Experten-Kolumne |
08.02.2016 09:18:39
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Negative Zinsen: teilweise erfolgreich
Kolumne
Während negative Leitzinsen weltweit immer stärkere Verbreitung finden - neben der Schweiz und der Eurozone auch Dänemark, Schweden, und nun auch Japan -, gehen die Meinungen über ihre Effizienz auseinander.
Theoretisch wirken negative Zinssätze über zwei Kanäle: Erstens tragen sie wie jede Zinssenkung dazu bei, die Kreditkosten zu senken und ermutigen die privaten Haushalte und Firmen, ihre Ausgaben zu erhöhen. Zweitens helfen sie - in Kombination mit den Anleihekäufen der Zentralbank -, die Zinsprämien zu senken. Da Anleger Wertpapiere mit negativer Rendite durch riskantere Anlagen mit positiver Rendite ersetzen, gehen die Risikoprämien zurück.
Bei der Beurteilung der Effizienz sollte man sich nicht von der so genannten Geldillusion täuschen lassen. Berücksichtigt man die Inflation, wird deutlich, dass negative reale Zinsen gar nichts so Besonderes sind: Nach Angaben der Bundesbank nahmen die realen Zinsen auf Spareinlagen in Deutschland seit den späten 1960er-Jahren regelmäßig ein negatives Vorzeichen an. Das Besondere an negativen Nominalzinsen ist lediglich, dass sie den Verlust der Kaufkraft greifbarer machen - gegenüber dem schleichenden Verlust durch die Inflation.
Negativzinsen könnten an Wirkung verlieren
Zurück zur aktuellen Situation: Negative nominale Zinssätze haben tatsächlich zur Senkung der Risikoprämien beigetragen, insbesondere bei Anleihen mit kurzer Restlaufzeit. Sogar dreimonatige Schatzwechsel aus Portugal - einem mit BB-Bonität bewerteter Land - erbringen eine negative Rendite.
In ihrer Fähigkeit, die Risikoprämien zu senken, könnten die Negativzinsen dennoch allmählich an Wirkung verlieren: Denn trotz der negativen Zinssätze weiteten sich die Zinsprämien zwischen Staatsanleihen europäischer Kernländer und Hochzinsanleihen zuletzt weiter aus. So ist seit der Einführung der Negativzinsen im Jahr 2014 die Rendite des europäischen High-Yield-Marktes von 3,8% auf 5,5% geklettert, während die Rendite zweijähriger deutscher Staatsanleihen von knapp über Null auf -0,3% gesackt ist. Das sendet eine klare Botschaft: Wenn die Aussichten für risikoreiche Anlagen ungewiss sind, könnten Anleger offenbar den absehbaren sicheren Verlust durch negative Zinsen dem unbekannten und unabsehbaren Verlust durch riskantere Positionen vorziehen. Die ersten Erkenntnisse deuten darauf hin, dass negative reale Leitzinsen hilfreich sind - ein Allheilmittel sind sie aber nicht.
Andrew Bosomworth: Managing Director, Leiter des deutschen Portfoliomanagements bei PIMCO in München
Der obige Text spiegelt die Meinung des jeweiligen Kolumnisten wider. Die finanzen.net GmbH übernimmt für dessen Richtigkeit keine Verantwortung und schliesst jegliche Regressansprüche aus.
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