Experten-Kolumne |
05.07.2016 10:41:18
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Der Brexit hinterlässt ein ungutes Bauchgefühl
Kolumne
Auch wenn die Märkte bereits erste Erholungserscheinungen nach dem Brexit-Votum aufweisen, bleibt beim Anleger ein ungutes Bauchgefühl hängen. So bleiben besonders auch bei der Währungsunion Unsicherheiten bestehen.
Zwar erholen sich die Märkte nach den ersten Brexit-Turbulenzen, doch sind noch längst nicht alle Segmente zu den Niveaus vor der Abstimmung zurückgekehrt. Die Renditen von qualitativ hochwertigen Staatsanleihen sind rund um den Globus niedriger, wie auch viele Aktienindizes nachgegeben haben. Zugleich hat Gold sich verteuert.
Das ist logisch, denn mehrere der Konsequenzen des Votums sind dauerhaft und haben einen gemeinsamen Nenner: Unsicherheit. Diese aber ist schlecht für Anleger, schlecht für Wachstum - und daher bedeutend für Finanzanlagen, deren Kurse abhängig von Wachstum sind.
Schlechtes Zeichen für die Währungsunion
Für die Eurozone könnte der Wachstumsschock ein Minus von 0,3 % für dieses Jahr bedeuten - moderat, aber nicht irrelevant für eine Volkswirtschaft, die jetzt schon nur um etwa ein Prozent zulegt. Ich sorge mich allerdings weniger um die Auswirkungen auf das Wachstum in der Eurozone. Die EZB wird hier vermutlich mit einer Ausweitung ihres Aufkaufprogramms über den März 2017 hinaus reagieren und gegensteuern. Was mehr Sorgen macht, ist das Signal, das Großbritanniens Votum aus dem Bauch heraus gegen die Europäische Union an die Bürger in der Währungsunion gesandt hat.
Denn wenn bereits die Vorbehalte gegen die EU so stark sind, wie verhält es sich dann mit der Währungsunion? Es ist die einzige Währungsunion weltweit mit einer dezentralisierten Steuer- und Finanzpolitik. Dazu eine mit komplizierten Regeln wie "Two-Pact", "Six-Pact" und "Fiscal Compact", die nicht nur für viele unverständlich sondern auch in der Realität nicht durchweg erfolgreich waren. Die Parlamentswahlen in den Niederlanden, Frankreich und Deutschland im kommenden Jahr oder das italienische Referendum über die dortige Verfassungsreform im Oktober - alle diese Abstimmungen könnten potenziell ein Misstrauensvotum umfunktioniert zu werden. Ein Votum gegen die undurchsichtigen Regeln, die das Funktionieren des Euro bedingen.
Das ungute Bauchgefühl zeigt sich auch in den zuletzt zwar insgesamt stabilen aber eben doch schwankungsanfälligeren Märkten. Als Anleger gilt es in diesem Umfeld mit Bedacht zu agieren. Wir erleben derzeit zwar Märkte, die sich erstaunlich stabil erweisen, doch die Unsicherheiten nehmen zu.
Andrew Bosomworth: Managing Director, Leiter des deutschen Portfoliomanagements bei PIMCO in München
Der obige Text spiegelt die Meinung des jeweiligen Kolumnisten wider. Die finanzen.net GmbH übernimmt für dessen Richtigkeit keine Verantwortung und schliesst jegliche Regressansprüche aus.
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