Mikrokosmos |
08.08.2024 22:43:00
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Grund zur Sorge? Buffett stockt Cash-Bestand erheblich auf: Einläuten einer Marktkorrektur?
Berkshire Hathaway stellt mit seinen zahlreichen operativen Geschäftsbereichen einen Mikrokosmos der US-Wirtschaft dar. Warren Buffett hat mit seinem Konglomerat nun zuletzt einen erheblichen Teil an Aktien verkauft und somit seinen Cash-Bestand erhöht. Ist dies nun ein Grund, sich Sorgen über die Wirtschaft zu machen?
• Buffett erhöht Cash-Bestand erheblich
• Hält das Orakel von Omaha den derzeitigen Markt für überhitzt?
Warren Buffett verkauft massig Apple- und BofA-Aktien
Warren Buffetts Investmentgesellschaft Berkshire Hathaway hat am vergangenen Samstag die Bücher für das abgelaufene Quartal geöffnet. Im zweiten Quartal 2024 ist der Umsatz der Buffett-Holding um 1,24 Prozent auf 93,65 Milliarden US-Dollar gestiegen. Im Vorjahreszeitraum lag der Umsatz noch bei 92,50 Milliarden US-Dollar. Das Ergebnis je A-Aktie reduzierte sich derweil im gleichen Zeitraum von 24.775 US-Dollar auf 21.122 US-Dollar. Dabei handelt es sich um einen Rückgang von satten 15 Prozent.
Buffetts Holding hielt im zweiten Quartal 2024 ausserdem 224,239 Milliarden US-Dollar an Barmitteln - ein Rekordwert, der die 121,845 Milliarden US-Dollar deutlich übersteigt, die das Konglomerat Ende des Jahres 2023 hielt.
Ein erheblicher Teil der stark angestiegenen Cash-Reserven geht vermutlich auf den Verkauf von Apple-Aktien zurück. Im Quartalsbericht zeigte sich, dass Buffetts Berkshire Hathaway sich unerwartet von beinahe der Hälfte seiner riesigen Apple-Beteiligung getrennt hat. Schon im ersten Quartal stiess das Orakel von Omaha rund 13 Prozent seiner Apple-Beteiligung ab. Im Mai erklärte der Investor auf der Jahresversammlung, dass dies steuerliche Gründe gehabt habe. Der Abverkauf im zweiten Quartal deutet nun jedoch darauf hin, dass es dafür auch andere Gründe geben könnte. So könnten sich die Erwartungen des Starinvestors auf weitere Kursgewinne zuletzt in Grenzen halten. Doch nicht nur bei Apple setzte Buffett den Rotstift an. Auch von Anteilsscheinen der Bank of America trennte er sich im Milliardenwert.
Aktienrückkaufe halten sich in Grenzen
Wie ausserdem BARRON’S berichtet, kaufe Berkshire Hathaway nur sehr wenige Aktien zurück. Im zweiten Quartal waren es gerade einmal 345 Millionen US-Dollar. Gegenüber dem ersten Quartal 2024 bedeutet dies einen Rückgang von 2,6 Milliarden US-Dollar. Damit stelle sich nun die Frage, ob das Orakel von Omaha der Meinung sei, dass die Berkshire-Aktien, die den S&P 500 in ihrer Performance übertroffen haben, in diesem Jahr bereits voll bewertet sind. Der Investor selbst kontrolliert das Tempo der Aktienrückkäufe. Jim Shanahan, Analyst bei Edward Jones erklärt jedoch, dass er sich keine Sorgen machen würde. "Warren Buffett ist ein erfahrener Investor mit einer soliden Erfolgsbilanz auf dem Aktienmarkt über lange Sicht und er berichtet von einigen massiven Verkäufen, die sich bis ins dritte Quartal fortgesetzt haben", so Shanahan.
Buffett besorgt?
Jedoch gibt der Analyst zu, dass ihm Buffetts jüngste Massnahmen Sorgen hinsichtlich seiner Aussichten für die Märkte sowie die Wirtschaft machen würden. "Es ist unglaublich, wie stark das Bargeld gewachsen ist."
Mit seinen zahlreichen operativen Geschäftsbereichen stelle Berkshire Hathaway einen Mikrokosmos der US-Wirtschaft dar. Die Trends bei Berkshire geben Warren Buffett wertvolle Einblicke in die wirtschaftliche Lage. Besonders bemerkenswert sei, dass Buffett zu einem Zeitpunkt aktiv wurde, als wichtige Wirtschaftsindikatoren auf eine mögliche Abschwächung der US-Wirtschaft hindeuteten. Im zweiten Quartal verkaufte Berkshire Aktien im Wert von 77 Milliarden US-Dollar, wodurch die Grösse seines Aktienportfolios auf 285 Milliarden US-Dollar schrumpfte. In diesem Zeitraum tätigte Berkshire lediglich Käufe von Aktien im Wert von 1,6 Milliarden US-Dollar.
Zudem erklärte Shanahan, dass es ihn "nicht überraschen" würde, wenn Berkshire auch seinen verbleibenden Apple-Anteil bis zum Jahresende verkaufen würde.
Wedbush-Analyst Dan Ives zeigt sich derweil jedoch weniger besorgt. Er merkte an, dass Berkshire bei Apple noch immer mit grossem Abstand die Spitzenposition inne habe. "Wir weisen eindringlich darauf hin, dass Buffett ein überzeugter Anhänger von Apple ist, und wir sehen dies nicht als Vorzeichen für schlechte Nachrichten", so der Analyst am Samstag in einer Mitteilung.
Die zentrale Frage bleibe jedoch, wie Buffett das ganze Kapital nutzen wird. Eine reguläre oder Sonderdividende wäre möglich, doch Buffett hat in der Vergangenheit Dividenden grundsätzlich abgelehnt. Während Buffett weiterhin nach einer bedeutenden Übernahme sucht, gestaltet sich dies als herausfordernd. Möglicherweise ist er bereit, das Geld vorerst zu halten, um von den Renditen auf Staatsanleihen zu profitieren, die Marktturbulenzen und wirtschaftlichen Unsicherheiten abzuwarten und auf zukünftige Gelegenheiten zu warten, so BARRON’S.
Läutet Buffett Korrektur ein?
Klar ist jedoch, dass seit Buffetts Abverkauf Chaos an den Börsen weltweit herrscht. Bedeutende Indizes wie der Dow Jones, der NASDAQ Composite, der Nikkei sowie auch hierzulande der DAX gaben deutlich nach. Besonders schwer getroffen hat es vor allem Tech-Titel. Natürlich lag dies nicht nur an Buffetts Verkäufen, auch konjunkturelle Einflüsse führten zu den starken Kursverlusten an der Börse - die jüngsten Verkäufe des Starinvestors dürften dabei jedoch auch eine Rolle gespielt haben, wie BÖRSE ONLINE erklärt.
Generell erscheine es eher unwahrscheinlich, dass Buffett plötzlich das Vertrauen in seine zwei grössten Beteiligungen verloren hat. Er betont immer wieder, dass er von diesen beiden Aktien fest überzeugt ist und nicht plant, sich so schnell von ihnen zu trennen. Buffetts Sprichwort lautet jedoch: "Sei gierig, wenn andere ängstlich sind, und ängstlich, wenn andere gierig sind." Es sei gut möglich, dass Buffett den aktuellen Aktienmarkt für überhitzt hält und deshalb einige seiner Aktien verkauft und in Bargeld umgewandelt hat. Auch der berühmte Buffett-Indikator, dessen Wert derzeit eindeutig für "verkaufen" spricht, unterstütze diese Annahme.
Redaktion finanzen.ch
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