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Parallelen zur Finanzkrise 19.06.2023 23:18:00

Anzeichen für Rezession weiter vorhanden: JPMorgan-CIO rät Anlegern Aktienrally mit Vorsicht zu geniessen

Anzeichen für Rezession weiter vorhanden: JPMorgan-CIO rät Anlegern Aktienrally mit Vorsicht zu geniessen

Bob Michele, Chief Investment Officer von JPMorgan Asset Management, warnt Anleger, dass die derzeitige Aktienrally mit Vorsicht zu geniessen sei, da sie die drohenden wirtschaftlichen Risiken nicht widerspiegle.

JPMorgan Chase
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• Aktienkurse im Aufwärtstrend
• JPMorgan Asset Management-CIO sieht Anzeichen für Rezession
• Drei Bereiche dürften am stärksten betroffen sein

Trotz des Bankenbebens in diesem Jahr und des Zusammenbruchs, dem vier US-Banken zum Opfer fielen, erwiesen sich die Wirtschaftsdaten bisher als robust und die Aktienkurse setzten ihren Aufwärtstrend fort. Und so verliess der marktbreite US-Index S&P 500 erst kürzlich den Bärenmarkt, nachdem er zu seinem letzten Tief um 20 Prozent zulegte, und trat in einen Bullenmarkt ein. Doch Bob Michele, Chief Investment Officer von JPMorgan Asset Management, warnt die Anleger vor übereiltem Optimismus.

JPMorgan Asset Management-CIO sieht Anzeichen für Rezession

Er erklärte kürzlich gegenüber CNBC, dass ihn die aktuelle Situation am Markt an die Zeit vor der Finanzkrise 2008 erinnere: "Wir sehen Dinge, die man nur in einer Rezession sieht oder bei denen man in eine Rezession gerät", so Michele.

Er bezog sich dabei unter anderem auf die aggressiven Zinserhöhungen der US-Notenbank Federal Reserve, die an diesem Mittwoch die erste Pause nach zehn Zinserhöhungen in Folge eingelegt hat. Fed-Chef Jerome Powell erklärte nach der Zinssitzung jedoch, dass fast alle Mitglieder des geldpolitischen Ausschusses FOMC es derzeit für wahrscheinlich hielten, dass es weitere Zinsschritte geben werde. Seit letztem Frühjahr hat die Fed den Leitzins von nahezu Null auf eine Spanne von 5,0 bis 5,25 Prozent angehoben, um gegen die historisch hohe Inflation anzukämpfen.

Weitere Anzeichen für eine Konjunkturabschwächung seien laut Umfragen von Kreditsachbearbeitern eine Verschärfung der Kreditvergabe, steigende Arbeitslosenzahlen, kürzere Lieferzeiten der Lieferanten, die inverse Zinsstrukturkurve und fallende Rohstoffwerte, so Michele gegenüber CNBC.

Diese Bereiche dürften am stärksten betroffen sein

Am stärksten betroffen dürften laut Michele die Bereiche Regionalbanken, Gewerbeimmobilien und Unternehmenskreditnehmer mit Junk-Rating sein.

Laut dem Experten stünden Regionalbanken immer noch unter Druck aufgrund von Investitionsverlusten im Zusammenhang mit höheren Zinssätzen. Michele verwies auf die Zusammenbrüche regionaler Banken in den vergangenen Monaten. Im Mai erst wurde die Übernahme der First Republic Bank durch JPMorgan nach deren Pleite bekannt - im Frühjahr 2008 hatte JPMorgan die Investmentbank Bear Stearns im Zuge der US-Bankenkrise übernommen. "Das erinnert mich sehr an die Zeit von März bis Juni 2008", sagte Michele im Interview mit CNBC und verwies auf die dreimonatige Rallye, die auf den Bear-Deal folgte. "Die Märkte sahen es so: Es gab eine Krise, es gab eine politische Reaktion und die Krise ist gelöst."

Daneben seien die Leerstandsraten im Gewerbeimmobiliensektor infolge der Verlagerung hin zum Home-Office in die Höhe geschossen. In vielen Städten seien Büroflächen in der Innenstadt laut Michele "fast ein Ödland" aus unbewohnten Gebäuden. Wie Fortune.com unter Berufung auf Angaben des Immobiliendatenanbieters Trepp berichtet, sollen bis 2027 mehr als 1,4 Billionen US-Dollar an US-CRE-Krediten fällig werden - allein 270 Milliarden US-Dollar davon in diesem Jahr. Aufgrund der gestiegenen Zinsen müsse ein Grossteil dieser Schulden zu höheren Zinssätzen verlängert werden und so könnte es passieren, dass Immobilieneigentümer möglicherweise einfach ihre Kredite kündigen, wie es einige bereits getan haben, berichtet CNBC. Diese Ausfälle würden laut Michele regionale Bankportfolios und Immobilieninvestmentfonds treffen.

Laut dem Experten seien zudem Unternehmen mit einem Rating unterhalb des Investment-Grade-Ratings, die von relativ günstigen Kreditkosten profitiert hatten, nun mit einem völlig anderen Finanzierungsumfeld konfrontiert und so könne es seiner Meinung nach passieren, dass diejenigen, die variabel verzinsliche Kredite refinanzieren müssen, gegen eine Wand stossen. "Es gibt viele Unternehmen, die auf eine sehr günstige Finanzierung angewiesen sind; wenn sie eine Refinanzierung vornehmen, wird sich der Betrag verdoppeln, verdreifachen oder sie werden dazu nicht in der Lage sein, und sie müssen eine Art Umstrukturierung oder einen Zahlungsausfall durchlaufen", zitiert CNBC Michele.

Michele ist sich sicher: Die Rezession wird kommen

Anleger sollten sich laut dem Chief Investment Officer von JPMorgan Asset Management also nicht vom Optimismus am Markt täuschen lassen. Für Michele seien die nächsten Monate nur eine Ruhe vor dem Sturm. Laut dem Experten deuten Trends seit 1980 darauf hin, dass Rezessionen durchschnittlich erst 13 Monate nach der letzten Zinserhöhung der US-Notenbank beginnen. In dieser Zeit, kurz nachdem die Fed die Zinserhöhung abgeschlossen hat, "befinden Sie sich nicht in einer Rezession; es sieht nach einer sanften Landung aus", weil die Wirtschaft immer noch wachse, so Michele, doch seiner Meinung nach wäre es "ein Wunder, wenn dies ohne Rezession enden würde".

Er gehe davon aus, dass die Wirtschaft voraussichtlich bis Ende des Jahres in eine Rezession abrutsche, erklärte er gegenüber CNBC. Der Beginn des Abschwungs könnte sich aufgrund der anhaltenden Auswirkungen der Covid-Konjunkturfonds jedoch auch verzögern. Jedoch ist er sich sicher, "dass wir uns in einem Jahr in einer Rezession befinden werden".

Redaktion finanzen.ch

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