf 200 Dollar steigen werde. Kurz darauf implodierte die Weltwirtschaft und der Preis für ein Fass Rohöl sank von 150 auf 40 Dollar. Im Juli 2014 schrieb Goldman Sachs, dass die Weltwirtschaft Fahrt aufnehme und deshalb die Nachfrage nach Rohstoffen anziehen werde, was den Preis in die Höhe treiben sollte. Kurz darauf begann das Umgekehrte: Die Ölpreise tauchten, was der Wirtschaft einen Schub verlieh.
Häcki will die neuerlichen Kassandrarufe der Goldman-Sachs-Banker denn auch nicht hören. Er empfiehlt, der Transocean-Aktie die Stange zu halten. Obschon er davon ausgeht, dass der Umsatz der Firma dramatisch zurückgehen wird, soll sich die Aktie behaupten können. Das Papier soll in zwölf Monaten bei 18 Franken notieren.
Transocean ist ein «schwieriger Fall»
Wie überzeugt ist Häcki von seiner Prognose? "Transocean ist ein schwieriger Fall", sagt der Vontobel-Analyst, der auch andere ölabhängige Aktien bewertet, darunter den Winterthurer Traditionsbetrieb Sulzer und den ebenfalls aus der Eulachstadt stammenden Industriekonzern Burckhardt Compression. Es gäbe durchaus Positives zu berichten: Um den Mittelabfluss zu stoppen, werden laufend alte Anlagen verschrottet; dieses Jahr haben sich bereits rund 20 Schiffe auf ihre letzte Fahrt aufgemacht. "Transocean macht einen guten Job auf der Kostenseite", meint Häcki.
Das Problem ist die Auftragslage. Transocean zieht monatlich - wenn überhaupt - gerade einmal Aufträge im Wert von wenigen Millionen an Land. Laut dem jüngsten Flottenbericht angelte sich das Unternehmen in der Periode von Mitte April bis Mitte Mai Aufträge mit einem Geschäftsvolumen von insgesamt rund 52 Millionen Dollar. Im Vergleich zum Vormonat kommt das zwar einer Verdoppelung gleich. Bei einem Umsatz von mehreren Milliarden Dollar sei das aber viel zu wenig, gibt der Vontobel-Analyst zu bedenken. Falls es dem Unternehmen nicht gelingt, diese Schwäche bald wieder auszubügeln, sieht auch Häcki schwarz.
(handelszeitung.ch)
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