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Top oder Flop? 29.12.2020 21:34:00

Analysten uneins: Wie ist die Tesla-Aktie richtig bewertet?

Analysten uneins: Wie ist die Tesla-Aktie richtig bewertet?

Das Jahr 2020 war für die Aktie des US-amerikanischen Elektroautobauers Tesla ein erfolgreiches. Marktstrategen sind sich allerdings uneinig darüber, in welche Richtung sich der Anteilsschein in Zukunft entwickeln könnte.

JPMorgan Chase
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• Dreistelliges Kursplus seit Januar
• CEO Musk weist auf unsichere Kursentwicklung hin
• Analysten mit Kurszielen zwischen 90 und 780 US-Dollar

Trotz unsicherer Zukunft: Goldman Sachs hebt Kursziel für Tesla-Aktie auf 780 US-Dollar

Der Aktienkurs des Elektroautoherstellers Tesla kennt tendenziell nur noch eine Richtung: aufwärts. Alleine in diesem Jahr stieg das Papier bereits um mehr als 690 Prozent an, aktuell wird die Aktie an der NASDAQ bei 661,77 US-Dollar gehandelt (Schlusskurs vom 24. Dezember 2020). Trotzdem herrscht eine gewisse Unsicherheit, was die weitere Kursentwicklung angeht, wie sogar Tesla-CEO Elon Musk zugibt. So erklärte der Firmenchef im Mai, noch vor dem am 31. August durchgeführten Aktiensplit, dass der Aktienkurs seines Unternehmens zu hoch angesetzt sei.

Erst Anfang des Monats wandte sich Musk außerdem in einem internen Schreiben an seine Mitarbeiter und wies diese auf das Risiko von fallenden Kursen hin, sollte das Unternehmen den Gewinnerwartungen der Investoren nicht gerecht werden.

Bei der US-amerikanischen Großbank Goldman Sachs scheinen diese Bedenken jedoch keinen Platz zu finden. Anfang Dezember hob Analyst Mark Delaney das Kursziel für die Tesla-Aktie von 455 auf 780 US-Dollar. Den deutlichen Sprung erklärt der Experte damit, dass der Wandel hin zu Elektrofahrzeugen schneller vonstattengehe als zuvor angenommen. So ist in der Studie die Rede von einem dynamischen Trend, der den Wechsel zu umweltschonenden Transportmöglichkeiten begünstige.

Morgan Stanley-Analyst bewertet Teslas Geschäftsaspekte differenziert

Wie "Bloomberg" berichtet, liegt die Problematik der Analysehäuser bei der Bewertung des Unternehmens mit Sitz im kalifornischen Palo Alto aber oft darin, ob es sich dabei um einen Autohersteller oder ein Technologieunternehmen handelt. Auch Morgan Stanley-Analyst Adam Jonas hebt Teslas Sonderrolle hervor: "Tesla ist ein Autohersteller, so wie Apple ein Telefonhersteller ist", erklärt der Stratege gegenüber der Nachrichtenagentur. "Wenn das Auto mit dem Internet verbunden ist, eröffnet das eine Menge anderer adressierbarer Märkte, die in der Vergangenheit für Autofirmen nicht zugänglich waren, und selbst heute - so wie die meisten Autofirmen ihre Autos entwerfen - immer noch nicht zugänglich sind." So beweise Tesla, dass eben nicht nur das Analysieren von Verkaufszahlen und Fahrzeugpreisen zur Berechnung des Unternehmenserfolgs mit einbezogen werden soll, sondern auch Aspekte wie das Software- und Dienstleistungsangebot. Somit lässt sich Tesla nicht so einfach mit anderen Autoherstellern vergleichen, sondern weist eher Ähnlichkeiten zu Firmen auf, die Software-Lösungen anbieten. "Für das Energiegeschäft [von Tesla] schauen wir uns die Solarunternehmen an, für das Autogeschäft können Sie sich Apple anschauen, als es wirklich schnell wuchs oder aber die Bewertung der Akquisitionszweckunternehmen, und für das Dienstleistungsgeschäft haben wir uns "Software-as-a-Service"-Unternehmen angeschaut."

Das Kursziel für den Anteilsschein hat die Großbank mit 540 US-Dollar kalkuliert. "Von unserem Kursziel […] entfallen 254 US-Dollar auf das Kerngeschäft Automobilbau, 154 US-Dollar auf Netzwerkdienste, 58 US-Dollar auf das Potenzial, ein Zulieferer von Batterien und Antriebssträngen für Drittanbieter zu werden, 38 US-Dollar auf Mobilität und Ride-Sharing und 25 US-Dollar auf das Versicherungs- und Energiegeschäft", so Jonas.

JPMorgan-Stratege mit niedrigem Kursziel

Zu einer anderen Einschätzung kommt Jonas‘ Kollege Ryan Brinkman vom Konkurrenten JPMorgan: "Was die Zukunft dieses Unternehmens angeht, so sehe ich es in erster Linie als Automobilhersteller, der allerdings eine Minderheit seiner Einnahmen aus zusätzlichen, potenziell schneller wachsenden Endmärkten bezieht", so Brinkman. "Aus der Perspektive des automobilen Endmarktes könnte es sich im kommenden Jahrzehnt möglicherweise der Größe und Profitabilität eines Daimler oder BMW annähern." Dennoch sei der Elektroautohersteller noch weit von diesem Punkt entfernt, wie der Stratege anschließend einlenkt. "Das bedeutet natürlich nicht, dass [das Papier] jetzt zu Daimler- oder BMW-Multiplikatoren gehandelt werden sollte, wenn man das schnellere Wachstum und die zusätzlichen Optionen im Endmarkt bedenkt." Daher ist Brinkman auch der Meinung, dass der Kursanstieg des Anteilsschein nicht gerechtfertigt war - zumindest noch nicht. "Ich glaube, dass dieses Unternehmen in Zukunft noch viel größer werden wird, aber es muss noch viel mehr wachsen, um den aktuellen Aktienkurs zu rechtfertigen." Trotz seiner Wachstumsprognosen hält es der JPMorgan-Analyst für plausibel, dass es für den Aktienkurs in Zukunft zunächst stark nach unten geht. Aktuell sei das Papier nämlich zu sehr von Euphorie getrieben, was zwangsläufig zu volatilen Kursbewegungen führen werde.

Dementsprechend setzt Brinkman sein Kursziel für den Tesla-Schein deutlich tiefer an als etwa Jonas von Morgan Stanley. "Wir haben ein Kursziel von 90 US-Dollar für die Aktie und das impliziert immer noch einen Marktwert für Tesla, der größer ist als der von GM", erklärt der Experte. Zwar liege das Ziel deutlich unter dem aktuellen Aktienkurs, man müsse aber bedenken, dass General Motors 6 Millionen Fahrzeuge verkaufe während es Tesla nur auf 500'000 Stück schafft.

Redaktion finanzen.ch

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