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Experten uneins 18.03.2024 23:23:00

Cathie Wood hält NVIDIA-Rally für übertrieben

Cathie Wood hält NVIDIA-Rally für übertrieben

Darüber, dass NVIDIA exzellente Geschäftsaussichten hat, gibt es keinerlei Diskussionen. Ob die NVIDIA-Aktie mittlerweile aber noch fair bewertet ist, darüber herrscht Uneinigkeit in Expertenkreisen. Jüngst mahnte keine Geringere als Tech-Investorin Cathie Wood zur Vorsicht.

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• Wood zu NVIDIA: Zu hohe Erwartungen und wachsende Konkurrenz
• Experten uneinig: Von Warnung vor "Blase" bis "goldene Aussichten"
• Fast alle Analysten geben aber "Buy"-Rating

Das Unternehmen NVIDIA war noch vor wenigen Jahren nur Insidern ein Begriff - heutzutage ist es in aller Munde. Nach einer enormen Rally, die seit knapp einem Jahr anhält, ist das kalifornische Elektro-Chipunternehmen gemessen an der Marktkapitalisierung zeitweise zum drittgrößten Unternehmen der Welt nach Microsoft und Apple geworden. In den vergangenen zwölf Monaten stieg die NVIDIA-Aktie, die derzeit 879,44 US-Dollar kostet, um beeindruckende 265,47 Prozent an (Stand: Schlusskurs vom 14. März 2024). Das Papier nähert sich inzwischen der 1'000-US-Dollar-Marke.

Der Grund für die Euphorie: Dank der extrem hohen Nachfrage nach KI-Rechenchips verdreifachte NVIDIA seinen Umsatz im vierten Quartal 2023 im Vergleich zum Vorjahresquartal auf 22,1 Milliarden US-Dollar. Der Gewinn stieg sogar noch deutlicher, von zuvor 1,4 Milliarden US-Dollar auf knapp 12,3 Milliarden US-Dollar.

Cathie Wood warnt vor überzogenen Erwartungen

Nach dem Bull Run mehren sich nun aber die Stimmen, denen zufolge die Anleger mittlerweile doch etwas zu optimistisch geworden sind, was die Geschäftsaussichten von NVIDIA angeht. Kürzlich reihte sich Cathie Wood, Chefin der Investmentfirma ARK Invest, in die Gruppe der mahnenden Experten ein. In einem kürzlich veröffentlichten Brief an die ARK-Investoren bezog Wood Stellung zum derzeitigen Hype der KI-Aktien wie NVIDIA.

"Ohne eine Explosion der Softwareeinnahmen, die den Überbau von Grafikprozessor-Kapazitäten rechtfertigen würde, wären wir nicht überrascht, eine Pause bei den Ausgaben zu sehen, die eine Korrektur der überschüssigen Lagerbestände verstärken würde", so Wood. Dies gelte insbesondere für die Cloud-Kunden, die mehr als die Hälfte der Umsätze von NVIDIA in Rechenzentren ausmachen. Die Nachfragesituation bei KI-Hardware sei zwar aktuell hervorragend, könne aber nicht einfach in die Zukunft fortgeschrieben werden.

Wood: NVIDIA wird ernstzunehmende Konkurrenz erwachsen

Speziell bei NVIDIA sieht Wood ein weiteres Problem: eine zunehmende Konkurrenz. Das unterscheide NVIDIA von Cisco, das während der Dotcom-Ära keine ernstzunehmenden Rivalen hatte und somit die Nachfrage nach Networking-Plattformen quasi monopolisierte. "Längerfristig könnte sich der Wettbewerb im Gegensatz zu Cisco verschärfen, nicht nur, weil AMD Erfolg hat, sondern auch, weil die Kunden von NVIDIA - Cloud-Service-Anbieter und Unternehmen wie Tesla - ihre eigenen KI-Chips entwickeln", prognostizierte die 68-Jährige.

Wood: Vom Börsenstar zur "Kapitalvernichterin"

Wood gilt allgemein als NVIDIA-Bärin. Sie musste viel Häme ertragen, nachdem sie bis Januar 2023, zeitgleich mit der Einführung von ChatGPT, einen beträchtlichen Anteil von 772'884 Aktien des Chip-Herstellers aus dem Flaggschiff-Fonds ARK Innovation ETF (ARKK) veräußerte und damit die Kurssprünge von NVIDIA verpasste. Der Wert dieses Anteils würde sich "MarketWatch" zufolge nun auf ungefähr 685 Millionen US-Dollar belaufen, was etwa sechsmal mehr ist als das, was ARK in diesem Zeitraum für den Verkauf erhalten hat.

Überhaupt steht Wood seit Monaten in der Kritik: Ihrem Flaggschiff-Fonds ARK Innovation ETF gelang es zuletzt nicht einmal annähernd, von der laufenden Tech-Rally zu profitieren. Seit Jahresanfang liegt er sogar 6,93 Prozent im Minus und performte damit deutlich schlechter als der marktbreite US-Tech-Index NASDAQ Composite (plus 7,44 Prozent) (Stand: 14. März 2024).

Rob Arnott: NVIDIA-Rally "eine Blase"

Wood ist nicht die einzige Tech-Expertin, die NVIDIAs Rally mit Misstrauen beobachtet. Bereits im September vergangenen Jahres warnte Marktexperte Rob Arnott vor zu viel Zuversicht hinsichtlich des Gewinnsteigerungspotenzials von NVIDIA. Die Aktie des Chipkonzerns stufte er laut Bloomberg als "Lehrbuchgeschichte einer großen Markttäuschung" ein. "Übertriebenes Selbstvertrauen an den Märkten verwandelt paradoxerweise brillante zukünftige Geschäftsaussichten in noch brillantere aktuelle Aktienkursniveaus", zitiert Bloomberg Arnott aus einer Notiz.

"NVIDIA ist das heutige Vorbild dieses Genres: ein großartiges Unternehmen, dessen Preise über die Perfektion hinausgehen", so die Investmentlegende. Laut Arnott strömten Investoren wegen der hohen Marktkapitalisierung in NVIDIA, was es zu einem "sicheren Spiel" mache. Doch NVIDIA sei nicht "zu groß, um zu scheitern", sondern "zu groß, um erfolgreich zu sein", meinte er. "Das Risiko, dass wir falsch liegen, dass NVIDIA Unglaubliches leistet und in den kommenden 10 Jahren noch einmal um das Zehnfache steigt, ist möglich", so Arnott. Seiner Meinung nach sei es jedoch "nicht plausibel" und so nenne er es "ruhig eine Blase".

"Nicht billig": BoA-Experte ebenfalls skeptisch

Auch Bank of America-Chief Market Strategist Michael Hartnett sieht eindeutige Blasenbildungstendenzen. Er wies auf mehrere Ähnlichkeiten zwischen den Tech-Aktien heute und früheren Blasen hin und legte nahe, dass die hochgejubelten Tech-Aktien sich Niveaus nähern würden, die zu einem Platzen der Blase führen könnten. "Es ist nicht billig", schrieb Hartnett, "aber es stimmt, dass Blasenhöhen verrücktere Bewertungen gesehen haben", räumte er gleichfalls ein. Es seien somit noch weitere Kurszuwächse möglich, langfristig werden sich die Bewertungen aber wohl auf einem niedrigeren Niveau einpendeln.

Bob Parker sieht keine Blase - dennoch warnt er

Von einer Blase möchte Aktienmarktfachmann Bob Parker nicht sprechen. So rechnet er nicht mit einem abrupten Absturz der KI-Aktien, sondern mit einer allmählichen Marktkorrektur. Parker erwartet eine Rotation weg von dem "überkauften" Tech-Bereich und hin zum breiteren Markt. "Gibt es eine Blase? Meine Antwort ist: Es gibt anfängliche Hinweise darauf, aber wir befinden uns nicht in der [...] Position, die wir in 2007 gesehen haben. Wird die Blase platzen, wird es sich dramatisch umkehren? Meine Antwort darauf ist nein", resümierte der ehemalige Credit Suisse-Banker.

Diese Experten gehören zu den NVIDIA-Bullen

Es gibt jedoch auch viele NVIDIA-Bullen, die erst den Anfang einer jahrelangen Aufwärtsbewegung bei dem KI-Gewinner sehen. Das höchste Kursziel gab zuletzt Hans Mosesmann vom New Yorker Broker Rosenblatt Securities aus. "Generative KI schafft eine ganz neue Industrie, wir sind da in einem sehr frühen Stadium", beschrieb er dem "Handelsblatt" zufolge den erwarteten Epochenwandel. Den Gewinn pro Aktie taxierte Mosesmann 2025 auf 23 US-Dollar und für 2026 sogar auf 30 US-Dollar. Angesichts der seiner Meinung nach angemessenen Bewertung bei einem Kurs-Gewinn-Verhältnis von 40 gab er ein ultra-bullishes Kursziel für die NVIDIA-Papiere aus: 1'400 US-Dollar.

Ebenso positiv ist auch der Franklin Technology-Fund-Manager Matthew Cioppa gestimmt: "NVIDIA wird in den nächsten Jahren sehr stark wachsen können. Das Unternehmen hat goldene Aussichten. Gemessen daran ist die Kurs-Gewinn-Bewertung der Aktie auf Basis der erwarteten Gewinne für das kommende Jahr nicht sehr hoch", zitiert ihn das "Handelsblatt". Eine Überbewertung will auch der in Deutschland bekannte Fondsmanager Jens Erhardt nicht erkennen. "Mit einer geschätzten Kurs-Gewinn-Bewertung von 27 für das neue Geschäftsjahr halten wir die Aktie noch nicht für überbewertet", lautet Erhardts Einschätzung.

So schätzen die Analysten NVIDIA ein

Abschließend lohnt sich noch ein Blick auf die Ratings der beobachteten Analysten und deren durchschnittliche Kursziele für die NVIDIA-Aktie. Bei einem Blick auf diese Einschätzungen wird deutlich, wie sehr NVIDIA von den Analysten geschätzt wird. Von den 41 Analysten, die ein Rating abgaben, erteilten laut "TipRanks" 39 eine Kaufempfehlung. Lediglich zwei Beobachter stuften NVIDIA als eine "Hold"-Position ein, wohingegen niemand zum Verkauf riet. Trotz dieser sehr positiven Stimmung rund um die NVIDIA-Aktie scheinen die meisten Experten zumindest auf Ein-Jahres-Sicht derzeit nicht mehr allzu viel Potenzial nach oben zu sehen: Das durchschnittliche Kursziel von 909,49 US-Dollar impliziert vom aktuellen Kursniveau ausgehend noch ein Aufwärtspotenzial von 3,42 Prozent, was nur noch einen Bruchteil der Kursgewinne der vergangenen Monate darstellt (Stand: Schlusskurs vom 14. März 2024).

Redaktion finanzen.ch

Dieser Text dient ausschließlich zu Informationszwecken und stellt keine Anlageempfehlung dar. Die finanzen.net GmbH schließt jegliche Regressansprüche aus.

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