Tech-Riesen unter Trump |
08.11.2020 13:35:00
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Apple, Google, Amazon & Co.: So haben die Tech-Giganten unter Trump abgeschnitten
Reiche Gründer, billionenschwere Konzerne: Mit Blick auf die vergangenen vier Jahre gab es seitens der grossen US-Techwerte einige positive Meldungen. Wie sich die fünf Big Techs während Trumps Amtszeit entwickelt haben.
• Bilanzvorlagen kamen kurz vor den US-Wahlen
• Big Five im Visier des US-Justizministeriums
Am 20. Januar 2017 wurde Donald Trump als 45. Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika vereidigt. Obwohl seine Amtseinführung mit einigen Protestkundgebungen einherging, entpuppte sich die Amtszeit Trumps, die unter dem Motto "America first" stand, besonders für die US-Techgiganten als Glücksgriff. Ein Blick auf die vergangenen vier Jahre.
Kurssprünge, Billionenbewertungen, reiche Gründer
Bereits seit Jahren dürfen sich die Technologiekonzerne Apple, Amazon, Microsoft, Google und Facebook als Anlegerlieblinge bezeichnen. In den letzten Jahren wurden im Rahmen einer einzigartigen Tech-Rally zahlreiche erfolgsbringende Meilensteine erreicht. Während die Aktienkurse der Google-Mutter Alphabet und von Facebook um mehr als 100 Prozent stiegen, ging es für die anderen drei sogar noch höher hinaus. Die Microsoft-Aktie verteuerte sich seit dem Amtsantritt Trumps um 224 Prozent. Für die Titel von Apple und Amazon ging es bis zuletzt um 260 Prozent und 270 Prozent nach oben (basierend auf dem Schlusskurs vom 2. November 2020).
Dabei erklommen erst Apple, dann Amazon, Google und Microsoft schwindelerregende Höhen in Sachen Marktkapitalisierung, als sie im Laufe der Tech-Rally eine Billion US-Dollar Börsenwert erlangten. Zeitweise erreichte die Marktkapitalisierung des iPhone-Herstellers eine Summe von zwei Billionen US-Dollar. Mit insgesamt sechs Milliarden US-Dollar Marktkapitalisierung (Stand ist der 4. November 2020) machen sie den Großteil im NASDAQ Composite aus, in dem all diese Techwerte zu finden sind. Nicht umsonst bewegt sich der technologielastige Index oft nach den Launen der Mega-Caps.
Auch die jeweiligen Unternehmensgründer profitierten von diesen Entwicklungen, die sich in den vergangenen Jahren verstärkten: Die Schöpfer von Amazon, Microsoft und Facebook führen die Spitze der reichsten Menschen der Welt an. Zusätzlich finden sich die beiden Google-Mitgründer in den Top-Ten wieder.
Mega-Caps im Visier der Kartellämter
Doch die Big Five haben mehr gemeinsam als schwerreiche Gründer, eine sagenhafte Kursrally und Billionen-Börsenbewertungen: In der jüngsten Vergangenheit rückten die Konzerne immer stärker ins Visier der Kartellämter. Ihnen wird vorgeworfen, ihre dominante Markstellung zu missbrauchen - von Googles Werbung, Amazons digitalem Marktplatz bis hin zu Apples App Store-Richtlinien. So musste sich Google erst kürzlich vor dem Justizministerium dem Vorwurf wettbewerbswidrigen Verhaltens stellen.
Auch prominente Stimmen wurden im Laufe der Zeit immer lauter und fordern seither die Aufspaltung der Geschäfte, um einen fairen Wettbewerb zu ermöglichen. Anfang Oktober wurde schließlich eine lang erwartete Wettbewerbsklage eingereicht. Die Monopolstellung der US-Riesen, so wird es in einem Bericht der Demokraten des Repräsentantenhauses von Anfang Oktober bezeichnet, soll eingeschränkt werden. Und auch wenige Tage vor den US-Wahlen beschuldigten Vertreter der republikanischen Partei die Manager der Techgiganten.
Trump-Politik: Zwischen Belastung und Profit
Dabei hatte Trumps Politik in verschiedener Weise Einfluss auf Amazon, Google, Facebook, Apple und Microsoft - positiv sowie negativ. So setzte Trump mit seinen "phänomenalen Plänen" eine Senkung der Unternehmenssteuer von 35 auf 21 Prozent durch. Davon profitierten in erster Linie Großkonzerne, darunter auch die Big Five.
Doch nicht die gesamte Politik von Trump wirkte sich auf die Techriesen positiv aus: Während der reduzierten Steuersätze florierten die Geschäfte zwar, doch parallel dazu belastete Trumps Handelsstreit mit China. Wie CNBC berichtet, zeigen sich insbesondere die Angestellten der Mega-Caps kritisch gegenüber der einwanderungsfeindlichen Politik und der wohl eher dürftigen Klimapolitik der Trump-Administration.
So entwickelte sich Amazons Geschäft während Trumps Amtszeit
Mit Blick auf den Aktienkurs und die Kennzahlen des E-Commerce-Riesen zeigt sich, dass es stetig nach oben ging. Erst wenige Tage vor dem Wahltag in den USA hat der Großteil der Techriesen ihre Zahlen zum dritten Jahresviertel 2020 vorgelegt, so auch Amazon. Der Bezos-Konzern übertraf dabei die Erwartungen und glänzte mit starken Geschäften während der Corona-Krise. Gegenüber dem Vorjahresquartal steigerte Amazon seine Umsätze um 37 Prozent. Der Gewinn verdreifachte sich sogar auf den bisherigen Rekordwert von 6,3 Milliarden Dollar.
Zu verdanken ist diese Entwicklung neben der Expansion des Kerngeschäfts auch dem Boom der Cloud-Computing- und Werbungssparte. Während Trumps Amtszeit vollzog Amazon den teuersten Deal, als es 2017 Whole Foods aufkaufte, um im physischen Handel Fuß zu fassen. Ein expansiver Schritt, der ebenso zu dem Wachstum beitrug.
Apple: Trotz Handelsstreit zu neuen Rekorden
Für den von Tim Cook geführten Konzern dürfte der Handelsstreit ein Kernthema während Trumps Regierungsperiode gewesen sein. Apple produziert in China, die Volksrepublik ist ein wichtiger Absatzmarkt. Der Handelsstreit sorgte nicht nur einmal für Schwierigkeiten, sei es im Hinblick auf Image, Unsicherheiten über Zölle oder auch etwaige Kostensteigerungen in Lieferketten.
Doch trotz dieses schwerwiegenden Störfaktors heimste Apple einen Rekord nach dem anderen ein. Apple ging in die Wall-Street-Geschichte als erster Börsenkonzern mit einer Billion Marktkapitalisierung ein - die zweite Billion ließ auch nicht lange auf sich warten. Erst im August dieses Jahres überschritt Apples Börsenwert diese Schwelle, aktuell ist der Techriese mit rund 1,8 Billionen US-Dollar nur etwas weniger wert. Die jüngste Quartalsbilanz fiel überaus positiv aus: Apple vermeldete einen weiteren Rekord, diesmal umsatzseitig: 64,7 Milliarden US-Dollar standen im Ende September beendeten vierten Geschäftsjahresviertel zu Buche. Im Gesamtjahr kletterte der Umsatz auf 274,5 Milliarden US-Dollar. Im Jahr 2016, vor der Trump-Präsidentschaft, setzte Apple noch 215,6 Milliarden US-Dollar um.
Facebook zwischen Wahleinfluss und glänzender Bilanz
Facebooks Verbindungen zu den US-Wahlen zeigen unterdessen eine ganze andere Lage, in der sich das Unternehmen von Mark Zuckerberg befindet. Bei der letzten Wahl im Jahr 2016 hatte sich der Internetkonzern Wahlbeeinflussung vorwerfen lassen müssen. Russische Agenten sollen das Soziale Medium missbraucht haben, um falsche Informationen zu verstreuen. Um während der diesjährigen Wahlperiode besser für die unbeabsichtigte Rolle gewappnet zu sein, traf Facebook offenbar Vorkehrungen: Fehlinformationen sollen eingedämmt oder gekennzeichnet werden. Auf Instagram beispielsweise sind bei einschlägigen Beiträgen Zugriffmöglichkeiten auf Informationen zu den Wahlen eingebunden worden.
Trotz der politischen sowie datenschutzrechtlichen Herausforderungen, mit denen sich Facebook seit 2016 konfrontiert sah, profitierte Facebook vom digitalen Trend. Wie Daten von eMarketer zeigen, kontrolliert der Zuckerberg-Konzern direkt hinter Google 23,4 Prozent des US-amerikanischen Online-Werbemarktes. Auch während der Corona-Pandemie hat Facebook einen Schub erlebt, viele kleine und mittlere Unternehmen bemühen sich um mehr Aufmerksamkeit auf den Plattformen. Die Zahl der täglichen aktiven Facebook-Nutzer explodierte innerhalb von drei Monaten von 30 Millionen auf 1,82 Milliarden, teilte Facebook mit. Der Gewinn wurde im vergangenen Quartal im Jahresvergleich um 29 Prozent auf 7,85 Milliarden US-Dollar gesteigert, der Umsatz um 22 Prozent auf 21,2 Milliarden US-Dollar.
Microsofts Cloud-Geschäft boomt
Bei Betrachtung des Microsoft-Aktiencharts wird deutlich, dass es nach einer jahrelangen Seitwärtsbewegung in jüngster Vergangenheit rasant aufwärtsging, besonders ab Ende 2016 bzw. Anfang 2017 verdeutlichte sich der Anstieg.
In diesem Zeitraum zeigte sich aber auch eine anderen Entwicklung bei dem Techkonzern von Bill Gates. Das Desktop-Software-Geschäft schwächelt, wird aber zunehmend durch ein erstarkendes Cloud-Geschäft ausgeglichen. In den vergangenen drei Geschäftsjahren vermeldete Microsoft ein Umsatzwachstum im zweistelligen Bereich. Im Geschäftsjahr 2019/2020, das Ende Juli dieses Jahres endete, belief sich das Nettoergebnis auf 11,2 Milliarden US-Dollar - zwar ein Rückgang im Vergleich zum Vorjahr, jedoch lag das Unternehmen damit immer noch klar über den Erwartungen. Dazu beigetragen habe der Erfolg der Cloud-Sparte, in dessen Mittelpunkt das Produkt Azure steht.
Das Geschäft wurde unter anderem durch die veränderten Arbeitsbedingungen - auch bedingt durch die gegenwärtige Corona-Situation - angeschoben. Auch für das jüngst beendete Erstquartal des neuen Geschäftsjahres resümierte Amy Hood, Finanzchefin von Microsoft: "Die Nachfrage nach unseren Cloud-Angeboten führte zu einem starken Start in das Geschäftsjahr", nachdem das Silicon-Valley-Unternehmen einmal mehr die Schätzungen geschlagen hatte.
Google begegnet Regulierungen, übertrifft trotzdem Erwartungen
Besonders Google hat es hinsichtlich seiner stark kritisierten Marktpräsenz im Werbegeschäft schwer. Wie CNBC berichtet, kam es in den vergangenen vier Jahren deshalb nur zu einer nennenswerten Übernahme von Cloud Group, das 2019 für 2,6 Milliarden US-Dollar erworben wurde, weil der Konzern erkannte, dass es Regulierungsbehörden quasi unmöglich machen würden, das Kerngeschäft auszubauen.
Die Einnahmen des Mutterkonzerns Alphabet werden hauptsächlich aus Werbeeinnahmen generiert. Diese boomten gemeinsam mit dem Cloud-Geschäft auch im dritten Quartal 2020. Ein Gewinnsprung in Höhe von knapp 60 Prozent bescherte dem IT-Giganten ein Nettoergebnis von 11,2 Milliarden US-Dollar. Von 46,2 Milliarden US-Dollar Umsatz kamen dabei 80 Prozent aus dem Anzeigengeschäft. "Wir hatten ein starkes Quartal", zeigte sich Konzernchef Sundar Pichai erfreut.
Die Big Five haben mit dem Blick auf ihre Entwicklung ihren Namen redlich verdient. Ob das gut ist, bleibt abzuwarten. Schließlich verdeutlichen die starken Entwicklungen - beispielsweise bei Facebooks und Googles Anzeigengeschäft - die Monopolstellung und befeuern so die Debatte um etwaige Machteindämmung oder gar Aufspaltungen.
Theresa Holz / Redaktion finanzen.ch
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