Untersuchung |
19.10.2021 23:43:00
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Tesla in der Kritik: NHTSA prüft Fahrassistenz-Systeme nach Unfällen
Tesla wirbt gerne mit der Sicherheit seiner Autos - auch durch seinen Autopiloten. Doch genau dieser geriet in der Vergangenheit bereits des Öfteren in die Kritik.
• Teslas haben trotz Notbremsautomatik nicht gebremst
• Autobahn-Geschwindigkeit oder Autopilot schuld am Versagen der Automatik?
Einige Tesla-Unfälle in diesem Jahr
Im April dieses Jahres raste ein vermutlich fahrerloser Tesla gegen einen Baum, die zwei Insassen kamen ums Leben. Nach vorläufigen Ermittlungen war die Polizei zu "fast 99,9 Prozent sicher", dass bei dem Unfall niemand am Steuer sass, berichtete dpa. Tesla-Chef Elon Musk bestritt jedoch einen Zusammenhang mit dem Autopilot-Assistenzsystem, das laut Datenaufzeichnungen nicht aktiviert gewesen sei. Er erklärte ausserdem, dass auf der Strasse, auf der sich der Unfall ereignete, die Spurmarkierung gefehlt habe. Ohne diese lasse sich die Standard-Ausführung des Autopilot-Systems nicht aktivieren.
Im Mai ereignete sich erneut ein tödlicher Unfall, bei dem ein Tesla auf einem Highway in Kalifornien in einen umgekippten Lkw fuhr. Im August dann rammte ein Tesla ein auf der Autobahn stehendes Einsatzfahrzeug der Polizei. Ein Beamter hatte angehalten, um dem Fahrer eines liegengebliebenen Fahrzeugs zu helfen, als der Tesla das Polizeiauto traf. Auch hier gab es Diskussionen, ob im Unfallfahrzeug das Autopilot-System eingeschaltet war.
NHTSA leitet Untersuchung ein
Wie Reuters im August berichtete, habe die National Highway Traffic Safety Administration (NHTSA) eine formelle Sicherheitsuntersuchung des Fahrassistenzsystems von Tesla eingeleitet, aufgrund von einer Reihe von Unfällen, die nach demselben Schema erfolgten: Tesla-Autos rammten abgestellte Einsatzfahrzeuge an einer Unfallstelle.
Die NHTSA untersuche, wieso der Autopilot die Hindernisse nicht erkannt habe - da sich die meisten der elf Unfälle nach Einbruch der Dunkelheit ereigneten, die Unfallstellen jedoch durch Notlichter, Fackeln oder Strassenkegel gesichert waren - und wieso die Teslas nicht gebremst haben, obwohl sie über die sogenannte "Notbremsautomatik" verfügen. Laut Tesla könne diese "auslegungsgemäss Objekte, die ein Kollisionsrisiko darstellen" erkennen und entsprechend die Bremsen betätigen. Den Unfallberichten zufolge seien die Teslas jedoch ungebremst in Einsatzfahrzeuge und Hindernisse gekracht, wie futurezone.at berichtet.
Des Weiteren solle untersucht werden, wieso das Fahrzeug nicht sichergestellt habe, dass der Fahrer die Hände am Lenkrad hat, denn ein auf den Verkehr konzentrierter Fahrer hätte die stehenden Hindernisse eigentlich bemerken und eingreifen müssen.
Notbremsautomatik nicht für Autobahn-Geschwindigkeiten geeignet?
In der eigenen Betriebsanleitung gebe Tesla für die Notbremsautomatik einen Funktionsbereich von 5 bis 145 km/h an. Das National Transportation Safety Board (NTSB) widerspreche diesen Angaben von Tesla jedoch, so futurezone.at, und so könnte es sein, dass die Systeme nicht für die hohen Geschwindigkeiten auf Autobahnen ausgelegt sind. In einer Untersuchung aus dem Jahr 2020 von vier Tesla-Unfällen, sei die NTSB zu dem Schluss gekommen, dass die Systeme nicht dafür gemacht seien, um bei konstanten Geschwindigkeiten über 80 km/h zu funktionieren. Daneben würden die Systeme auch nicht bei den entsprechenden Geschwindigkeiten getestet: Das Insurance Institute for Highway Safety (IIHS) teste die Notfallbremssysteme laut futurezone.at nur mit 20 und 40 km/h. Zu denken gibt auch, dass bei einem der untersuchten Unfälle das Tesla-Fahrzeug vor dem Crash mit einem Feuerwehrauto sogar noch beschleunigt haben soll.
Notbremsautomatik durch Autopilot unterdrückt?
Eine weitere Theorie, die manche Experten laut futurezone.at für plausibel halten, sei, dass der Autopilot die Notbremsautomatik unterdrücken könnte. So könnte der Autopilot laut Missy Cummings, Direktorin des Humans and Autonomy Laboratory an der Universität Duke, die Notbremsautomatik unterdrücken, um "Phantombremsen" zu minimieren. "Ich vermute, in einigen Situationen deaktiviert der Autopilot die Notbremsautomatik. Falls sie an wäre, könnte sie Objekte registrieren die gar nicht da sind und abbremsen.", zitiert futurezone.at.
Ein Techniker und Forscher für autonome Fahrzeuge in Neuseeland, Mahmood Hikmet, glaube ebenfalls, dass die Notbremsautomatik von Tesla bei Tests von fahrerlosen Systemen dazwischenfunken könne, weshalb Basis-Sicherheitsfunktionen manchmal deaktiviert würden "um die Limits der selbstfahrenden Systeme zu testen", gibt futurezone.at Hikmet wieder. Dies sollte im Idealfall mit erfahrenen Fahrern auf gesperrten Strassen erfolgen, doch seiner Meinung nach teste Tesla mit seiner "Full Self-Driving Software" das System mitten im Strassenverkehr.
Chefin der US-Unfallbehörde kritisiert Teslas "Full Self-Driving"-Upgrade
Auch Jennifer Homendy, Chefin des NTSB, zeigte sich besorgt darüber, dass Teslas Software auf öffentlichen Strassen getestet wird, nachdem Tesla-Chef Elon Musk vor kurzem ein umfassendes Upgrade für Teslas Autopilot angekündigt hatte. Mit diesem sollen Tesla-Fahrer schon bald auf eine verbesserte Version der Fahrassistenzfunktionen zurückgreifen können. So sollen die Fahrzeuge dann in der Lage sein, sich neben Autobahnen künftig auch in Städten weitgehend selbstständig zu bewegen. Zudem erklärte Homendy gegenüber dem Wall Street Journal, dass sich Tesla zuerst grundlegenden Sicherheitsproblemen widmen sollte, bevor die Full Self-Driving-Funktionen auf "andere Stadtstrassen und neue Bereiche" erweitert würden.
Ausserdem kritisierte die Chefin der US-Unfallbehörde die Bezeichnung für Teslas Fahrassistenz-Systeme - die in der Vergangenheit bereits des Öfteren in der Kritik stand. Die Verwendung des Begriffs "Full Self-Driving" sei "irreführend und unverantwortlich". Trotz Sicherheitshinweisen von Tesla schenkten die Menschen ihrer Meinung nach "dem Marketing mehr Aufmerksamkeit" und so seien viele Menschen dazu verleitet worden, "die Technologie falsch zu gebrauchen oder zu missbrauchen".
Redaktion finanzen.ch
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