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Experten-Kolumne 23.04.2019 10:13:33

Hilfsaktion mit Nebenwirkungen

Kolumne

Für Banken in der Eurozone mit starkem Einlagengeschäft, deren Profitabilität von negativen Zinsen stark beeinträchtig wird, hatte EZB-Präsident Mario Draghi kürzlich gute Neuigkeiten, als er sagte: "Wenn es nötig ist, müssen wir über mögliche Massnahmen nachdenken, die die Vorteile negativer Zinsen für die Wirtschaft bewahren, aber gleichzeitig die Nebeneffekte, wenn es welche gibt, abfedern."

Banken im Euroraum müssen einen Teil ihrer Einlagen bei den nationalen Notenbanken als Mindestreserven halten. Während Mindestreserven zu null Prozent verzinst werden, werden alle anderen sogenannten Überschussreserven bei minus 0,4% vergütet. Bei 1,8 Billionen Euro Überschussreserven ergibt das einen Strafzins von 7,3 Milliarden Euro jährlich. Die EZB prüft nun, Banken durch eine Staffelung der Strafzinsen, sogenanntes "Tiering," zu entlasten. Ein Allheilmittel wird es nicht sein.

Zum einen stellt jeder Euro Entlastung der Banken quasi einen Fiskaltransfer vom Steuerzahler zu den Banken da. Dafür bedarf es einer geldpolitischen Rechtfertigung, etwa einer Störung des Transmissionsmechanismus der Geldpolitik. Angesichts der positiven Entwicklung des Kreditwachstums in den Ländern mit den höchsten Überschussreserven scheint eine Staffelung kaum gerechtfertigt. Zudem zeigen unsere Simulationen, dass infolge einer Befreiung von den Strafzinsen der unbesicherte Tagesgeldsatz steigen könnte. Nicht dramatisch, aber doch kontraproduktiv zu dem, was die EZB signalisieren möchte.

Letztlich brächte jede weitere Zinssenkung dem Bankensektor insgesamt mehr Kosten als Nutzen. Banken zahlen Sparern de facto null Prozent auf die 13 Billion Euro Einlagen im Gesamtsystem. Während es für Einzelpersonen, die ihre Guthaben in Bargeld wechseln könne, keine Negativzinsen gibt, müssen Banken ihrer Einlagen zu Marktkonditionen anlegen. Je tiefer das Zinsniveau unter null sinkt, umso geringer das Nettozinseinkommen der Banken. Daran dürfte auch Tiering wenig ändern.

von Andrew Bosomworth, PIMCO

Andrew Bosomworth: Managing Director, Leiter des deutschen Portfoliomanagements bei PIMCO in München

Der obige Text spiegelt die Meinung des jeweiligen Kolumnisten wider. Die finanzen.net GmbH übernimmt für dessen Richtigkeit keine Verantwortung und schliesst jegliche Regressansprüche aus.

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