Kandidatur |
17.02.2023 22:38:00
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Scharfe Kritik an Musk: Ross Gerber will Veränderungen in Teslas Unternehmensstruktur einleiten
Der langjährige Tesla-Aktionär Ross Gerber hat die Eskapaden und Skandale von Konzernchef Elon Musk lange beobachtet, nun scheint das Fass aber übergelaufen zu sein. Mit seiner Kandidatur für den Vorstand des Elektroautoherstellers will der Unternehmer das Ruder nun herumreissen.
• Kandidatur für Vorstandssitz angekündigt
• Mehrere Änderungen geplant
Tesla-Aktionär Ross Gerber mit Geduld am Ende
Seit 2015 gehört Ross Gerber, Mitgründer und CEO des Vermögensverwalters Gerber Kawasaki, zu den Aktionären des US-amerikanischen Elektroautobauers Tesla. Lange beobachte der Unternehmer die Eskapaden von Tesla-Chef Elon Musk, darunter die Ankündigung von 2018, den Konzern von der Börse zu nehmen, die Kritik an den Massnahmen zur Eindämmung des Corona-Virus sowie jüngst das Übernahmechaos um den Kurznachrichtendienst Twitter. Nun hat Gerber aber offenbar die Nase voll.
Gemäss des 13F-Formulars, welches institutionelle Investoren, deren Anlagen mehr als 100 Millionen US-Dollar wert sind, vierteljährlich bei der SEC einreichen müssen, hielt Gerber Kawasaki Ende 2022 440.160 Tesla-Aktien im Wert von 54,218 Millionen US-Dollar. Damit machten die Papiere des E-Autobauers zum Stichtag die zweitgrösste Position im Portfolio der Investmentgesellschaft aus. "Bloomberg" zufolge hält Gerber aber auch privat einige Tesla-Aktien.
Sitz im Tesla-Aufsichtsrat angestrebt
Im Rahmen einer von der Nachrichtenagentur veranstalteten Audiokonferenz auf Twitter kündigte der Grossaktionär an, sich einen Sitz im Vorstand Teslas sichern zu wollen, um Musk ein wenig auf die Finger zu schauen. "Ich denke, es ist von entscheidender Bedeutung, Kritik anzunehmen, und das ist etwas, was ich im Laufe der Jahre mit Elon gemerkt habe, er ist sehr dünnhäutig", kommentierte Gerber seine Pläne. "Ich habe gewissermassen genug davon." Derzeit befinden sich neben Musk selbst Robyn M. Denholm, Ira Ehrenpreis, Hiro Mizuno, James Murdoch, Kathleen Wilson-Thompson, Joe Gebbia sowie Kimbal Musk im Vorstand. Tesla-Finanzchefin Denholm ist seit 2018 Vorstandvorsitzende, nachdem Musk den Titel aufgrund eines Rechtsstreits mit der US-Börsenaufsichtsbehörde SEC, der auf die Delisting-Ankündigung folgte, abgeben musste.
Gerber könnte von neuer SEC-Regelung profitieren
Gegenüber "Axios" erklärte Gerber ausserdem, dass er sich den Sitz im Vorstand mittels der neuen Universal-Vollmacht-Regelung der SEC sichern wolle. Dadurch ist es allen Aktionären möglich, für Vorstandskandidaten anzustimmen, während dies zuvor nur bei persönlicher Abstimmung auf einer Aktionärsversammlung zulässig war. "Aus diesem Grund habe ich eine Chance", erklärte der Kandidat gegenüber dem Portal.
Mehrere Unterstützer
Im Gespräch mit Bloomberg rühmte sich Gerber ausserdem mit seinen guten Beziehungen zu weiteren Grossaktionären des E-Autobauers, darunter Cathie Woods Investmentgesellschaft ARK Invest sowie den Vermögensverwalter Baillie Gifford. Zwar liess der Gerber Kawasaki-Chef offen, ob diese eine Kandidatur Gerbers unterstützen würden, Rückenwind habe er jedoch von Leo Koguan, der zu den grössten Einzelinvestoren des E-Auto-Pioniers zählt. Der ehemalige Musk-Unterstützer ist mittlerweile ebenfalls nicht um kritische Worte über den Konzernlenker verlegen. Darüber hinaus wolle Gerber mit anderen Tesla-Aktionären sowie Kunden des Fahrzeugherstellers in Kontakt treten, um ein Bild über deren Einstellung gegenüber Musk zu bekommen.
Tesla muss "erwachsen werden"
Gegenüber der Agentur versicherter Gerber, dass er als "freundlicher Aktivist" auftreten und sich im Vorstand sowohl mit Privatanlegern als auch institutionellen Investoren abstimmen wolle. Konkret stosse dem langjährigen Tesla-Investor sauer auf, dass bei Musk aufgrund der Vielzahl der von ihm geführten Unternehmen ein Interessenkonflikt vorliege. Besonders die Aufteilung der Arbeitszeit zwischen Tesla und Twitter sei nicht angemessen. Daher wolle Gerber eine Nachfolgeregelung für Tesla erarbeiten und mehr Klarheit bei Insider-Aktienverkäufen schaffen, um zu verhindern, dass grosse Mengen der Anteile auf dem freien Markt landen, die Aktionäre zu den Gründen der Verkäufe aber im Ungewissen gelassen werden. "Tesla muss sein Image um Tesla herum aufbauen und nicht nur um Elon", verdeutlichte Gerber: "Ich denke, es ist Zeit für Tesla, erwachsen zu werden."
Abstimmung im Mai
Gerber wolle Tesla noch im Laufe der Woche über seine Kandidatur informieren, wie er gegenüber der Nachrichtenagentur "Reuters" erklärte. Die Abstimmung soll dann bei der Jahreshauptversammlung im Mai erfolgen. Bereits Ende des vergangenen Jahres richtete sich Gerber mit seinem Unmut laut Axios öffentlich an Musk. "Ich möchte, dass du zu Tesla zurückkehrst, und ich vermisse dich einfach, Elon", so der Unternehmer in einer Twitter Spaces-Konversation, an der beide teilnahmen.
Redaktion finanzen.ch
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