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21.08.2024 23:00:00
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NVIDIA-Aktie & Co.: Barclays warnt bei KI-Titeln vor verstecktem Risiko für 2025
KI-Aktien sind seit Monaten immer wieder in aller Munde. Dabei gibt es sowohl optimistische, gar euphorische, als auch warnende Stimmen. Den Analysten von Barclays nach lauert demnach auch für das Jahr 2025 ein verstecktes Risiko.
• Neue Aktienmarkt-Euphorie noch in diesem Jahr?
• Experten warnen vor lauerndem Risiko in 2025
KI-Gewinner: NVIDIA-Aktie & Co.
Der KI-Hype hat in den vergangenen Monaten so einigen Unternehmen grosse Gewinne beschert. Insbesondere Unternehmen, die über jene Technologie verfügen, welche für das Training von Large Language Models (LLMs) oder generativer KI verwendet werden kann - wie etwa für den Textroboter ChatGPT von OpenAI - haben sich als klare Profiteure hervorgetan. Unter ihnen hat sich der Chiparchitekt NVIDIA besonders hervorgehoben und schnell als grösster Gewinner des KI-Trends etabliert.
Doch auch zahlreiche andere Halbleiterkonzerne können und konnten von dem Trend profitieren. Dazu gehören neben NVIDIA-Konkurrent AMD auch der taiwanesische Chiphersteller TSMC. Als der wichtigste Lieferant von NVIDIA konnte das Unternehmen zuletzt auch eine äusserst positive Bilanz vorlegen. Dabei übertraf der Konzern nicht nur die Gewinnerwartungen, sondern tätigte bereits jetzt milliardenschwere Investments, um seine Ausrüstung auf dem neusten Stand zu halten.
Einige andere Chipausrüster, darunter beispielsweise auch ASML und QUALCOMM, konnten zuletzt hingegen nicht überzeugen. ASML enttäuschte bei seiner jüngsten Zahlenvorlage. Und auch QUALCOMM sorgte mit seiner Bilanz nicht gerade für Begeisterung.
Dennoch kamen zuletzt auch immer mehr Sorgen rund um das KI-Thema auf. Einige Marktbeobachter zeigen sich pessimistisch und ziehen Parallelen zur Dotcom-Blase. Kürzlich äusserte sich Michael Kramer, Gründer von Mott Capital, in einem Kommentar: "Aktien erreichen blasenähnliches Niveau von 1998 bis 2000", wie TheStreet berichtete. Und auch Jeremy Grantham warnt vor einer möglichen Rezession: "Dies ist der anfälligste Markt, den es je gegeben hat", erklärte der langfristige Anlagestratege von GMO im Podcast "We Study Billionaires". Grantham betonte dabei, dass auf Phasen hoher Kurs-Gewinn-Verhältnisse immer Verluste folgen würden. "Das sollte Anlass zu einiger Besorgnis und Vorsicht geben, aber natürlich ist der Markt weder besorgt noch vorsichtig", kritisierte er im Podcast.
Und tatsächlich kam es am Markt kürzlich zu grossen Verlusten. So haben die Aktien zahlreicher Tech-Konzerne zeitweise klar im Minus notiert. Dazu gehörten auch die KI-Gewinner NVIDIA und AMD. Innerhalb nur eines Monats musste allein die NVIDIA-Aktie dabei einen zweistelligen Verlust einfahren. Einige Experten sahen darin jedoch ein Kaufpotenzial. So zum Beispiel die Analysten von Piper Sandler, die gegenüber MarketWatch von einer "enormen Gelegenheit" durch die Kursrückgänge sprachen.
So könnte es 2024 weitergehen
Und auch die Analysten von Goldman Sachs sind sich sicher, dass es sich bei NVIDIA um die "wichtigste Aktie 2024" handle. Nach dem deutlichen Kursrutsch konnten die Papiere des Konzerns zuletzt wieder deutlich zulegen. Goldman Sachs-Analyst Rubner erklärt, dass der bevorstehende Ergebnisbericht des Chipherstellers am 28. August als potenzieller Katalysator für eine Markt-Rally dienen könnte.
Der Analyst argumentiert, dass dieses Ereignis in Kombination mit dem Wirtschaftssymposium der Federal Reserve in Jackson Hole vom 22. bis 24. August den Grundstein für eine breitere Aufwärtsbewegung legen könnte. Laut Rubner könnte die Zeit um den Tag der Arbeit Anlegern eine Gelegenheit bieten, die "Delle zu kaufen". Zu diesem Zeitpunkt könnte der technische Druck des August-Rückgangs nachgelassen haben, wodurch der Weg für eine Rally im September geebnet wäre. Rubner zufolge könnten die NVIDIA-Aktien bei einer erneuten Aktienmarkt-Euphorie eine zentrale Rolle spielen - ähnlich wie bereits im ersten Halbjahr 2024.
Verstecktes Risiko für 2025
Für das kommende Jahr sehen einige Experten jedoch auch ein verstecktes Risiko lauern. Unternehmen, die vom Aufschwung in der KI-Branche profitieren, stünden derzeit unter erheblichem Zeitdruck, um zu zeigen, dass ihre beträchtlichen Investitionen in GPU-Chips Früchte tragen. Allerdings gebe es ein weitgehend übersehenes Problem, das diese Herausforderung noch komplizierter mache.
Analysten von Barclays wiesen kürzlich laut Markets Insider darauf hin, dass die Abschreibungen, die mit den umfangreichen Investitionen in KI-Chips einhergehen, ein "nicht ganz so verborgener" Kostenfaktor der KI sind, den nur wenige Investoren in ihren Bewertungsanalysen dieser Unternehmen berücksichtigen.
Die Abschreibung ist eine Buchhaltungsmethode, die es Unternehmen ermöglicht, die Kosten einer Kapitalinvestition über deren Nutzungsdauer hinweg zu verteilen. Das bedeutet, dass ein grosses Technologieunternehmen, wenn es GPU-Chips im Wert von mehreren Milliarden US-Dollar erwirbt, diese Ausgaben nicht sofort vollständig verbucht, sondern als Kapitalausgabe über die Nutzungsdauer des Vermögenswerts verteilt.
Dies kann zunächst dazu führen, dass die Gewinne hoch erscheinen, da die Kapitalausgaben nicht unmittelbar in der Gewinn- und Verlustrechnung auftauchen, sondern schrittweise als Abschreibungsaufwand über die Nutzungsdauer des Vermögenswerts erfasst werden.
Das Problem dabei sei jedoch, dass die Lebensdauer von KI-GPU-Chips möglicherweise kürzer ist, als viele annehmen. Besonders in Anbetracht des rasanten Innovationszyklus von KI-Chips könnten die Abschreibungskosten höher ausfallen als erwartet, was die Gewinne negativ beeinflussen könnte.
Barclays geht davon aus, dass die Abschreibungskosten für GPU-Chips so erheblich sein werden, dass sie ihre Gewinnprognosen für die Cloud-Hyperscaler Alphabet, Amazon und Meta Platforms im nächsten Jahr um bis zu zehn Prozent senken müssen.
"Die Abschreibung von KI-Rechenanlagen ist für diese führenden Unternehmen der grösste Kostenfaktor", sagte Ross Sandler, Internetanalyst bei Barclays. "Wir glauben, dass dieses Risiko sein hässliches Haupt erheben könnte, wenn wir auf das Jahr 2025 blicken, deshalb weisen wir schon früh darauf hin."
Da die grossen Technologieunternehmen Hunderte von Milliarden US-Dollar in kostspielige GPU-Chips von Herstellern wie NVIDIA investieren, werden sich in den kommenden Jahren erhebliche Abschreibungskosten ansammeln. Dies wird besonders deutlich, da NVIDIA plant, jährlich ein neues Produkt auf den Markt zu bringen. "Weil NVIDIA diesen sehr aggressiven Designzyklus von ungefähr einem Jahr zwischen den Hauptveröffentlichungen hat, haben alle diese Produkte unterschiedliche Abweichungen und Funktions- und Leistungsprofile", so Baird-Geschäftsführer und Tech-Stratege Ted Mortonson gegenüber Markets Insider. "Das ist ein Gegenwind", erklärte Morton und fügte hinzu, dass dieser stark genug sei, um die Bewertungen zu beeinflussen sowie die KI-Aktien im nächsten Jahr fallen zu lassen.
Im Allgemeinen gehen die Experten von Barclays davon aus, dass die Wall Street die Höhe der Abschreibungskosten in den nächsten zwei Jahren allgemein unterschätzt. "Wir glauben zwar nicht, dass die Bewertungen im Vergleich zu einer historischen Blasenära wie 2021 überzogen sind, doch der KI-Boom hat ein klareres Licht auf die Frage geworfen, ob eine Mehrfachausweitung für die grossen Technologieunternehmen gerechtfertigt ist. Vor diesem Hintergrund werden die Diskrepanzen bei der Abwertung (und damit der Bewertung) wahrscheinlich genau unter die Lupe genommen", so Sandler.
"Die Wall Street steht vor einer grossen Frage. Sie geben jetzt über 200 Milliarden Dollar aus und ihre Investitionsausgaben sind um über 50 % gestiegen. Wo ist die Kapitalrendite?", fragte Mortonson. "Wir sind noch so früh dabei, dass zusammen mit der gesamten Buchhaltung alles auf die Kapitalrendite hinausläuft, und ich glaube nicht, dass wir vor 2025 oder 2026 eine Kapitalrendite sehen werden. Ich denke, das letzte Wort ist noch nicht gesprochen. Ich denke, die Buchhalter müssen sich damit befassen, und es muss viel mehr Transparenz zwischen der Verlängerung der Nutzungsdauer von Netzwerken, Speichern und Servern und der von GPUs geben. Das ist das Entscheidende", so Mortonson.
Redaktion finanzen.ch
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