Aktien-Tipps |
21.05.2017 03:20:52
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Ölkonzerne: Bald läuft es wieder wie geschmiert!
Die Branche hat nach der grossen Krise hart gespart und verdient wieder Milliarden. Mittelfristig könnte die Knauserigkeit sogar für eine neue goldene Ära sorgen.
Nach drei verlustreichen Jahren sprudeln die Gewinne im Ölsektor wieder. Europas Branchenführer Royal Dutch Shell und der norwegische Ölriese Statoil glänzten mit Gewinnsprüngen, nachdem bereits BP, Chevron, Total und der weltgrößte börsennotierte Ölkonzern ExxonMobil mit starken Ergebnissen aufgewartet hatten. Um den jahrelangen Ölpreisverfall zu stoppen, einigte sich die Organisation Erdöl exportierender Länder (OPEC) mit weiteren Förderländern im November auf eine Drosselung der Fördermenge. Das Abkommen hievte den Ölpreis über die 50-Dollar-Marke und bescherte den großen integrierten Ölkonzernen, die dank ihrer Raffinerien und Tankstellen auch Krisenzeiten gut überstehen, klingelnde Kassen.
Ganz so euphorisch wie zu Jahresanfang sind die Anleger aber nicht mehr. Die Aktien der Ölmultis befinden sich seit Monaten fast ausnahmslos im Sinkflug. Öl der Nordseesorte Brent pendelt aktuell um die psychologisch wichtige Marke von 50 Dollar je Barrel (159 Liter) und damit rund zehn Prozent tiefer als zum Jahreswechsel. Die Maßnahmen der OPEC sind verpufft. Ist der Aufschwung am Ölmarkt also schon wieder vorbei?
OPEC-Treffen im Blick
Die Anleger sorgen sich um die Nachfrage nach dem schwarzen Gold. In China, nach den USA der zweitgrößte Rohölverbraucher der Welt, kühlt sich das Wachstum ab. Und auch in den USA schwächelt die Konjunktur.
Die weltgrößte Volkswirtschaft verzeichnete mit dem Amtsantritt von Präsident Donald Trump das geringste Wachstum seit drei Jahren. Bislang bringt Trump mit seinem angekündigten Konjunkturprogramm nicht wie versprochen Schwung in die US-Wirtschaft. Genau das Gegenteil scheint der Fall. Unlängst senkte auch die Internationale Energieagentur (IEA) ihre Nachfrageprognose für Rohöl.
Inzwischen sprechen sich offenbar mehrere OPEC-Länder dafür aus, die Förderkürzungen über den Juni hinaus zu verlängern. Besonders die hohen Lagerbestände bereiten dem Kartell Kopfzerbrechen. Der saudi-arabische Ölminister Khalid Al-Falih kündigte an, alles Erforderliche in die Wege zu leiten, um die Rekordlagerbestände auf den Durchschnittswert der vergangenen fünf Jahre zu senken. Die Entscheidung über eine Verlängerung der Förderkürzungen fällen die OPEC-Mitglieder am 25. Mai in Wien. Sie stecken in der Zwickmühle. Dementsprechend dürfte es hinter den Kulissen hoch hergehen.
Die Probleme des Kartells
Lässt das Kartell das Öl wieder sprudeln, droht eine neue Abwärtsspirale am Ölmarkt. Drückt die OPEC dagegen den Daumen weiterhin auf den Ölhahn, könnten Nichtmitglieder wie die Vereinigten Staaten, Brasilien oder Norwegen mehr schwarzes Gold in den Markt pumpen und die Macht des Kartells weiter zurückdrängen. Selbst wenn die Förderkürzungen verlängert werden: Viele Mitglieder halten sich oft nicht an getroffene Vereinbarungen. Länder wie Saudi-Arabien oder Venezuela decken einen Großteil ihrer Staatseinnahmen durch den Ölverkauf. Die Verlockung ist groß, den Haushalt mit weiteren Verkäufen zu stützen.
Fällt der Ölpreis, brächte dies insbesondere reine Förderfirmen und Ölfelddienstleister in Bedrängnis. Der norwegische Betreiber von Bohrtürmen und -schiffen Seadrill etwa warnte bereits vor einer Insolvenz. Seadrill, einst einer der weltweit größten Dienstleister in diesem Sektor, investierte in Boomzeiten viele Milliarden Dollar in Bohrtürme und sitzt heute auf einem immensen Schuldenberg, den das Unternehmen kaum noch stemmen kann. Die Chancen auf eine Restrukturierung sinken mit dem Ölpreis. Seadrill-Aktionäre haben in den vergangenen Monaten fast ihren gesamten Einsatz verloren.
Die großen integrierten Ölkonzerne wie ExxonMobil, Royal Dutch Shell oder Chevron verkraften niedrige Ölpreise besser. Um Kosten zu sparen, die Gewinne anzukurbeln und die hohen Dividenden für die Aktionäre zu sichern, strichen die Multis nach dem Ölpreisschock Mitte 2014 Investitionen in Milliardenhöhe und setzten Hunderttausende Arbeiter vor die Tür.
In der Nordsee etwa halbierten die Ölfirmen ihre Investitionssumme im vergangenen Jahr gegenüber 2014 auf 25 Milliarden Dollar. Zum Vergleich: In der gleichen Zeit verdoppelten sich die Ausgaben für Offshore-Windparks in der Region auf 20 Milliarden Dollar. Laut Angaben der IEA lagen die Ausgaben der Ölindustrie 2016 für neue Projekte mit 450 Milliarden Dollar um ein Viertel unter der Summe, die nötig wäre, um die Ölversorgung nachhaltig zu sichern.
Mittelfristig höhere Preise
Mittelfristig kann die Investitionszurückhaltung den Rohölpreis massiv ansteigen lassen, prognostiziert die IEA. Laut Daten der Energieagentur wurden im vergangenen Jahr weltweit lediglich Ölvorkommen in Höhe von 2,4 Milliarden Barrel entdeckt. Das ist ein massiver Rückgang und der niedrigste Stand seit über 70 Jahren. In den vergangenen 15 Jahren meldeten die Ölkonzerne im Schnitt Funde von neun Milliarden Barrel. Zudem rechnen die Experten der Energieagentur damit, dass die Branche die Investitionen im laufenden Jahr noch weiter kürzt.
"Die entscheidende Frage für die Zukunft des Ölmarktes ist, wie lange der Anstieg in der US-Schieferölproduktion das geringe Wachstum im konventionellen Erdölsektor wettmachen kann", sagt IEA-Chef Fatih Birol.
Fracking-Boom in den USA
Nach einer Flaute mit vielen Firmenpleiten boomt die Schieferölindustrie in den USA wieder. Chesapeake Energy, einer der führenden Schieferölproduzenten in Nordamerika, wies im ersten Quartal einen Gewinn aus, nachdem der Konzern im Vorjahreszeitraum einen Milliardenverlust angehäuft hatte. Bis Jahresende will Chesapeake-Chef Robert Lawler die Produktion weiter steigern.
Analysten rechnen mit einem kräftigen Ergebnissprung.
Die Schieferölindustrie im Fracking-Wunderland USA hat ihre Wettbewerbsfähigkeit in den vergangenen Jahren massiv erhöht. In einer der großen Fracking-Regionen in Texas etwa liegt die Schwelle, ab der ein Projekt profitabel arbeitet, inzwischen bei 40 bis 45 Dollar pro Barrel Rohöl. 2009 lagen die Kosten in dem Sektor laut der Unternehmensberatung Roland Berger bei knapp 100 Dollar pro Fass.
Trumps Ankündigung, die Auflagen für die Fracking-Industrie zu reduzieren, stößt bei Umweltschützern auf Widerstand, dürfte die Kosten aber weiter drücken und die Produktion ankurbeln. Fracking-Gegner verweisen auf hochgiftige Chemikalien im Grundwasser und andere gravierende Umweltschäden. Solche Einwände wischt die Trump-Administration weg. Der US-Präsident macht keinen Hehl daraus, dass er ein großer Verfechter der umstrittenen Fördermethode ist, um die USA unabhängig von ausländischem Öl zu machen.
Wie wichtig Trump die energiepolitische Wende ist, zeigt die Ernennung von Rex Tillerson. Der Exchef des Ölriesen ExxonMobil vertritt seit Trumps Amtsantritt als Außenminister die Interessen der USA. Trotzdem befürchtet die Internationale Energieagentur schon in drei Jahren eine Versorgungslücke. Für die Ölindustrie könnte dann ein neues goldenes Zeitalter anbrechen.
Investor-Info
Royal Dutch Shell
Dividendenriese
Fast sieben Prozent Dividendenrendite bringt die Aktie des Ölmultis aktuell. Und er präsentierte starke Zahlen. Europas größter Ölkonzern dürfte im laufenden Jahr 15 Milliarden Dollar verdienen - ein Plus von 240 Prozent. Im kommenden Jahr rechnen Analysten mit 19 Milliarden Dollar Überschuss. Das Raffinerie- und Tankstellengeschäft sorgt auch in Zeiten niedriger Ölpreise für sprudelnde Gewinne. Die moderat bewertete Aktie bleibt ein Favorit im Ölsektor.
Total
Auf neuen Wegen
Die Aktie des französischen Ölkonzerns ist günstig bewertet. Zudem treibt der Konzern nicht nur die Ölförderung voran. Der Multi investiert auch in erneuerbare Energien und Mobilitätstechnologien. Die eine Milliarde Euro schwere Übernahme des Batterieherstellers Saft Groupe im vergangenen Jahr zeigt, dass es Total ernst ist, neue Geschäftsfelder zu erschließen. Aussichtsreiche Langfristanlage mit attraktiver Dividende.
Exxonmobil
Die Nummer 1
Der größte börsennotierte Ölkonzern der Welt musste 2016 im vierten Jahr in Folge einen Gewinnrückgang hinnehmen. Im laufenden Jahr rechnen Analysten mit einem kräftigen Ergebnissprung um über 100 Prozent auf fast 17 Milliarden Dollar. 2018 sollen 20 Milliarden Dollar hängenbleiben. Davon dürfte auch die Dividende profitieren.
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