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Gründe und Alternativen 30.07.2018 17:07:23

Nach verbalen Ausfällen: Sollte Elon Musk bei Tesla bleiben?

Nach verbalen Ausfällen: Sollte Elon Musk bei Tesla bleiben?

Tesla-Chef Elon Musk bewegt sich des Öfteren an der Grenze des Zumutbaren. Nach seinem verbalen Schlagabtausch mit einem der Rettungstaucher von Thailand wird nun auch die Frage nach seiner Zukunft lauter.

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"Ich denke, wir sind gerade zu einem echten Autounternehmen geworden", jubelte Elon Musk, nachdem der Elektroautobauer Tesla Anfang Juli erstmals das ausgegebene wöchentliche Produktionsziel von 5.000 Model 3 erreichen konnte. Außerdem visiert der bisher verlustbringende E-Autokonzern für das dritte und vierte Quartal die Gewinnzone an. Doch obwohl Tesla-Chef Elon Musk angesichts dieser Erfolge Grund zum Feiern hätte, steht er vor einem Berg von Problemen - viele davon selbst gemacht.

Musks Ausfälle bei Twitter

Die zahlreichen Rückschläge und Verzögerungen bei Tesla gehen anscheinend auch am charismatischen Unternehmenschef nicht spurlos vorbei: So hat er in letzter Zeit sehr dünnhäutig auf Kritik reagiert.

Jüngstes Beispiel sind seine Tweets, die gegen den Briten Vern Unsworth gerichtet sind. Der Höhlentaucher, der einen Teil des Jahres in Thailand lebt, war an der erfolgreichen Rettung von zwölf Jungen und ihres Trainers beteiligt, die 17 Tage lang in einer Höhle in Thailand eingeschlossen waren. Musks Hilfsangebot, das Fußballteam mittels eines Mini-U-Boots zu retten, wurde von dem Höhlenforscher als unrealistischer PR-Stunt kritisiert.

Das hat der US-Milliardär nicht auf sich sitzen lassen und Unsworth daraufhin per Twitter als Pädophilen beschimpft. Später bekräftigte er diese Aussage noch mal, bevor er sich besann und den Tweet löschte. Später folgte die Entschuldigung an Unsworth via Twitter. Doch der Schaden bleibt: Musk hat viele seiner Follower geschockt und seinem Image sehr geschadet.

Elon Musk hat ein Kommunikationsproblem

Doch der jüngste Aussetzer war kein Einzelfall. So bekamen auch nachfragende Finanzanalysten und kritische Journalisten schon die Wut des ambitionierten Unternehmers zu spüren. Musk, den das Forbes-Magazin als den 25. mächtigsten Menschen der Welt auflistet, streitet sich daneben auch schon mal mit Investoren, Gewerkschaften und sogar mit staatlichen Sicherheitskontrolleuren.

Außerdem erntet der 47-Jährige zunehmend Kritik für seinen Führungsstil. Auffällig ist jedenfalls, dass Tesla in den vergangenen Monaten viele Mitarbeiter in wichtigen Schlüsselpositionen verloren hat.

In die Kritik geriet Musk in der Vergangenheit unter anderem auch für seine viel zu optimistischen ausgegebenen Produktionsziele. Laut einer Anklageschrift soll er Investoren bezüglich der Produktionskapazitäten sogar bewusst in die Irre geführt haben. Auch den Vorwurf sich zu verzetteln, musste sich der umtriebige Unternehmer immer wieder anhören - neben Tesla leitet er auch noch das Raumfahrtunternehmen SpaceX und gründete mit Neuralink, The Boring Company und OpenAI einige neue Firmen.

Inzwischen gibt es sogar Stimmen, die die Ablösung des Tesla-Chefs fordern. Auf der Jahreshauptversammlung im Juni 2018 sah sich Musk etwa mit dem Antrag konfrontiert, ihm sein Amt als Chairman des Boards zu entziehen. Jedoch überstand er die Abstimmung und hat weiterhin die Doppelrolle als CEO und Chairman von Tesla inne.

Das "Wall Street Journal" geht sogar noch weiter und bezweifelt, dass Musk der Richtige ist, um ein etabliertes Unternehmen zu führen. Das Wirtschaftsjournal sprach sich deshalb dafür aus, die erfahrene GM-Chefin Mary Barra abzuwerben und an die Spitze von Tesla zu setzen.

Es wäre nicht das erste Mal, dass Musk einen Machtverlust erleidet. Beim von ihm mitgegründeten Bezahldienst PayPal schied der Milliardär bereits vor der Übernahme durch eBay sang- und klanglos aus. Allerdings blieb er trotzdem Investor und strich 11,7 Prozent des späteren Verkaufserlöses von insgesamt 1,5 Milliarden US-Dollar ein. Dieses Geld diente ihm dann als Grundstock, um Tesla, SpaceX und Co. zu finanzieren.

Musks Position kaum gefährdet

Doch Sorgen um sein CEO-Amt muss sich Musk trotzdem keine machen. Das liegt zum Teil daran, dass er selbst fast 22 Prozent der stimmberechtigten Anteile besitzt und sich zudem der Unterstützung der meisten anderen Großaktionäre sicher sein kann.

Für Tesla-Aktionäre hat dies aber auch eine positive Seite: Dass Elon Musk selbst fast 34 Millionen Tesla-Aktien besitzt und damit einen beträchtlichen Teil seines Privatvermögens investiert hat, zeigt zum einen, dass er an den Erfolg des Unternehmens glaubt, und zum anderen wie sehr er sich für Tesla engagiert.

Musks Engagement spiegelt sich auch eindrücklich in seiner Arbeitsethik wider. Man sagt, er arbeite 100 Stunden pro Woche und schlafe meistens im Büro. Im Endspurt um das Erreichen des Produktionsziels von 5.000 Model 3 hat der Workaholic auch schon mal auf dem Boden der Produktionshalle genächtigt. Entsprechend hoch sind auch die Erwartungen, die er an seine Belegschaft stellt. Kein Wunder also, dass er als schwieriger Chef gilt.

Außerdem arbeitet der Milliardär ohne Gehalt für Tesla. Ein anderer Unternehmenslenker der dazu bereit wäre, dürfte sich schwerlich finden lassen. Allerdings hat Musk im Rahmen eines 10-Jahres-Plans Anspruch auf eine astronomische Prämie in Höhe von insgesamt 2,6 Milliarden US-Dollar. Diese Zahlungen sind aber an eine ganze Reihe von ambitionierten Zielen - u. a. eine Marktkapitalisierung von 650 Milliarden US-Dollar - geknüpft. Auch dies unterstreicht seine Hingabe und sein Vertrauen in den künftigen Unternehmenserfolg.

Die Magie von Tesla

Entscheidend für das im Großen und Ganzen ungebrochene Vertrauen der Aktionäre ist insbesondere Musks charismatisches Auftreten und seine Visionen, die Tesla erst dahin gebracht haben, wo der Elektroautobauer heute steht. So sind die Erfolge von Tesla untrennbar mit dem Namen Elon Musk verbunden. Hierfür bewundern ihn seine Fans und lassen ihrem Star deshalb auch vieles durchgehen. Unbestritten ist, dass Tesla ohne seinen Chef sehr viel seines Glanzes verlieren würde.

Um zu sehen, welche Folgen es hat, wenn ein Unternehmen seinen bedeutendsten Visionär verliert, lohnt sich vielleicht ein Blick auf Apple. Dort hat Steve Jobs eine Lücke hinterlassen. Der Mitgründer und größte Ideengeber ist schon 2011 verstorben, doch seinem Nachfolger Tim Cook ist es bis heute nicht gelungen, ein Produkt auf den Markt zu bringen, das derart einschlägt wie das iPhone. Zwar ist Cook zweifelsohne ein erfahrener Manager, der den Konzern wirtschaftlich sehr erfolgreich führt. Doch die Hoffnung auf einen neuen Kassenschlager, der als zweites Standbein dient und den Erfolg von Apple auch weit in die Zukunft sichert, konnte er bisher nicht erfüllen.

Redaktion finanzen.ch

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