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Experten-Kolumne 05.03.2015 11:10:57

Die USA sind keine Insel

Kolumne

Gegensätzliche Signale vom US-Finanzmarkt stellen Anleger vor ein Rätsel. Wie kommen diese Entwicklungen zustande und wie können sie interpretiert werden.

Die Entwicklungen am US-Finanzmarkt stellen Anleger vor Rätsel. Einerseits wächst die US-Wirtschaft dynamisch und gewinnt an Stärke, ebenso der US-Arbeitsmarkt. Dagegen signalisiert die Notenbank Fed, dass sie sich Zeit lassen will mit Zinserhöhungen. Während der Aktienmarkt von einem Allzeithoch zum nächsten jagt, ist der Renditeunterschied von 5- zu 30-jährigen US-Staatsanleihen innerhalb des vergangenen Jahres auf 100 Basispunkte zusammengeschmolzen. Solche flacheren Zinskurven sind üblicherweise Vorboten schwächeren Wachstums oder gar einer Rezession.

Unterschiedliche Signale sind gesondert zu betrachten

Es gibt vier mögliche Erklärungen für dieses Rätsel. Zunächst einmal blicken Arbeitsmarktdaten in die Vergangenheit. Dass seit letztem Jahr jeden Monat im Schnitt 259.000 neue Jobs geschaffen wurden, sagt wenig über die Zukunft aus. Zudem könnte die Fed die Zinsen später erhöhen als eigentlich nötig wäre um sicher zu sein, dass die Erholung robust genug ist. Als der damalige Fed-Chef Ben Bernanke 2013 einen möglichen Rückzug der Fed aus den Anleihenkäufen in den Raum stellte, schossen die Hypothekensätze nach oben und die Kosten der Hausfinanzierung verteuerten sich signifikant. Drittens hat der Rückgang des Ölpreises zu einem Rückgang der Inflation und der Inflationserwartungen geführt. Die Prognosen der Fed liegen unterhalb des Zielwertes von zwei Prozent für 2016 und 2017. Bei solch geringen Inflationserwartungen verlangen Anleiheninvestoren geringere Risikoprämien.  Und schließlich befinden sich die USA und  Europa in unterschiedlichen Konjunkturzyklen. Die Fed steht recht alleine da mit ihren Zinserhöhungen. Dagegen haben 18 andere Zentralbanken dieses Jahr die Zinsen gelockert. Angesichts ultra-geringer und teils sogar negativer Zinssätze sowie eines schwachen Wachstums in Europa und Asien dürften Investoren US-Dollar-Assets kaufen. Kein Wunder also, dass der US-Dollar stark ist.  Und da ein starker Dollar die US-Importpreise und die globale Nachfrage nach US-Exporten dämpft, könnte die flachere Zinskurve darauf hinweisen, dass die Fed die Zinsen nicht so stark anheben muss wie ursprünglich erwartet wurde.

Auch die Fed kann sich kein Alleingang leisten

Wir erwarten, dass die Fed zwischen Juni und September erstmals die Zinsen erhöhen wird und abhängig von der Datenlage nochmals vor Jahresende. Die Zinskurve dürfte sich in der Folge noch weiter verflachen und der Dollar stärker werden. Doch die USA sind keine Insel. Ob die Fed die Zinsen noch weiter erhöhen wird, hängt vor allem davon ab, ob der Rest der Welt ebenfalls aufschließen kann oder ob die flache Zinskurve doch ein Vorbote einer schwächeren Konjunktur ist.

Andrew Bosomworth: Managing Director, Leiter des deutschen Portfoliomanagements bei PIMCO in München

Der obige Text spiegelt die Meinung des jeweiligen Kolumnisten wider. Die finanzen.net GmbH übernimmt für dessen Richtigkeit keine Verantwortung und schliesst jegliche Regressansprüche aus.

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