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Zweitnotierung gefragt 26.04.2022 22:38:00

IPOs rückläufig: Börsengänge in Hongkong auf niedrigstem Niveau seit Beginn der Corona-Krise

IPOs rückläufig: Börsengänge in Hongkong auf niedrigstem Niveau seit Beginn der Corona-Krise

Nach einem starken Jahr 2021 schafften es in Hongkong im ersten Quartal 2022 so wenige neue Unternehmen an die Börse wie zuletzt zum Beginn der Corona-Pandemie. Neben globalen Faktoren hängt die Flaute auch mit Massnahmen gegen chinesische Tech-Konzerne zusammen.

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• Hongkong-IPOs fallen hinter Vorjahr zurück
• Mehrere Belastungsfaktoren
• Weltweite IPO-Flaute

Schwaches erstes IPO-Quartal 2021 in Hongkong

Das IPO-Jahr 2022 kommt in Hongkong bisher nicht richtig in die Gänge. Während im ersten Quartal 2021 bereits 32 Unternehmen an der Hongkonger Börse gelistet wurden, beläuft sich die Zahl der Neuzugänge im ersten Quartal 2022 auf zwölf, wie Daten des Wirtschaftsprüfers Ernst & Young belegen. "Bloomberg" zufolge haben die zwölf Börsen-Neulinge mit dem Listing insgesamt 1,86 Milliarden US-Dollar eingenommen. Damit liegen die Einnahmen nur knapp über denen aus dem ersten Quartal 2020, das IPO-technisch coronabedingt schmäler ausfiel. Mit dem Beginn der Pandemie wurden Abschlüsse der Deals deutlich beeinträchtigt und verschoben, so die Agentur.

Zwar seien die wenigen Unternehmen, die es in diesem Jahr an die Börse gewagt haben, durch Ankerinvestoren unterstützt worden, die Aktienkurse der Neulinge standen seit dem Börsendebüt aber unter Druck, wie Bloomberg weiter berichtet. So habe etwa der Dauermagnethersteller JL MAG Rare-Earth mit 544 Millionen US-Dollar den grössten Hongkong-IPO in diesem Jahr vollzogen, der zur Hälfte von nur fünf Investoren gestemmt wurde, seit dem Handelsstart mussten die Papiere des chinesischen Konzerns aber bereits deutlich einbüssen.

Volatilität, Corona und Tech-Regularien belasten IPO-Markt

Die Gründe für die Antriebslosigkeit im Hongkonger IPO-Geschäft sind vielzählig, wie EY-Analyst Eric Minuskin erklärt. "In Hongkong war die IPO-Aktivität aufgrund der jüngsten Marktvolatilität, eines schweren Ausbruchs von Omikron-Fällen und eines relativ starken Rückgangs der lokalen Börsenindizes deutlich geringer", heisst es in seinem Bericht. "Während die Zahl der Transaktionen in Festlandchina ebenfalls leicht rückläufig war, stiegen die Erlöse im Jahresvergleich, da drei der sieben Mega-Börsengänge im ersten Quartal 2022 stattfanden."

Darüber hinaus dürften Chinas verschärfte Massnahmen gegen heimische Tech-Unternehmen, die einen Börsengang im Ausland planen, zum IPO-Abschwung beigetragen haben, der bereits seit Juli 2021 zu erkennen sei, wie Bloomberg schreibt. So müssen Online-Konzerne, die mehr als eine Million Nutzer verbuchen, seit dem 15. Februar 2022 eine Sicherheitsprüfung durchlaufen, bevor es zum Listing im Ausland kommt, so die Nachrichtenagentur "Reuters". Seit dem 1. März sollen Nutzer der Firmen ausserdem besser geschützt werden, indem sie einfacher Zugriff auf ihre Daten bekommen.

Weltweiter Rückgang an Börsengängen erkennbar

EY zufolge geht der Rückgang der Börsengänge in Hongkong aber auf eine weltweite IPO-Flaute zurück. Nachdem 2021 noch ein Rekordhoch von 2'436 Börsengängen verzeichnet wurde, kam es im bisherigen Jahresverlauf zu einer deutlichen Gegenbewegung. "Der plötzliche Umschwung kann auf eine Reihe von Problemen zurückgeführt werden, sowohl auf neue als auch auf bestehende", so Minuskin. "Dazu gehören die Zunahme der geopolitischen Spannungen, die Volatilität der Aktienmärkte, die Preiskorrektur bei überbewerteten Aktien aus den jüngsten Börsengängen, die wachsende Besorgnis über einen Anstieg der Rohstoff- und Energiepreise, die Auswirkungen der Inflation und möglicher Zinserhöhungen sowie das COVID-19-Pandemierisiko, das eine vollständige Erholung der Weltwirtschaft weiterhin behindert." Im Gleichschritt mit dem allgemeinen IPO-Rückgang reduzierten sich auch SPAC-Fusionen und Mega-IPOs, die laut EY mehr als eine Milliarde US-Dollar einbringen. Diese omnipräsente Unsicherheit habe dazu geführt, dass zahlreiche Börsendebüts verschoben wurden.

Klares Umfeld für chinesische Tech-Konzerne gefordert

Um die IPO-Situation in Hongkong zu entspannen, müsste das regulatorisches Umfeld für Börsenkandidaten geklärt werden, fordert Bloomberg-Analystin Sharnie Wong. Dass dies aber in naher Zukunft geschehe, hält die Expertin für unwahrscheinlich. "Das zweite Quartal könnte zu früh für einen starken Aufschwung sein", so Wong. Sollte es am Markt aber dennoch weniger volatil zugehen, könnten sich auch wieder mehr Börsenkandidaten aus der Reserve locken lassen. Laut Bloomberg stehen mit PAG, Hozon New Energy Automobile und der Belle Fashion Group Börsengänge in den Startlöchern, die jeweils eine Milliarde US-Dollar oder mehr einbringen könnten.

Zweitnotierung in Hongkong als Sicherheitsgarant

Höhere Risiken - wie ein Auslandslisting - haben bei chinesischen Unternehmen laut Bloomberg zur Folge, dass die Bewertungen in Mitleidenschaft gezogen werden. Daher könnten betreffende Firmen, die bereits in den USA gehandelt werden, dieses Risiko durch eine Notierung in Hongkong reduzieren, müssen dabei aber weder neue Anteile verkaufen noch das Kapital erhöhen. Diese Strategie verfolgte bereits der E-Autohersteller NIO, der seit 2018 an der NYSE notiert ist und im März 2022 den Weg an die Börse in Hongkong fand. Bloomberg zufolge könnte auch Tencent die Zweitnotierung in der Sonderverwaltungszone wagen.

Für den chinesischen Uber-Konkurrenten DiDi Global ging ein ähnlicher Plan aber nicht auf: Obwohl die chinesische Regierung Einwände hatte, schaffte der Fahrdienstvermittler im Juni 2021 den Sprung an die Wall Street. Im Dezember hiess es dann, dass man sich wieder von der NYSE verabschieden wolle und stattdessen das Hongkong-Listing anstrebe. Gegenwind kam jedoch von Regierungsstellen, weswegen die IPO-Pläne offenbar auf Eis gelegt wurden.

Redaktion finanzen.ch

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Bildquelle: leungchopan / Shutterstock.com,dencg / Shutterstock.com

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