Konjunktur-Frühindikator |
02.08.2022 22:50:00
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Kupferpreis seit März rapide gesunken - Folgt nun eine Abkühlung der Weltwirtschaft?
Der Kupferpreis - im Börsenjargon auch "Dr. Copper" genannt - gilt als ein frühzeitiger Indikator der globalen Konjunkturlage. Ist der Preis des Metalls rückläufig, deutet dies auf eine generell schwächelnde Nachfrage der Weltwirtschaft hin. Der jüngste Kupferpreisrückgang dürfte somit ein böses Omen für die Wirtschaft sein - auch für die Börse?
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Jetzt informieren• Billigerer "Dr. Copper" deutet auf Abkühlung der Weltwirtschaft hin
• Hauptleidtragende: Staaten mit hohem Kupferexport und kupferfördernde Unternehmen
Schon seit Jahrzehnten schenken Ökonomen dem Kupferpreis eine besondere Aufmerksamkeit. Mehr noch als andere Metalle wie Silber, Eisenerz oder Aluminium gilt Kupfer als ein wichtiger Konjunkturindikator. Ist "Dr. Copper" teuer, so kann von einer starken wirtschaftlichen Entwicklung ausgegangen werden. Schwächelt das rötliche Industriemetall dagegen, ist das Gegenteil der Fall.
Rapide Abwärtsbewegung beim Kupferpreis
So dürfte es wenigen Marktbeobachtern schmecken, dass Kupfer in den vergangenen Monaten rapide an Wert verloren hat. Markierte das Metall am 7. März bei ungefähr 10'700 US-Dollar je Tonne noch ein Rekordhoch, liegt der Preis nun nur noch bei rund 7'800 US-Dollar (Kurs vom 1. August 2022). Zuletzt notierte Kupfer im Dezember 2020 unter 8'000 US-Dollar je Tonne. Ein solcher Rückgang von mehr als 30 Prozent innerhalb von etwa vier Monaten ist historisch betrachtet aussergewöhnlich und dürfte auf eine besonders schnelle Verschlechterung der ökonomischen Lage hindeuten. Immerhin: Im Juli fiel die Abwärtsdynamik deutlich schwächer aus als noch im Juni, was darauf schliessen lässt, dass die geringere Nachfrage inzwischen im Preis des rotglänzenden Industriemetalls teilweise eingepreist sein könnte.
Was ein schwächelnder "Dr. Copper" signalisiert
Kupfer wird in in zahlreichen Branchen wie der Elektroindustrie, dem Maschinenbau, der Bauindustrie und dem Fahrzeugbau eingesetzt. Ein Preisrückgang des Industriemetalls deutet somit auf eine niedrigere Nachfrage der Unternehmen hin, die wiederum auf einen erwarteten Nachfragerückgang vonseiten der Kunden reagieren. Aus diesem Grund gilt Kupfer als ein besonders frühzeitiger Indikator für Veränderungen innerhalb des Wirtschaftskreislaufes, die sich erst verzögert in den offiziellen Wirtschaftsdaten widerspiegeln. "Kupfer ist ein Vorreiter, ein vorlaufender Indikator", erklärte Marktexperte Robert Rethfeld von Wellenreiter-Invest im Gespräch mit "tagesschau.de". Insofern sei der Kupferpreis vergleichbar mit der Zinsstrukturkurve bei Anleihen: Ist diese so wie derzeit invers (das heisst Anleihen für 2-jährige US-Treasury Bonds bringen eine höhere Rendite als 10-jährige), deutet dies ebenfalls auf eine wirtschaftliche Abkühlung hin, so Rethfeld. Somit könnten der Kupferpreisrückgang zusammen mit der inversen Zinsstrukturkurve als Vorboten einer globalen Rezession interpretiert werden.
"Der Kupferpreis signalisiert, dass die Inflation ihren Höhepunkt erreicht haben dürfte", führte Rethfeld aus. "Sollte Kupfer nun noch weiter fallen, dann verstärkt sich das Momentum in Richtung Rezession." Auch weitere Rohstoffpreise, wie unter anderem der Ölpreis oder der Aluminiumpreis, haben in den vergangenen Wochen eine schwächere Tendenz offenbart. Einerseits könnte dies die Inflation etwas reduzieren, andererseits deutet die geringere Nachfrage nach den Ressourcen auf eine schwächere Lage der Unternehmen hin und zeigt deshalb Rezessionsgefahren auf.
Analysten reduzieren Kupfer-Preiserwartung
Auch die Analysten reagieren auf die veränderte Lage am Kupfermarkt. Rechnete Goldman Sachs zuvor noch mit einem steigenden Kupferpreis angesichts anhaltender Nachfrage bei weiteren Angebotsengpässen, erwartet die US-Investmentbank inzwischen eine fallende Nachfrage. Das erwartete Preisniveau von Kupfer in drei Monaten stufte die Bank von 8'650 US-Dollar auf nun nur noch 6'700 US-Dollar runter. Das Team rund um Analyst Nicholas Snowdon begründete die veränderte Erwartungshaltung unter anderem auch mit den erwarteten europäischen Energieengpässen im Winter, worunter die Konsumentennachfrage ebenso wie die industriellen Aktivitäten leiden dürften. Sollte es tatsächlich zu dem befürchteten Gas-Notstand kommen, könnte der Kupferpreis sogar auf 4'000 US-Dollar fallen, prognostizierte die Bank of America.
Wer unter der "Dr. Copper"-Krise am meisten leidet
Hauptleidtragende des Kupferpreisrückgangs sind zuvorderst die grössten Kupfer-Exportstaaten Chile, Peru, China und Kongo. Besonders die Wirtschaft Chiles, das laut Daten von "23degrees.io." 5,6 Prozent des globalen Kupferangebots fördert, weist eine hohe Korrelation zum Preis des rötlichen Schwermetalls auf: Ist dieser hoch, floriert zumeist auch die chilenische Wirtschaft - und vice versa. Darüber hinaus ächzen die kupferfördernden und -verarbeitenden Unternehmen unter der Preisflaute. So hat die Aktie des grössten deutsche Kupferverarbeiters, des MDAX-Unternehmens Aurubis, im Zuge des Kupferpreisverlusts enorm an Wert verloren. Betrug der Preis für ein Wertpapier des Hamburger Unternehmens während des Kupferpreishochs im März zeitweise noch 115 Euro, müssen inzwischen nur noch 70,22 Euro für einen Anteilschein bezahlt werden (Stand: Schlusskurs vom 29. Juli 2022). Auch die internationalen Kupfer-Giganten wie Glencore, Rio Tinto oder Freeport-McMoRan haben sich von ihren Jahreshochs deutlich entfernt.
Was ein Kupfer-Tief für die Börsen bedeuten könnte
Andererseits könnte ein Kupfer-Tief auch Positives mit sich bringen: In der Wirtschaftsgeschichte war ein solches nämlich zumeist gleichbedeutend mit dem tiefsten Punkt der Börsenkurse. Bei einem endgültigen Kupfertief "würden wir auch ein Ende des Bärenmarktes bei Aktien sehen", unterstrich Marktexperte Rethfeld. Er fügte einen Verweis auf die Finanzkrise hinzu: Damals erreichte der Kupferpreis bereits im Dezember 2008 sein Tief, die Aktienmärkte folgten drei Monaten später im März 2009. So könnte auch dieses Mal eine abgeschlossene Bodenbildung beim Kupfer-Preis eine nachhaltige Börsenerholung signalisieren.
Redaktion finanzen.ch
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