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Experten-Kolumne 16.11.2015 12:13:33

Ein solider Aufschwung mit Fragezeichen

Kolumne

Es gibt immer mehr Anzeichen dafür, dass die Eurozone eine grundsolide konjunkturelle Erholung erlebt. Die wirtschaftlichen Rahmendaten für das zweite Quartal sehen im Vergleich zum Vorjahreszeitraum gut aus.

Kredite an den privaten Sektor stiegen um 0,6 Prozent, die Preise für Häuser um 1,1 Prozent. Die Einzelhandelsumsätze legten gar um 2,3 Prozent zu, und die Industrieproduktion wuchs um 1,9 Prozent.

Unter dem Strich sieht es so aus, als ob das Bruttoinlandsprodukt (BIP) im zweiten Halbjahr mindestens so stark oder noch stärker als im ersten Halbjahr zulegen könnte, als 1,4 Prozent Wachstum zu Buche standen.

Wachstumstempo enttäuscht

Obschon die Erholung solide ist und auf breitem Fundament steht, ist das Tempo des Wachstums enttäuschend niedrig. Das annualisierte BIP-Wachstum hat seit den zwölf Monaten vor März 2011 nie wieder mehr als zwei Prozent betragen. Damals legte das BIP prozentual kräftig zu, weil das tiefe Tal der Rezession von 2009 allmählich verlassen wurde. Das reale BIP-Wachstum in der Eurozone betrug jedoch seit 2010 im Schnitt nur 0,7 Prozent per annum, verglichen mit 1,4 Prozent in Großbritannien und 2,2 Prozent in den USA.

Bedeutet das, dass die lockere Geldpolitik der Europäischen Zentralbank (EZB) nicht anschlägt? Die Antwort ist ein eingeschränktes "Nein". Die Anleihenkäufe und die negative Zinsen tragen dazu bei, dass sich das Wachstum erholt, aber für sich allein sind sie unwirksam. Wir erwarten zwar, dass die EZB im kommenden Monat abermals Anleihen im Wert von 200 bis 400 Milliarden Euro aufkaufen und den Zins für die Einlage-Fazilität auf minus 0,3 Prozent senken wird. Doch sind es letztlich auch die Regierungen, die helfen müssen, das Wachstum anzuschieben. Man muss nur die Arbeitslosenquoten in Frankreich (10,7 %) und Deutschland (4,5 %) vergleichen, um zu erkennen, welchen Unterschied die Regierungspolitik machen kann.

Der Euro wird zum Dollar weiter verlieren

Ein weiterer geldpolitischer Stimulus der EZB am 3. Dezember lässt erwarten, dass Anleihen, Aktien und Immobilienpreise erneut Auftrieb erhalten werden. Der Euro dürfte hingegen zum US-Dollar weiter verlieren, insbesondere dann, wenn die Fed die Leitzinsen später im Dezember erhöht. Die höheren Preise für diese Vermögensklassen werden jedoch nur dann nachhaltig sein, wenn sie von Wirtschaftswachstum unterfüttert werden. Ohne Wachstum allerdings schafft die EZB lediglich die Grundlage für eine (neue) (Spekulations)Blase.

Andrew Bosomworth: Managing Director, Leiter des deutschen Portfoliomanagements bei PIMCO in München

Der obige Text spiegelt die Meinung des jeweiligen Kolumnisten wider. Die finanzen.net GmbH übernimmt für dessen Richtigkeit keine Verantwortung und schliesst jegliche Regressansprüche aus.

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