Provokationen auf Twitter |
16.10.2018 15:38:00
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Tesla-Board kann Musk nicht zügeln: Ist das Abkommen mit der SEC in Gefahr?
Elon Musk hat nach seiner Einigung mit der US-Börsenaufsicht SEC, die den Tesla-Chef zwar den Verwaltungsratsvorsitz gekostet, ihm das CEO-Amt aber gesichert hat, weiter für Provokationen gesorgt. Das könnte seinen Deal mit der SEC ins Wanken und Tesla in ernsthafte Schwierigkeiten bringen.
Am considering taking Tesla private at $420. Funding secured.
- Elon Musk (@elonmusk) 7. August 2018
Deal mit klaren Vorgaben
Nur durch einen Deal mit den Aufsehern konnte Musk größeren Konsequenzen zunächst entgehen: Er gab den Vorsitz des Verwaltungsrats ab und verpflichtete sich zur Zahlung von finanzieller Entschädigung an Investoren. Dass Musk seinen CEO-Posten behalten durfte, ist als Erfolg zu werten, denn die SEC hatte in einer Klage zunächst angestrebt, dem gebürtigen Südamerikaner richterlich verbieten zu lassen, Posten in der Chefetage oder in Verwaltungsräten börsennotierter Unternehmen zu halten. Sie begründeten dies damit, dass Elon Musk Investoren wissentlich oder durch Leichtsinn in die Irre geführt habe.
Dass Musk Tesla nun dennoch weiter leiten darf, auch wenn sein Einflussbereich durch den Verlust des Verwaltungsratsvorsitzes begrenzt wurde, knüpfte die SEC an Bedingungen: Tesla solle seinen CEO stärker an die Kandare nehmen, so die Forderung der Börsenaufseher. Sie forderten eine strengere Überwachung des Unternehmers, einen unabhängigen Vorsitzenden sowie zwei neue, unabhängige Direktoren im Verwaltungsrat. Diese sollen eine Kontrollfunktion ausüben und Musk insbesondere im Hinblick auf seine Social Media-Aktivitäten stärker auf die Finger schauen.
Möglicherweise wurde bereits ein passender Nachfolger für den Posten des VR-Chef gefunden: Gerüchten zufolge könnte der Sohn des Medienmoguls Rupert Murdoch dieser Verantwortung nachkommen.
Musks neue Provokationen können gefährlich werden
Bislang ist dieses Vorhaben allerdings nicht erfolgreich: Weder hat Tesla eine Musk-Kontrollinstanz installiert, noch übt sich der CEO selbst in Zurückhaltung. Mit gleich mehreren Tweets hat Musk in den vergangenen Tagen erneut provoziert:
Nachdem er zunächst einen vermeintlich unverfänglichen Link zum Musikvideo der 90er Band "Naughty by Nature" mit dem Titel "O.P.P." veröffentlichte, waren umtriebige Musk-Fans schnell mit ihrer eigenen Interpretation des Songtitels zur Stelle: "O.P.P: könnte für "Operating Profit Positiv" stehen - einen Hinweis auf die Geschäftssituation des Elektroautobauers, vermuteten zahlreiche Twitter-Nutzer.
Während der Tweet noch als vermeintlich harmlos durchgehen könnte, legte Musk einige Tage später mit einem Frontalangriff auf die US-Börsenaufsicht nach: Die SEC sei statt einer Securities and Exchange Commission vielmehr eine "Shortseller Enrichment Commission", so der Vorwurf des Tesla-Chefs. Damit warf er den unabhängigen Börsenwächtern vor, ihre Politik würde Shortsellern in die Hände spielen. Die SEC leiste "unglaubliche Arbeit" dabei, so Musk weiter.
Kann der SEC-Deal noch scheitern?
Da der Deal zwischen Tesla und der US-Börsenaufsicht als ein Schlüsselelement die Überwachung von Elon Musk und dessen öffentlichkeitswirksamen Statements vorsah, gerät die Einigung nun möglicherweise ernsthaft in Gefahr. Denn eine Richterin, die den Vergleich betreute, hat sowohl die SEC als auch Elon Musk aufgefordert, in einer gemeinsamen Erklärung zu begründen, warum das Gericht den Deal billigen solle. Dies lässt - insbesondere angesichts der jüngsten Twitter-Ereignisse - auch die Möglichkeit offen, dass die Richterin die Regelung nicht durchwinkt. Alma Angotti, vormals bei der SEC tätig und inzwischen Co-Chefin der Compliance-Abteilung bei Navigant, äußerte gegenüber CNBC: "Die Richterin hat möglicherweise ernsthafte Bedenken, dass Tesla nichts gegen seine Tweets unternehmen kann." Social Media sei schwierig im Voraus zu klären oder zu genehmigen, es sei denn, Musk sei kooperationsbereit, fasst Angotti die schwierige Aufgabe des Tesla-Verwaltungsrates zusammen. Die jüngsten Tweets von Musk sieht sie als "ein Signal, dass er vielleicht nicht bereit ist zu kooperieren."
Musk riskiert Teslas Zukunft
Sollte die SEC sich also weigern, sich an einer gemeinsamen Erklärung zu beteiligen, nachdem Elon Musk auf Twitter weiterhin auf Konfrontationskurs ist, oder sollte die Richterin dem Deal nicht zustimmen, drohen Musk deutlich stärkere Konsequenzen. Möglicherweise ist in diesem Fall auch seine CEO-Position vakant, was die Aktie des Elektroautobauers empfindlich treffen dürfte. Denn zahlreiche Investoren setzen bei dem bislang chronisch defizitären Unternehmen auf die Strahlwirkung von Elon Musk, dessen Visionen und Versprechen viele Anleger bei der Stange halten, auch wenn Tesla im operativen Geschäft immer wieder mit Rückschlägen zu kämpfen hat.
Experten schätzen, dass die Tesla-Aktie ohne den ambitionierten Konzernchef rund ein Drittel weniger wert sein dürfte.
Die Corporate-Governance-Expertin Betsy Atkins sieht den Tesla-Verwaltungsrat deshalb in einem massiven Dilemma: Sie "sind in einer Zwickmühle. Wenn sie Elon Musk absetzen, sinkt die Aktie um 30 Prozent. Wenn sie ihn lassen, verletzt er weiterhin das SEC-Abkommen. Sie stehen also vor einer schweren Entscheidung", betonte sie.
Unabhängig davon droht Elon Musk auch noch Ungemach von anderer Seite: Denn trotz seines nun wackeligen Abkommens mit der SEC führt auch das US-Justizministerium eigene Untersuchungen durch, die in Strafermittlungen münden könnten.
Redaktion finanzen.ch
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