Experten-Kolumne |
08.11.2016 09:50:01
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Zinspolitik: Schwierige Etappen voraus
Kolumne
Die enormen Anstrengungen der EZB der vergangenen Jahre haben die Euro-Finanzmärkte stabilisiert, zugleich jedoch in Abhängigkeit von fortlaufenden Anreizen getrieben. Die schwierige Entwöhnung von der ultralockeren Geldpolitik dürfte uns im nächsten Jahr noch intensiv beschäftigen.
Die Relevanz der Frage wurde erstmals deutlich, als der damalige Fed-Vorsitzende Ben Bernanke im Mai 2013 andeutete, die US-Notenbank könne ihre Wertpapierkäufe drosseln. Daraufhin schossen die Anleihenrenditen und Risikoprämien weltweit in die Höhe. Ähnliche Tendenzen zeigten sich in letzter Zeit auch im Euroraum. Die Logik des Marktes scheint klar: Wenn zusätzliche Wertpapierkäufe für niedrigere Realzinsen sorgen, muss eine Drosselung zu einem Anstieg dieser Zinsen führen.
Geldpolitische Schwebe
Die Sichtweise ist im Kern richtig, allerdings spielen auch die Rahmenbedingungen eine Rolle. So sind die Renditen von US-Staatsanleihen derzeit etwa so hoch wie kurz vor Bernankes Äußerungen im Jahr 2013. Mindestens so wichtig wie Anleihenkäufe sind das Wachstum und die Inflation. Beide dürften auf absehbare Zeit gering ausfallen. Und zudem wird die EZB die Folge jeder Maßnahme abschätzen. Sie möchte dabei nur ungern zur Quelle erneuter Volatilität werden. Im schlimmsten Falle könnte die Notenbank in einer geldpolitischen Schwebe enden: unfähig, ihre Wertpapierkäufe zu beenden, da sie weiterhin für stabile Staatsanleiherenditen sorgen möchte, und unfähig, ihre Wertpapierkäufe fortzusetzen, ohne dabei über die Stränge ihres Mandats zu schlagen.
Auch, wenn die EZB sich vorerst betont locker gibt. Vor uns liegt ein langer Weg aus der quantitativen Lockerung und Negativzinsen. Anleger sollten für Phasen der Volatilität gewappnet sein, etwa indem langlaufende Anleihen und risikobehaftete Anlagen vorsichtig reduziert werden.
Andrew Bosomworth: Managing Director, Leiter des deutschen Portfoliomanagements bei PIMCO in München
Der obige Text spiegelt die Meinung des jeweiligen Kolumnisten wider. Die finanzen.net GmbH übernimmt für dessen Richtigkeit keine Verantwortung und schliesst jegliche Regressansprüche aus.
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