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Experten-Kolumne 29.05.2015 12:14:59

Die erste Zins-Anhebung ist die leichteste

Kolumne

Erfahrungen aus Japan und Schweden zeigen, dass eine Anhebung des Leitzinses weg von der Nullgrenze schwierig ist. Die US-Zentralbank wird dennoch der Nullgrenze zu entkommen versuchen.

Wie die Erfahrungen der Notenbanken in Japan und Schweden nahelegen, ist es gar nicht so einfach, sich von der Nullgrenze zu lösen. So senkten die Währungshüter beider Länder ihre Leitzinsen auf null, um sie später in Erwartung eines Aufschwungs wieder zu erhöhen. Doch wie die aus der griechischen Mythologie bekannte Figur Sisyphus, der seinen Stein zum Gipfel des Berges hinaufrollte, sahen sie sich angesichts der schwachen Inflation und der stärkeren Währungen schlussendlich gezwungen, ihre Zinsen wieder bis auf null "hinabzurollen". 

Die US-Federal Reserve (Fed) ist auf dem besten Weg, die nächste Zentralbank zu werden, die versucht, der Untergrenze von null zu entkommen. 

Aus Erfahrungen lernen

Womöglich honorierte US-Notenbankchefin Janet Yellen jene Erfahrungen der anderen Notenbanker, als sie vergangene Woche mit folgender Aussage zur Vorsicht mahnte: "Für den Zeitraum nach der ersten Leitzinsanhebung rechne ich mit einem langsamen Tempo der Normalisierung", und es könne "mehrere Jahre dauern, bis die Federal Funds Rate zu ihrem normalen, längerfristigen Niveau zurückkehrt". 

Die Entwicklungen der US-Konjunktur suggerieren, dass eine Erhöhung des US-Leitzinses durchaus berechtigt ist. Da die Arbeitslosigkeit auf nahezu fünf Prozent sinkt, nähert sich die Nachfrage nach Arbeitskräften dem Punkt, an dem die landesweiten Löhne und Gehälter für gewöhnlich zu steigen beginnen. Das wachsende verfügbare Einkommen der Haushalte, das der zunehmenden Beschäftigung und dem Rückgang der Energiepreise zu verdanken ist, hat eine nachfragesteigernde Wirkung. Gleichzeitig steigt die Kerninflation allmählich an. 

Leitzins wird niedriger bleiben als zuvor

Die erste Zinsanhebung wird die leichteste sein. Dabei wird die Fed vor der Frage stehen, in welchem Maße sie ihre Geldpolitik im Laufe des bevorstehenden Konjunkturzyklus straffen können wird. 

Ich glaube, dass das verhaltenere Wachstum der Bevölkerung im erwerbsfähigen Alter und die hohen Schuldenlasten wahrscheinlich verhindern werden, dass das Wirtschaftswachstum in den USA wieder auf das hohe Tempo der Vergangenheit gelangt - somit wird der neue Dauerzustand des US-Leitzinses niedriger sein als zuvor. Unseres Erachtens könnte die neue längerfristige Norm bei zwei Prozent liegen und nicht bei den bisherigen vier Prozent. Doch selbst das Erreichen dieser zwei Prozent könnte sich als Herausforderung erweisen. 

US-Dollar im Auge behalten

In Europa und Japan läuft die Geldpolitik auf Autopilot, da sich die Währungshüter beider Regionen verpflichtet haben, in großem Umfang Anleihen zu kaufen. Diese Kombination - eine Fed, die ihre Zinsen anhebt, während EZB und BOJ eine Lockerungspolitik betreiben - dürfte dem US-Dollar weiteren Auftrieb verleihen. Mit der Eindämmung des US-Exportwachstums und des Importpreisanstiegs wird der stärkere Greenback wohl einen ähnlichen Effekt haben wie eine Erhöhung des US-Leitzinses. 

Außerdem sind nicht alle US-Wirtschaftsindikatoren auf dem Weg der Besserung: Wie die industrielle Fertigung, die Produktion und die Handelsumsätze signalisieren, dürfte sich das schwächelnde Wachstum vom Jahresanfang auch im zweiten Quartal fortsetzen. 

Während eine Erholung des weltweiten Wirtschaftswachstums sehr wünschenswert ist, sollten Anleger den US-Dollar gut im Auge behalten. Zu viel Stärke könnte dazu führen, dass es den USA letzten Endes so ergeht wie Japan und Schweden.

Andrew Bosomworth: Managing Director, Leiter des deutschen Portfoliomanagements bei PIMCO in München

Der obige Text spiegelt die Meinung des jeweiligen Kolumnisten wider. Die finanzen.net GmbH übernimmt für dessen Richtigkeit keine Verantwortung und schliesst jegliche Regressansprüche aus.

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