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"Selbstgefälligkeit" 20.04.2024 23:14:00

"Aktienmarkt ignoriert Zinssorgen": JPMorgan-Analyst schlägt Alarm

Der von Marktteilnehmern erwartete Zeitpunkt für die erste Zinssenkung durch die US-Notenbank Fed verschiebt sich allmählich immer weiter nach hinten, den Aktienmarkt scheint das jedoch nicht allzu sehr zu stören. Ein Grund zur Sorge, sagen Analysten der US-Investmentbank JPMorgan.

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• Erwartungen für erste Zinssenkung in den USA verschieben sich nach hinten
• Aktienmarkt dennoch ungebrochen stark
• JPMorgan-Experten warnen vor bösem Erwachen

In den letzten sechs Monaten ging es am breiten US-Aktienmarkt kräftig nach oben. So hat der S&P 500 seit Oktober 2023, als er zeitweise nur noch bei 4'117,37 Punkten geschlossen hatte, inzwischen satte 21,7 Prozent auf zuletzt 5.011,12 Punkte zugelegt, das Plus nur seit Jahresbeginn beträgt derzeit 5,06 Prozent (Stand: Schlusskurs vom 18. April 2024). Antrieb für die Kursgewinne in den letzten Monaten war - neben der Rally bei KI-Aktien wie NVIDIA - vor allem auch die Aussicht auf sinkende Leitzinsen in den USA. So war der Markt im vergangenen Herbst allgemein noch davon ausgegangen, dass bereits im März 2024 die erste Zinssenkung durch die US-Notenbank Fed erfolgen dürfte. Zwischenzeitlich hatte sich diese Erwartung auf Juni verschoben, nach den jüngsten US-Inflationsdaten wird laut "Reuters" an den Terminmärkten jedoch nun erst für September mit einer Zinssenkung gerechnet. US-Aktien zeigen sich von dieser Verzögerung jedoch bislang wenig beeindruckt. Zwar haben die großen Indizes ihren Rekordlauf unterbrochen, starke Kursrückgänge sind bislang jedoch ausgeblieben. Analysten von der US-Investmentbank JPMorgan haben angesichts dieser Tatsache davor gewarnt, dass die Kombination aus hohen Aktienkursen und immer weiter in die Zukunft verschobenen Zinssenkungen für Anleger ein Grund zur Sorge sein sollte.

Aktienmarkt ignoriert Verzögerungen bei US-Leitzinssenkung

Die JPMorgan-Analysten um Mislav Matejka warnten in einer Studie von Anfang April davor, dass die aktuellen Entwicklungen am US-Aktienmarkt ein Grund zur Sorge seien. So hätte die Wall Street während des Marktabschwungs im Oktober zunächst eine Zinssenkung der Fed um 80 Basispunkte eingepreist, zitiert "Business Insider" aus der Studie. Als der Markt stark anstieg, sei diese Erwartung im Januar auf 180 Basispunkte revidiert worden, nur um jetzt wieder auf 80 Basispunkte angepasst zu werden. Der Aktienmarkt hätte diese jüngste Änderung jedoch nicht eingepreist. "Aktien ignorieren die jüngste Kehrtwende einer Kehrtwende, was ein Fehler sein könnte", schrieb das Team um Matejka dazu laut dem Nachrichtenportal. Denn normalerweise sind hohe Zinsen schlecht für Aktien - und momentan wird davon ausgegangen, dass die US-Leitzinsen doch noch eine ganze Weile auf dem aktuell hohen Niveau von 5,25 Prozent bis 5,50 Prozent bleiben werden. Der Aktienmarkt hätte darauf also mit Kursrückgängen reagieren müssen, was jedoch nicht geschehen ist.

Stattdessen würde laut den JPMorgan-Experten eine immer größere Kluft zwischen den Aktienkursen und den Zinserwartungen entstehen. Um diese Lücke zu schließen und die hohen Aktienkurse zu rechtfertigen, müssten die Unternehmensgewinne kräftig anziehen. Danach sieht es jedoch momentan nicht aus. Zwar gehe der Markt davon aus, dass das Wirtschaftswachstum zur Hilfe kommen werde, wird Analyst Matjka von "Bloomberg" zitiert, aber die Gewinnschätzungen für 2024 würden immer noch nicht steigen. Daneben gebe es zusätzlich auch noch Erwartungen für ein Marktwachstum in der zweiten Jahreshälfte 2024, was aber nicht bedeute, dass die Gewinnprognosen für 2025 steigen würden, so "Business Insider" mit Verweis auf die JPMorgan-Studie. Das werfe die Frage auf, wie nachhaltig die Gewinne am Aktienmarkt tatsächlich sein könnten.

Analysten: Markt momentan zu selbstgefällig

Insgesamt unterschätze der Markt bestehende Risiken, so die Analysten, die von einer alarmierenden Selbstgefälligkeit sowohl auf dem Anleihenmarkt als auch auf dem Aktienmarkt sprechen. So gebe es laut Matejka "eine große Selbstgefälligkeit auf dem Anleihenmarkt" hinsichtlich der Inflationsrisiken, schreibt "Bloomberg". Denn diese würden womöglich unterschätzt. Und auch Aktien seien zu selbstgefällig gegenüber Abwärtsrisiken. So werde die Wahrscheinlichkeit einer Rezession momentan als äußerst gering angesehen und die Bevorzugung von zyklischen gegenüber defensiven Werten sei so hoch wie bei ihrem Höchststand aus den Jahren 2009 bis 2010. Damals sei jedoch eine synchronisierte globale Erholung im Gang gewesen. Diese Vorlage werde sich dieses Mal jedoch wohl nicht anwenden lassen, so die JPMorgan-Experten laut der Nachrichtenseite. "Das könnte als Gegenwind wirken", warnten sie daher.

Redaktion finanzen.ch

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