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Experten-Kolumne 11.09.2015 09:48:59

Schwellenländer bremsen die Fed

Kolumne

Die jüngste Volatilität an den Rohstoff- und Aktienmärkten wirft einen Schatten der Unsicherheit über die Zusammensetzung und die Dynamik des globalen Wirtschaftswachstums. Während die Konjunkturdaten in den USA zuletzt insgesamt robust waren, liefern die Entwicklungen im Rest der Welt der US-Notenbank Fed gute Gründe, mit einer Zinserhöhung vorsichtig zu sein.

Europa und Japan werden in diesem Jahr voraussichtlich ein Wirtschaftswachstum von 1% oder etwas darüber verzeichnen. Das ist zwar mehr als im vergangenen Jahr, aber nicht genug, um den Rückgang in den Schwellenländern auszugleichen. Denn gerade wegen der Schwellenländer, allen voran China, werden die Prognosen für das weltweite Wachstum derzeit nach unten revidiert.

Der Konjunkturzyklus in den Schwellenländern ist wiederum eng mit deren Währungs- und Devisenreservepolitik verknüpft.  Im Falle einer anfänglich unterbewerteten Währung steigen normalerweise die Devisenreserven, da die Zahlungsbilanz aufgrund der Exporte und der in das Land fliessenden ausländischen Investitionen zu einem Überschuss neigt. Die quantitativen Lockerungsmassnahmen der Industrieländer wirken wie ein zusätzlicher Katalysator für ausländische Investitionen, da die Anleger ausserhalb ihrer Heimatmärkte nach höheren Renditen Ausschau halten.

Ohne ausgleichende Massnahmen zur Liquiditätsabschöpfung erzeugen steigende Devisenreserven jedoch ebenso wie eine quantitative Lockerung die Geldmenge. Gegebenenfalls führt diese Liquidität zu einer höheren Inflation und zu einer Aufwertung des realen effektiven Wechselkurses, obwohl der nominale Wechselkurs gegebenenfalls festgelegt ist. Ein steigender realer effektiver Wechselkurs hat den Verlust der Wettbewerbsfähigkeit eines Landes zur Folge, da er einen Rückgang des Leistungsbilanzüberschusses bewirkt und möglicherweise zu Kapitalabflüssen führt. Schliesslich fällt die Zahlungsbilanz wieder ins Defizit und die Devisenreserven gehen zurück.

In Reaktion auf schwächeres Wirtschaftswachstum suchen viele Schwellenländer nach Möglichkeiten, ihre internationale Wettbewerbsfähigkeit zu verbessern: Eine Möglichkeit dazu besteht in der Abwertung des nominalen Wechselkurses, also genau das, was viele Schwellenländer, insbesondere China, in diesem Jahr getan haben. Wenn Schwellenländer ihre Währung abwerten oder Devisenreserven verkaufen, entspricht das teilweise dem Effekt einer geldpolitischen Straffung durch die US-Notenbank Fed. Kurzfristig bedeutet dies daher etwas weniger Druck auf die Fed, die Zinsen tatsächlich zu erhöhen, und weniger Aufwärtsdruck auf sehr kurzfristige US-Zinsen. Angesichts der jüngsten Turbulenzen weltweit möchte die Fed möglichweise nicht den Eindruck vermitteln, dass sie selbst zu noch mehr Unsicherheit beiträgt. Obwohl weiterhin eine geringe Möglichkeit besteht, dass die Fed die Zinsen im September oder Oktober anhebt, denken wir, dass sie bis Dezember damit warten wird. Der gesamte Pfad der Zinserhöhung ist aber von grösserer Bedeutung als der Zeitpunkt der ersten Erhöhung. Hier erwartet PIMCO nach wie vor, dass der neutrale Leitzinssatz im Durchschnitt in der Zukunft eher bei 2% als bei den 4% der Vergangenheit liegen wird.

Andrew Bosomworth: Managing Director, Leiter des deutschen Portfoliomanagements bei PIMCO in München

Der obige Text spiegelt die Meinung des jeweiligen Kolumnisten wider. Die finanzen.net GmbH übernimmt für dessen Richtigkeit keine Verantwortung und schliesst jegliche Regressansprüche aus.

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