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Kampf der Streaminganbieter 09.08.2020 16:42:00

So positionieren sich Tencent und iQiyi sich auf dem südostasiatischen Markt gegen Netflix und Disney

So positionieren sich Tencent und iQiyi sich auf dem südostasiatischen Markt gegen Netflix und Disney

Noch ist es auf dem südostasiatischen Streamingmarkt ruhig. Zwar ist Netflix dort vertreten, durchsetzen konnte sich der US-Anbieter bisher aber noch nicht. Mit Tencent und iQiyi wollen aber nun zwei chinesische Unternehmen den Markt für sich gewinnen.

• Chinesische Streaminganbieter wollen südostasiatischen Markt für sich gewinnen
• Netflix in Südostasien derzeit unterrepräsentiert
• Fokus auf lokale Eigenproduktionen

Chinesische Streaminganbieter auf Expansionskurs

Der Großteil des Streamingmarkts wird von westlichen Unternehmen wie Netflix, Amazon und Disney gehalten. Auch Apple stieg letztes Jahr ins das Streaminggeschäft ein. Dementsprechend richten sich die Anbieter vor allem auf Großmärkte in den USA, Europa, Lateinamerika und Indien aus. Wie Bloomberg berichtet, expandieren nun aber zwei der größten chinesischen Online-Videounternehmen, Tencent und iQiyi innerhalb von Südostasien - und nehmen so den Kampf gegen US-Anbieter auf.

Anfang Juni hatte der chinesische Streamingdienst iQiyi Kuek Yu-Chuang von Netflix abgeworben. Beim US-Streamingdienst vermittelte er zwischen den südostasiatischen Regierungen und dem Streaming-Giganten, diese Aufgabe soll er nun aber auch beim chinesischen Konkurrenten übernehmen. Wenig später übernahm der Anbieter Tencent, der seinen Sitz ebenfalls in der Volksrepublik hat, iflix, einen Videodienst, der in Südostasien aktiv ist. Beide Unternehmen haben in kurzer Zeit vermehrt lokale Inhalte produziert und lizenziert. Im Zuge ihrer Expansionsstrategie wollen sie außerdem zusätzliches Personal für die Märkte in Thailand, Indonesien und auf den Philippinen einstellen. Für Tencent und iQiyi stellt dies die entscheidendste Investition außerhalb von China dar. Weder Netflix noch Disney+ bieten ihre Services dort an, weil das Land strenge Regelungen bezüglich ausländischer Medien hat. Südostasien wird also der Schauplatz des ersten Krieges zwischen US-amerikanischen und asiatischen Streaminganbietern.

Südostasiatischer Markt als Herausforderung für die weltweite Unterhaltungsindustrie

Der Kauf von iflix sei Teil von Tencents Plans, seinen internationalen Streamingservice WeTV nach Südostasien zu expandieren. iQiyi gab derweil an, dass man unterschiedlichste Märkte ansprechen wolle. Zwar ist Netflix, der weltweit führend im Streamingbereich ist, bereits in Südostasien aktiv, kann dort bisher aber nur verhältnismäßig wenig Abonnenten zählen. Disney will seine Streamingplattform spätestens zum Ende des Jahres auch in Südostasien ausrollen.
Trotzdem sei Südostasien eine Herausforderung für die weltweite Unterhaltungsindustrie. Die meisten Menschen in der Region verdienen durchschnittlich weniger als 10.000 US-Dollar pro Jahr. Das bevölkerungsreiche Indonesien wird beispielsweise durch strenge Zensurvorschriften der Regierung geprägt.

Netflix‘ schwerer Start in Südostasien

iflix wurde 2015 gegründet und bietet zweitaufgelegte Hollywood-Filme und lokale Programme für einen Preis von 3 US-Dollar pro Monat an, was unter dem monatlichen Abopreis von Netflix liegt. Dementsprechend konnte Netflix seine Nutzerzahlen zuerst auch aufgrund seines höheren Preises nicht wie gewünscht steigern, als es in Südostasien expandieren wollte. Ein weiterer Kritikpunkt war außerdem, dass anfangs in vielen lokalen Sprachen keine Untertitel und nicht viele regionale Sendungen verfügbar waren. Weiterhin hat Netflix erst in diesem Jahr einen Vertrag mit dem Telekommunikationsunternehmen Telkomsel abgeschlossen. Zuvor mussten Nutzer virtuelle private Netzwerke nutzen, um lokale Beschränkungen zu umgehen und auf den vollständigen Katalog zuzugreifen. Im Gegensatz dazu hat iflix mit Telkomsel bereits im Vorfeld uneingeschränktes Streaming ermöglicht. Netflix bietet nun günstigere Tarife für Smartphones an und produziert mehr lokale Inhalte. Besonders in den letzten sechs Monaten habe Netflix hier ordentlich zugelegt.

Trotz seines Vorsprungs konnte sich iflix in Südostasien noch nicht etablieren. Pay-TV-Sender können dort zu geringen Kosten angesehen werden, auch YouTube wird häufig genutzt. Daher sehen viele Verbraucher gar nicht den Bedarf, zusätzlich für einen Streamingdienst zu bezahlen. Laut Vivek Couto von Media Partners Asia sei die Übernahme von iflix durch Tencent auch kein Deal, sondern der Verkauf eines notleidenden Vermögenswerts.

Mögliche Verbesserung in Aussicht?

Trotzdem könnte sich der Markt für Streamingdienste verbessern: Der Streaminganbieter Viu, der zu dem Hongkonger Telekommunikationsunternehmen OCCQ gehört, stellt einige seiner Sendungen kostenlos, aber mit Werbeeinblendungen, zur Verfügung. Um auf den kompletten Katalog zuzugreifen und die Werbung auszublenden, werden jedoch Gebühren fällig. Viu konnte seine Nutzerzahlen durch Lizenzsendungen aus Südkorea steigern, die in ganz Asien beliebt sind. Die Anzahl der Abonnements soll in den meisten Märkten jedes Jahr um 50 bis 60 Prozent steigen. Die Abogebühren machen etwa die Hälfte des Unternehmensumsatzes aus. In Indonesien ist Viu beliebter als Netflix oder iflix.

Videodienste trotzdem in schwacher Position

Zwar seien chinesische Plattformen in Südostasien stark vertreten, wie etwa die soziale Video-App TikTok, trotzdem haben es chinesische Streaminganbieter dort noch nicht leicht. Um gegen Netflix und Disney+ anzukämpfen, die jeweils über ein umfangreiches Angebot an US-amerikanischen und europäischen Inhalten verfügen, müssen chinesische Unternehmen wohl stark in lokale Programme und Lizenzsendungen aus Korea und China investieren. Der Großteil der Inhalte von iQiyi steht auf Mandarin zur Verfügung, wobei seit kurzem Untertitel in den Sprachen Englisch, Thailändisch, Malaiisch, Indonesisch und Vietnamesisch vorliegen. Mit der Übernahme von iflix könnte der Expansionsplan von Tencent aber noch nicht beendet sein: Laut Reuters äußerte der Streamingdienst bereits Interesse daran, den Konkurrenten iQiyi zu übernehmen, welcher 2019 einen Verlust von 1,5 Milliarden US-Dollar verzeichnen musste.

Redaktion finanzen.ch

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Bildquelle: Netflix,jejim / Shutterstock.com,canbedone / Shutterstock.com

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