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Kryptobranche im Blick 29.02.2020 21:16:00

Trends 2020: Das steht in der Kryptobranche in diesem Jahr an

Trends 2020: Das steht in der Kryptobranche in diesem Jahr an

In die Kryptobranche könnte 2020 einige Bewegung kommen, denn neben wichtigen Ereignissen dürften auch neue Trends die Branche deutlich beeinflussen.

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• Kryptowährungen selbst als Trend für 2020
• Mit Bitcoin Halving, Libra-Launch und Ethereum 2.0 stehen wichtige Ereignisse bevor
• Breitere Anwendbarkeit von Kryptowährungen im Alltag aber auch mehr Regulierung erwartet

Im aktuellen Jahr 2020 dürften viele Augen auf die Kryptobranche gerichtet sein, werden doch zum Beispiel mit dem Bitcoin-Halving und einem möglichen Launch des Stablecoins Libra entscheidende Weichen für die Zukunft von Digitalwährungen gestellt. Doch neben solchen, bereits relativ sicheren, Ereignissen gibt es auch noch einige Trends, die 2020 und darüber hinaus in der Kryptobranche eine wichtige Rolle spielen und das zukünftige Schicksal von Cyberwährungen mitbestimmen dürften.

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Kryptowährungen sind im Trend

Laut Jonathan Swerdlow von der Firma Enigma Securities, die verschiedene Dienstleistungen rund um Bitcoin und Co. anbietet, sind Kryptowährungen an sich - branchenübergreifend betrachtet - einer der wichtigsten Trends im Jahr 2020. Das zeige sich daran, dass die allgemeine Beliebtheit der meisten Cyberdevisen in jüngster Zeit gestiegen sei, da sie nun einfacher zu benutzen seien und ausserdem als Zahlungsmittel von immer mehr Unternehmen akzeptiert würden, zitiert "Cointraffic" den Enigma-Marketingchef.

Zwar lag die Anzahl der Wallets, die als digitale Geldbörse für die Aufbewahrung von Kryptowährungen dienen, und damit auch die Anzahl der möglichen Cybercoin-Besitzer laut Daten von "Statista" im vierten Quartal 2019 weltweit nur bei knapp 45 Millionen. Von einer flächendeckenden Nutzung kann also nicht die Rede sein. Jedoch stieg ihre Zahl in den vergangenen Quartalen kontinuierlich an. Von einem der insgesamt wichtigsten Trends im aktuellen Jahr kann man bei Kryptowährungen also nicht unbedingt mit Blick auf die Nutzer sprechen, dafür aber mit Blick auf die Zentralbanken und Regierungen. Denn hier planen immer mehr ihre eigenen digitalen Währungen - ein Zeichen dafür, dass sie Kryptowährungen tatsächlich als wichtigen Trend anerkennen.

Neben der EZB denkt laut "Bloomberg" auch die US-Notenbank Fed über eine eigene Kryptowährung nach, und auch die Vereinigten Arabischen Emirate, Japan, Schweden, Russland, Estland und Frankreich haben laut "Finyear" erste Pläne für staatliches Cybergeld. Bereits einen Schritt weiter ist die chinesische Zentralbank. Sie befasse sich "schon seit fünf oder sechs Jahren mit dem Thema Digitalwährung und inzwischen ist das Konzept ausgereift", sagte Huang Qifan, Vizechef des regierungsnahen China-Zentrums für internationalen Wirtschaftsaustausch, laut "Deutschlandfunk" im Oktober 2019. Die chinesische Zentralbank werde daher wohl die erste der Welt sein, die eine staatliche Kryptowährung einführe, so Qifan weiter. Womöglich wird diese Digitalwährung bereits 2020 auf den Markt kommen und dürfte dadurch die Akzeptanz von Cybergeld fördern - auch wenn sie explizit als zentral gesteuerter Gegenentwurf zu Bitcoin gedacht ist.

Kommt der Libra-Launch 2020?

Die Akzeptanz und die Zahl der Nutzer von Cyberdevisen könnten 2020 auch durch ein weiteres Ereignis einen Schub erfahren: den Launch von Facebooks digitaler Währung Libra. Das soziale Netzwerk hatte seine Pläne für einen Stablecoin 2019 vorgestellt und einen Markteintritt für Mitte 2020 ins Auge gefasst. Dank Facebook könnte Libra dabei auf eine breite potenzielle Nutzerbasis zurückgreifen und viele Menschen zum ersten Mal in Berührung mit Kryptowährungen bringen. Libra will ausserdem vor allem auch die 1,7 Milliarden Menschen weltweit erreichen, die kein Bankkonto besitzen, wie es auf der offiziellen Webseite heisst.

Doch aufgrund zahlreicher Probleme steht ein Start von Libra in diesem Jahr auf wackeligen Beinen. So sind zahlreiche namhafte Partner inzwischen aus dem Projekt ausgestiegen und Regulierungsbehörden weltweit haben ernste Bedenken gegenüber der Währung angemeldet. Vor allem die Tatsache, dass Libra als globale Währung an einen Währungskorb gekoppelt sein soll, sorgt für Argwohn bei den Regulierern. Inzwischen gibt es jedoch Gerüchte, dass die Libra Association diesen Plan aufgegeben hat und stattdessen mehrere Libra-Varianten plant, die jeweils an eine Währung gebunden sind. In dieser Version dürfte der Stablecoin auch die Zustimmung der Regulierungsbehörden erhalten und könnte wohl noch in diesem Jahr an den Start gehen.

Doch unabhängig davon, wie Libra letztendlich aussehen wird, dürfte die Kryptowährung als Stimulus für die gesamte Branche dienen - auch falls ein grosser Erfolg ausbleiben sollte. Bereits jetzt haben die Pläne dazu geführt, dass Kryptowährungen erneut intensiv diskutiert werden und zahlreiche weitere Unternehmen über eigene Cyberdevisen nachdenken. Laut "Finyear" wollen unter anderem JPMorgan, Walmart, AirAsia, Mitsubishi und Amazon eigene Kryptowährungen auflegen.

Trend geht zu mehr Regulierung

Auch einen weiteren Trend hat die Kryptobranche wohl hauptsächlich Libra zu verdanken: den Trend hin zu mehr Regulierung. Japan hat laut "Cointelegraph" bereits neue Krypto-Gesetze erlassen, die im April in Kraft treten und auch die USA planen mit dem "Crypto-Currency Act of 2020" für dieses Jahr wohl neue Regulierungen. Im Oktober 2019 hat ausserdem eine G7-Arbeitsgruppe eine Studie zu Stablecoins vorgelegt und darin den Regulierungsbedarf aufgezeigt. Als Reaktion darauf könnten im Jahresverlauf neue Richtlinien und Gesetze für den Umgang mit den Cyberdevisen folgen.

Auch sogenannte Privacy Coins dürften zunehmend ins Visier genommen werden, denn sie bieten grosse Anonymität und ermöglichen die Verschleierung von Transaktionen. Sie könnten für illegale Geschäfte und Geldwäsche genutzt werden, was die Regulierungsbehörden verhindern möchten. Laut "Cryptoninjas" haben einige Kryptobörsen bereits mit einem Delisting der Privacy Coins auf bestehende Geldwäschegesetze reagiert.

Dass die Staaten bei Kryptowährungen nicht mehr nur zuschauen, sondern die Richtung nun mitbestimmen wollen und ihre Regulierungsanstrengungen verstärken, dürfte positive und negative Auswirkungen auf die Kryptobranche haben. Die gestiegene Rechtssicherheit könnte zum einen zu einer höheren Nutzung von Bitcoin und Co. führen, zum anderen dürften immer mehr Vorschriften und höhere Anforderungen aber auch dazu führen, dass Kryptobörsen und unbekanntere Token verschwinden und neue Projekte verschoben oder gleich ganz aufgegeben werden.

Marktsättigung womöglich erreicht - Anwendbarkeit wird immer wichtiger

Seit dem Bitcoin-Boom Ende 2017 sind immer mehr Kryptowährungen auf den Markt gekommen. "CoinMarketCap" listet momentan rund 5'000 verschiedene Cyberdevisen - viele davon besitzen jedoch nur eine winzige Marktkapitalisierung und ein geringes Handelsvolumen. Höhere regulatorische Hürden und schärfere Transparenzanforderungen könnten nun dazu führen, dass eine Konsolidierung der Branche eintritt. Dabei dürften weniger neue Token auf den Markt kommen und digitale Währungen, die nur eine geringe oder keine Signifikanz aufweisen, könnten vom Markt verschwinden.

Zudem dürfte der Use Case eine zunehmend wichtige Rolle für das Überleben einzelner Cybercoins werden. Neue Kryptowährungen müssen in Zukunft laut der Meinung von Experten bestehende Probleme lösen oder Anwendung im täglichen Leben finden. Tatsächlich zeichnet sich vor allem in den USA bereits der Trend ab, dass auch im Alltag mit Kryptowährungen bezahlt werden kann. Laut der Kryptobörse "Luno" bieten seit 2019 mehrere grosse Einzelhändler wie Whole Foods Market oder Office Depot Bezahlung per Krypto an und greifen dafür auf Plattformen von Startups wie Flexa zurück. Auch Starbucks will laut "Luno" in der ersten Hälfte 2020 das Bezahlen mit Bitcoin und Co. ermöglichen und dafür den Krypto-Payment-Service von Bakkt integrieren.

Bitcoin-Halving steht vor der Tür

Auch bei der grössten und bekanntesten Kryptowährung Bitcoin steht 2020 ein wichtiges Ereignis an, auf das die gesamte Branche blicken wird: das Bitcoin-Halving. Bei diesem regelmässigen Event, das alle 210'000 Blocks bzw. etwa alle vier Jahre stattfindet, wird die Belohnung halbiert, die Miner pro erzeugtem Block erhalten. Bei diesem Halving, das wohl im Mai stattfinden wird, sinkt sie von 12,5 auf 6,25 Bitcoin. Für die Miner bedeutet das, dass ihre Tätigkeit weniger lukrativ wird - sofern der Bitcoin durch einen Preisanstieg die niedrigere Block-Belohnung nicht wieder wettmacht. Sollte dies nicht geschehen, wird auch im Mining-Sektor eine Konsolidierung erwartet, da ineffiziente Mining-Firmen in Bedrängnis geraten dürften.

Obwohl das Bitcoin-Halving in diesem Jahr nicht zum ersten Mal stattfindet, ist es schwer zu sagen, wie der Bitcoinkurs auf das Event reagieren wird. Nach den vergangenen Halving-Events in den Jahren 2012 und 2016 ist der Bitcoinkurs laut "Cryptomonday" gestiegen - allerdings nicht unmittelbar. Ob Krypto-Anleger durch die Verknappung des Bitcoin-Angebots auch dieses Mal auf einen ähnlichen Halving-Effekt hoffen dürfen, steht jedoch in den Sternen, denn die Kryptobranche hat sich seit 2016 enorm gewandelt. Mittlerweile mischen sehr viel mehr Nutzer, Firmen sowie die Finanzindustrie auf dem Kryptomarkt mit und beeinflussen somit die Kurse der digitalen Währungen. Experten streiten sich daher darüber, ob dem Bitcoin ein neuer Bullenmarkt bevorsteht oder ob das Halving bereits im Kurs eingepreist ist. Wer Recht hat, wird sich allerdings erst nach Mai zeigen.

Nächster Hype: Decentralized Finance?

Decentralized Finance (Defi) ist möglicherweise noch nicht jedem ein Begriff, in der Kryptobranche wird es jedoch bereits als kommender Hype für 2020 gehandelt. Im Gegensatz zu Centralized Finance, wo alle Finanzgeschäfte über Banken oder andere Institutionen abgewickelt werden, ist bei Decentralized Finance jeder seine eigene Bank. Das bedeutet, dass jeder, der über einen Internetzugang verfügt, mittels einer App selbst Geld an Fremde verleihen, in die ganze Welt versenden oder investieren kann - ganz ohne Mittelsmänner wie Banken oder FinTechs. Auch die Gebühren, die Finanzhäuser für solche Transaktionen verlangen, fallen weg.

Dass die Apps, die Defi anbieten, immer beliebter werden, zeigt ein Blick auf die Ethereum-Blockchain, auf der die meisten dieser Anwendungen basieren. Laut "Cryptomonday" liegen in den Decentralized Finance Apps momentan rund 3 Millionen ETH. Anfang 2019 waren es noch 1,75 Millionen ETH. Das heisst, die Apps werden zunehmend mehr genutzt. Noch mehr Zulauf könnte Decentralized Finance durch das Netzwerk-Upgrade auf Ethererum 2.0 erhalten, denn dieses soll für eine höhere Skalierbarkeit und schnellere Transaktionsgeschwindigkeiten sorgen und könnte damit laut "Luno" unter anderem neue Defi-Projekte ermöglichen. Laut offizieller Roadmap ist für 2020 mit Phase 1 und eventuell dem Beginn von Phase 2 des Upgrades zu rechnen. Spätestens 2022 soll das Upgrade auf Ethereum 2.0 dann abgeschlossen sein - und könnte der zweitgrössten Kryptowährung und den Defi-Apps einen neuen Schub verleihen.

Redaktion finanzen.ch

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