Umsatzwachstum |
21.10.2020 17:54:00
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Nestlé wächst zweistellig mit Vitaminen und medizinischen Produkten - Nestlé-Aktie leichter
Die Investitionen im Gesundheitsmarkt zahlen sich für Nestlé aus.
Die Tochter Nestlé Health Science ist in den ersten neun Monaten organisch zweistellig gewachsen, wie der Nahrungsmittelkonzern mit seinen Neunmonatszahlen bekanntgab. Im nächsten oder übernächsten Jahr könnte sich das Geschäft laut einer Investorenpräsentation im Vergleich zu 2017 verdoppeln: So peilt Nestlé mit Health Science 2021/22 einen Umsatz von rund 4 Milliarden Franken an - nach geschätzten 3,3 Milliarden in diesem Jahr und 2,0 Milliarden 2017.
Nestlé Health Science entwickle sich dank einer Kombination aus starkem organischen Wachstum und gezielten Zukäufen zu einem führenden Anbieter im Bereich Ernährung und Gesundheit, sagte Nestlé-Chef Mark Schneider im Communiqué. Die Sparte umfasst das Geschäft mit verschreibungspflichtigen Arzneimitteln (Medical nutrition) sowie mit Selbstmedikation (Consumer Care). Unter anderem zählen Medikamente gegen Lebensmittelallergien oder Verdauungsprobleme sowie Vitamine und Nahrungsergänzungsmittel zum Sortiment.
Einkaufstour im Gesundheitsmarkt
Zuletzt hat Nestlé kräftig zugekauft: Erst letzte Woche schloss der Konzern die Übernahme des US-Unternehmens Aimmune Therapeutics ab. Aimmune entwickelt und vermarktet Therapien zur Behandlung lebensbedrohlicher Lebensmittelallergien. Das Medikament Palforzia von Aimmune ist die erste und einzige von den US-Behörden zugelassene Behandlung gegen Erdnussallergie bei Kindern im Alter von 4 bis 17 Jahren.
Im September hatte Nestlé bereits das US-Unternehmen IM Health Science (IMH) übernommen, das auf die diätische Behandlung von Verdauungs- und Schlafproblemen spezialisiert ist. Und im Sommer sicherte sich der Konzern eine Mehrheitsbeteiligung an der US-Kollagenmarke Vital Proteins. Ebenfalls seit diesem Jahr gehört neu Zenpep zu Nestlé. Zenpep ist ein Medikament für Menschen, die Nahrung nicht richtig verdauen können, weil ihre Bauchspeicheldrüse nicht genügend Enzyme zum Abbau von Fett, Proteinen und Kohlenhydraten liefert.
Und Nestlé hat bereits klargemacht, dass mit diesen Zukäufen der Übernahmehunger noch lange nicht gestillt ist.
Nestlé-Aktien nach starkem dritten Quartal im Minus
Die Aktien von Nestlé sind am Mittwoch mit Avancen in den Handel gestartet. Der weltgrösste Nahrungsmittel-Hersteller hat mit seinen Drittquartalszahlen die Schätzungen des Marktes bei weitem übertroffen und hat seine Wachstumsprognose für das Gesamtjahr entsprechend nach oben angepasst.
Die Nestlé-Papiere verloren im Schweizer Handel 0,82 Prozent und schlossen bei 106,54 Franken, nachdem sie vormittags noch gesucht waren; gegenüber dem Tageshoch bei 109,50 Franken haben sie wieder klar eingebüsst.
In Expertenkreisen wird insbesondere das organische Umsatzwachstum im dritten Quartal in Höhe von 4,9 Prozent gefeiert. Analysten hatten mit 2,6 Prozent gemäss AWP-Konsens nur gut die Hälfte erwartet. Gegenüber den 1,3 Prozent aus dem zweiten Quartal erfuhr das Wachstum damit eine kräftige Belebung.
Der eigentliche Lichtblick - so sind sich die Analysten einig - ist das anhaltende starke Wachstum im E-Commerce-Geschäft. In diesem Geschäftszweig steigerte Nestlé den Umsatz in den ersten neun Monaten um fast 50 Prozent. Mittlerweile steuert das E-Commerce-Geschäft 12,3 Prozent zum Gruppenumsatz bei, letztes Jahr waren es lediglich 8,5 Prozent gewesen.
Ein weiterer Wachstumstreiber im dritten Quartal war das Kaffeegeschäft. Aber grundsätzlich sei das Wachstum breit abgestützt, meint etwa die ZKB in einem Kommentar zu den Zahlen. Von den sieben Produktkategorien hätten sich im Berichtsquartal fünf gegenüber dem ersten Halbjahr verbessert und zwei seien auf einem hohen Niveau geblieben.
Auch die Analysten von Vontobel schreiben in ihrem Kommentar, dass das Wachstum breit abgestützt sei und erwähnen dabei vor allem die Bereiche PetCare und Health Science. Auch dass China im dritten Quartal zu Wachstum zurückgekehrt sei, wird positiv vermerkt. Nestlé dürfte wohl als ein Gewinner aus der Pandemie hervorgehen, meinen denn auch diverse Analysten.
Neben den robusten operativen Zahlen sei aber auch die anhaltende strategische Transformation ein Pluspunkt, heisst es. Und da auch die Aktienrückkäufe auf gutem Niveau anhielten, sei die Aktie einfach ein 'Must-have', meint man bei Vontobel. Die ZKB sieht das ähnlich: Die Bewertung der Aktie weist noch Spielraum auf. Aktuell würden für Qualitätsaktien KGVs von 30 bis 40x bezahlt, da sei das erwartete KGV 2021 von Nestlé mit 26,4x plötzlich nicht mehr teuer.
Händlern zufolge befinden sich die Aktien von Nestlé nunmehr schon seit Monaten in einer engen Seitwärtsbewegung. Beobachter sehen in den überzeugenden Neunmonatsumsatzzahlen nun einen möglichen Kurstreiber, so dass die Aktien mittelfristig zum Rekordhoch von Anfang September letzten Jahres (113,20 Fr.) aufschliessen könnten. Dies vor allem auch, da die neue Guidance von rund 3 Prozent Wachstum noch immer relativ konservativ erscheine, wie es etwa bei Goldman Sachs heisst.
FRANKFURT / VEvEY (Dow Jones / AWP)
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