Aktie unter Druck |
06.06.2022 22:43:00
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Ist Tesla in Gefahr? Investoren äussern sich skeptisch über Musks Twitter-Übernahme
Das Hin und Her um eine milliardenschwere Übernahme von Twitter durch Tesla-Boss Elon Musk hat für Börsenturbulenzen nicht nur bei der Aktie des Übernahmekandidaten gesorgt. Auch der Elektroautobauer Tesla musste an der Börse infolge der Ereignisse kräftig Federn lassen. Investoren zeigen sich besorgt.
• Tesla-Aktie hat rund ein Drittel an Wert verloren
• Verliert Musk den Fokus?
Im April kündigte der reichste Mann der Welt, Elon Musk, eine Übernahme von Twitter an. Nach dem Deal wolle er das Unternehmen von der Börse nehmen, so der Tech-Milliardär. Der Twitter-Vorstand, der sich zunächst gegen die feindliche Übernahme ausgesprochen hatte, lenkte zwei Wochen später ein und stimmte dem Kaufangebot von Musk schlussendlich doch zu - doch es blieben viele offene Fragen, auch was die Ausgestaltung der Finanzierung des Kaufs betrifft. Die Twitter-Aktie, die infolge des Übernahmeversuchs zunächst kräftig Fahrt aufnahm, wurde zum Spielball der Ereignisse, denn Musk legte den Twitter-Kauf nur wenige Tage später vorübergehend auf Eis - als Grund nannte er Unsicherheiten im Hinblick auf Zahlen zu sogenannten Fake-Accounts.
Twitter deal temporarily on hold pending details supporting calculation that spam/fake accounts do indeed represent less than 5% of usershttps://t.co/Y2t0QMuuyn
- Elon Musk (@elonmusk) May 13, 2022
Auch Tesla-Aktie unter Druck
Doch während grosse Kursausschläge im Zusammenhang mit Übernahmeverhandlungen für potenzielle Kaufkandidaten an der Börse eher üblich sind, rutschte im Windschatten der Ereignisse auch die Aktie von Tesla deutlich ab. Am 4. April, dem Tag, als Elon Musk seine Beteiligung an Twitter ausbaute und zum grössten Einzelaktionärs des Unternehmens aufstieg, kostete eine Tesla-Aktie noch 1'145,45 US-Dollar. Inzwischen hat der Anteilsschein massiv an Wert verloren und wird aktuell bei 703 US-Dollar gehandelt (Schlusskurs vom 03.06.2022). Damit ging es innerhalb von rund zwei Monaten um rund 39 Prozent abwärts.
Der Abwärtstrend wird von Investoren nicht nur mit der schwachen Gesamtmarktstimmung in Zusammenhang gebracht - auch die Querelen um die Übernahme von Twitter haben der Tesla-Aktie in ebendiesem Zeitraum massiv zugesetzt. Experten verweisen vor diesem Hintergrund insbesondere auf die Tatsache, dass die Finanzierung des Twitter-Deals die private Schuldenlast von Elon Musk deutlich in die Höhe treiben würde. "Selbst wenn er es finanzieren kann, ist es aus finanzieller Sicht einfach kein vernünftiges Geschäft", sagte Aswath Damodaran, Professor für Finanzen an der Stern School of Business der New York University gegenüber der New York Times. Belasten würde dies auch Tesla, denn ursprünglich hatte Musk geplant, die Übernahme teilweise mit einem Margin-Darlehen zu finanzieren. Neben einer Barkomponente sollte die Twitter-Offerte auch durch Darlehen in Höhe von 12,5 Milliarden US-Dollar, die mit Tesla-Aktien besichert ist, finanziert werden. Diese Pläne kamen am Markt alles andere als gut an und verstärkten den Druck auf die Tesla-Aktie zusätzlich.
Inzwischen hat Elon Musk davon Abstand genommen, wie aus einer Mitteilung an die US-Börsenaufsicht SEC hervor geht. Er plant nun mit mehr zusätzlichem Eigenkapital, um den Twitter-Deal zu stemmen.
Verliert Musk den Fokus auf Tesla?
Doch auch wenn Musk die Finanzierungsbedenken zumindest teilweise ausräumen konnte, bleiben Tesla-Aktionäre skeptisch. Insbesondere Grossinvestoren sorgen sich offenbar, dass der Tesla-Chef seinen Fokus auf den Elektroautobauer verlieren könnte - immerhin ist Elon Musk nicht nur CEO von Tesla, sondern leitet zudem auch den Raumfahrtkonzern SpaceX, sitzt im Board des Tunnelbohrunternehmens The Boring Company und arbeitet als Chef bei dem von ihm mitgegründeten Neurotechnologie-Unternehmen Neuralink.
Ein Engagement bei einem weiteren Unternehmen, insbesondere einem in der Grössenordnung von Twitter, würde weitere Kapazitäten des Tech-Milliardärs fordern. Musk selbst bemühte sich zuletzt, Bedenken der Anleger zu zerstreuen: "Ich denke 24/7 an Tesla", so der Milliardär auf Twitter. Er verbringe weniger als fünf Prozent seiner Zeit mit der Twitter-Übernahme. "Das ist keine Raketenwissenschaft", so Musk weiter.
Twitter-User scheinen unterdessen nicht überzeugt davon, dass Musk seine Prioritäten bei Tesla liegen hat. Allein die Tatsache, dass Musk sich auf Twitter herumtreibe und kein Raumschiff baue, beweise das Gegenteil. "Die Astronaten der 60er kamen zum Mond, weil sie dort keine Zeit mit Social Media verschwendeten. Sie wussten, worauf es ankommt. Besser machen", so der Rat eines Users.
The fact your on twitter right now and not building the space ship proofs you arent commited. The astronats of the 60s got to the moon because they didnt waste there time on social media. They knew what was important Do better
- Ned (@Nedsfeed) May 19, 2022
Und auch ein Grossinvestor meldet sich mit scharfer Kritik zu Wort: Gary Black, geschäftsführender Gesellschafter von Future Fund LLC, der Tesla-Aktien im Wert von rund 50 Millionen US-Dollar besitzt, wird vom Wall Street Journal mit den Worten zitiert: "Ich wünschte, er [Musk, Anm.d.Red.] wäre gegangen." Tesla sollte eigene Aktien zurückkaufen, so die Forderung des Fondsmanagers.
Twitter-Aktionäre klagen bereits
Von Seiten der Twitter-Aktionäre droht Elon Musk unterdessen bereits juristischer Ärger. Ein US-Anteilseigner wirft dem Tech-Milliardär unter anderem vor, er habe durch Verletzung von Informationspflichten beim Aufkauf von Twitter-Aktien viel Geld auf Kosten von Aktionären gespart. Andere Klagen mit solchen Vorwürfen gegen Musk waren bereits im April auf den Weg gebracht worden. US-Kanzleien bereiten weitere Verfahren vor.
Eine Klage von Tesla-Investoren scheint in diesem Zusammenhang zumindest möglich, denn die Querelen um den Twitter-Deal haben Tesla Milliarden an Marktkapitalisierung gekostet. Auch die US-Börsenaufsicht SEC nimmt die Ereignisse unter die Lupe - die Börsenwächter haben Elon Musk ohnehin im Visier, seit dieser 2018 irreführende Tweets zum zukünftigen Börsenstatus von Tesla veröffentlicht hatte.
Redaktion finanzen.ch
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